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Berlin: Mit Handschellen zur Berlinale: Sorge vor Filmpiraterie

Berlin : Mit Handschellen zur Berlinale: Sorge vor Filmpiraterie

Die Angst vor Filmpiraten geht auch bei der Berlinale um. Das zeigt sich schon bei der Anlieferung der Filme, die für den Wettbewerb des Festivals gesichtet werden:

„Da kann es schon vorkommen, dass jemand von der Produktion die Kopie persönlich an Handschellen anliefert und dann vor dem Kino wartet, um sie dann gleich nach der Sichtung wieder mitzunehmen”, sagt Berlinale-Chef Dieter Kosslick, der jedoch Verständnis für die Vorsicht hat. Auch die Berlinale hat ein Sicherheitssystem, die Details bleiben jedoch geheim.

Viele Produktionen, die bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin laufen, sind Welt- oder internationale Premieren. Entsprechend hoch ist das Risiko, dass Filme illegal kopiert werden und dann vor dem offiziellen Kinostart im Internet landen. Das kann teuer werden: Laut der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechten (GVU) in Hamburg entsteht durch Raubkopien allein in Deutschland jedes Jahr ein Schaden von mehreren hundert Millionen Euro.

Zwar gibt es Filmversicherungen und jedes Festival hat in der Regel seine Kopien versichert. Dies bezieht sich aber auf Schäden etwa durch Diebstahl oder Feuer. Filmpiraterie werde durch die sogenannte Filmpositiv-Versicherung nicht gedeckt, sagt der Geschäftsführer der Deutschen Filmversicherungsgemeinschaft (DFG) mit Sitz in Hamburg, Robert von Bennigsen.

Der durch Raubkopien entstehende Schaden lasse sich nicht beziffern, sagt der Inhaber des Bremer Medienbüros Nord der Zürich Versicherung, Hanno Buerhop. Niemand könne bei einem Film, der noch nicht uraufgeführt wurde, vorhersagen, ob dieser tatsächlich ein kommerzieller Erfolg werde.

Filmfestivals zahlen eine Versicherungsprämie, in der dann alle Kopien eingeschlossen sind. Laut von Bennigsen sind die Kosten dafür gering, sie betragen rund 4,5 Prozent auf den Wert einer Filmkopie. Buerhop schätzt die Prämie für ein Festival in der Größenordnung der Berlinale auf eine Höhe von 5000 bis 6000 Euro.

Die Kopienversicherung ist jedoch nur ein Teil der Filmversicherung, die eigentlich dazu dient, die Produktion an sich abzusichern. Die meisten von Versicherungen bezahlten Schäden resultieren laut von Bennigsen aus Erkrankungen oder Unfällen von Schauspielern, Regisseuren oder Kameraleuten und aus Beschädigungen von Filmmaterial, Set-Installationen oder teuren Requisiten.

Der Abschluss einer Filmversicherung gehört nach Angaben von Buerhop wegen des wirtschaftlichen Risikos auch zu den Bedingungen der Filmförderungen. „Es geht um Millionenbeträge”, betont er.

Die Prämien orientieren sich wie bei jeder anderen Versicherung auch am Risiko: Bei einem Film ohne Stunts und Auslandsreisen könne diese bei rund 50 000 Euro liegen, „ein James Bond würde schon erheblich teurer werden”, sagt Buerhop.