Köln/Wolfsburg : Männerschmuck: Der eigene Stil kann sich auch im Sommer sehen lassen
Köln/Wolfsburg Im Sommer kommen Entgleisungen besonders schnell ans Licht. Denn ein offenes Hemd lässt Blicke auf die Männerbrust zu, und kurze Ärmel zeigen die Handgelenke. Für manchen kann die Goldkette da nicht dick genug sein, das krause Brusthaar bekommen Betrachter gratis dazu.
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Ob Männer Schmuck tragen sollen und welchen, ist nie so wichtig wie im Sommer. Und darüber, was den Mann stilvoll ziert, gehen die Meinungen der Fachleute weit auseinander.
Gesellschaftlich akzeptiert ist der Schmuck für den Herren auf jeden Fall: Fußball-Helden wie David Beckham zieren sich damit, Hollywood-Berühmtheiten wie Brad Pitt tragen sie, Rap- und Hip-Hop-Größen wie 50 Cent hängen sie gleich pfundweise an den Körper - Ketten, Ohrringe, Armbänder und Ringe zählen für männliche Stars aus Sport und Show längst zum alltäglichen Outfit. Doch auch jenseits der Glamourwelt wächst das Interesse der Herren an Schmuck.
Für Stars gilt wie für alle anderen: „Der Schmuck muss zum Träger passen, nicht umgekehrt. Den eigenen Stil zu treffen ist das Wichtigste”, nennt Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer beim Bundesverband der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte (BJV) in Köln, eine goldene Regel für die richtige Wahl.
Ein weiterer Grundsatz des guten Geschmacks: Weniger ist mehr. „Es ist ähnlich wie beim Schmuck für Damen: Wenn es zu viel ist, wirkt es lächerlich”, sagt Hans-Jürgen Wiegleb, Präsident des Zentralverbands der deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere. Der Goldschmied aus Wolfsburg empfiehlt, mit einem Schmuckstück lediglich Akzente zu setzen.
Dem Mann, der etwas über seine Persönlichkeit oder über seine Neigungen aussagen will, rät Wiegleb zu einer Kette mit Anhänger. Der könnte je nach der Lieblingsportart des Trägers zum Beispiel die Form eines Fußballs oder eines Tennisschlägers haben. „Das liebste Kind des Mannes ist aber das Auto oder das entsprechende Markensymbol”, schildert der Fachmann seine Erfahrung mit Kunden.
Doch ein springendes Ferrari-Pferd als Kettenanhänger auf einer Männerbrust ist anderen ein Gräuel. „Das ist grenzwertig. Da fragt man sich, ob der Träger das nötig hat”, sagt Marianne Montag, Stil- und Benimmexpertin aus Unna. Wer derartigen Schmuck trägt, rücke sich schon sehr in die Ecke der Anhänger dicker Goldketten - dem Sinnbild für schlechten Geschmack und Proletentum. „Abstoßend” nennt das die Fachfrau für gutes Auftreten. Wer auf die Goldkette nicht verzichten will, sollte ein dezentes Modell wählen, das möglichst nicht zu sehen ist.
„Geschmack ist, was gefällt”, meint dagegen weitaus großzügiger BJV-Geschäftsführer Dünkelmann. „Es muss ja nicht jedem gefallen, sondern vor allem dem Träger.” Beim vorherrschenden Trend zur Individualisierung sieht er eigentlich auch für Herrenschmuck keine Tabus. Der Trend für den modischen Mann liege dabei aber eindeutig bei Sachlichkeit in Form und Material. Häufig verwendet an Hals und Handgelenk würden Leder und Kautschuk in Kombination mit poliertem Stahl, Silber, Weißgold und auch Platin. Beim südlichen Männer-Typ dürfte es auch klassischer Goldschmuck sein.
Goldschmied Wiegleb sieht Ringe für den Herrn wieder im Kommen. „Gerade die jungen Männer tragen gerne die einfachen Reifen”, sagt er. Klassisch sei ein Wappen- oder Siegelring, der die eigene Persönlichkeit unterstreicht oder eine Gruppenzugehörigkeit symbolisiert. Stilexpertin Montag warnt aber auch hier vor geschmacklichen Fehlgriffen. „Das muss man dann schon sein eigenes Wappen zur Schau tragen”, betont sie.
Wer sich als Mann stilvoll schmücken will, hat nach Ansicht von Marianne Montag nicht viel Auswahl. Armbänder und Armreifen, im Sommer zu kurzen Ärmeln auffällig getragen, sind für sie ein Tabu. „Da kann man verstehen, dass gut betuchte Männer Uhren als Hobby haben”, sagt sie. Aber auch als modisches Accessoire für Menschen mit schmalerem Geldbeutel tauge der Zeitnehmer. An jedem Handgelenk eine Uhr zu tragen sei bei jungen Leuten sehr witzig, meint Montag.
„Der häufigste Männerschmuck ist immer noch die Uhr”, sagt auch Joachim Dünkelmann vom BJV. Als Zeichen von Geschmack und Status seien mechanische Uhren angesagt, jenseits des Büros auch mit breiten Reptilleder-Armbändern und Zifferblättern in blau, gelb, rot oder orange. Doch wie für allen Schmuck gelte auch für die Uhren: „Billig ist definitiv out. Und wer Fälschungen trägt, kann nicht ganz echt sein”, meint Dünkelmann.
Nicht mehr ganz zeitgemäß sind nach Ansicht der Fachleute Ohrringe. „Die hatten in den achtziger und neunziger Jahren einen Boom, sind aber heute nicht mehr so im Trend”, meint Goldschmiede-Präsident Wiegleb. Ein kleiner Diamant als Ohrzierde für den Mann sei aber auch heute noch häufig zu sehen. Und ausgefallene Wünsche jenseits aller Stildiktate muss der Goldschmied weiterhin erfüllen. „Kürzlich habe ich für einen Kunden ein Spinnennetz mit einer herabhängenden Spinne gefertigt”, berichtet Wiegleb.