Verschwundene Datenträger : Landtag beleuchtet Polizeiskandal zum Kindesmissbrauch
Lügde/Düsseldorf Der Missbrauchs- und Polizeiskandal von Lügde ist am Dienstag ab 15 Uhr Anlass für eine Sondersitzung im nordrhein-westfälischen Landtag. Auf Antrag von SPD und Grünen kommt der Innenausschuss in Düsseldorf zusammen.
Innenminister Herbert Reul (CDU) soll das Gremium über den neuesten Stand der Ermittlungen informieren. In der vergangenen Woche hatte er bekanntgegeben, dass bei der Kreispolizei in Detmold Beweismittel für den massenhaften Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz im lippischen Lügde verschwunden sind.
Opfer sind nach derzeitigem Ermittlungsstand mindestens 31 Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren. Drei Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft sind 155 CDs und DVDs verschwunden, die auf dem Campingplatz und in der Wohnung des Hauptverdächtigen gefunden worden waren.
Reul hatte bereits Polizeiversagen eingeräumt. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Hartmut Ganzke, ermahnte den Minister im Vorfeld, die Verantwortung für die schrecklichen Vorfälle nicht allein bei der Polizei vor Ort abzuladen. Ein Beamter ist bereits suspendiert worden.
Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Verena Schäffer, will von Reul eine Erklärung, warum er als oberster Dienstherr erst so spät über das Verschwinden des Beweismaterials informiert wurde und wie der Verlust so lange unbemerkt bleiben konnte.
Auf dem Campingplatz in Lügde an der Grenze zu Niedersachsen sollen über Jahre mindestens 31 Kinder im Alter zwischen 4 und 13 Jahren missbraucht und dabei gefilmt worden sein. Drei Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.
Die Landtagsopposition will vor allem wissen, warum das Verschwinden des Beweismaterials erst Wochen später aufgefallen ist und wann genau Reul darüber informiert wurde. Es reiche nicht, wenn „Reul alle Verantwortung für den Fall nur bei der Polizei vor Ort ablädt“, kritisierte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Hartmut Ganzke. Ebenso wie die Grünen forderte er umfassende Aufklärung. „Danach wird zu beurteilen sein, welche weiterreichenden Konsequenzen aus diesem schrecklichen Vorfall gezogen werden können.“