Fernseh-Mediziner : „Ich langweile mich halt ungern“
Berlin Gesundheitstipps mit viel Humor: Der Kabarettist und promovierte Mediziner Eckart von Hirschhausen begeistert mit seiner ARD-Sendung „Hirschhausens Quiz des Menschen“ Millionen Zuschauer. Bereits seit zehn Jahren erklärt er im Fernsehen den menschlichen Körper. Welche Zipperlein ihm die Leute auf der Straße zeigen und wie er sich selbst gesund hält.
In einer dreistündigen Spezialausgabe zum Jubiläum treten am heutigen Samstag Prominente wie der Comedian Bernhard Hoëcker, Moderatorin Ina Müller und Hundetrainer Martin Rütter in Spielen und Quizrunden gegeneinander an. Im Interview mit Martin Weber spricht Hirschhausen über lustige Gesundheitstipps, die Corona-Krise und seine eigenen Zipperlein.
Herr von Hirschhausen, in Ihrer Sendung setzen Sie sich auf lustige Weise mit der menschlichen Gesundheit auseinander. Dabei ist das doch ein sehr ernstes Thema, oder?
Eckart von Hirschhausen: Die Sendung gibt es seit zehn Jahren, und sie ist der beste Beweis des Gegenteils. Das Format beruht ja auf meiner Vorarbeit in 25 Jahren auf der Bühne mit medizinischem Kabarett. Als ich dort zeigen konnte, dass die Mischung aus ernsten Themen und Unterhaltung bestens funktioniert, bekam ich die Chance für eine Prime-Time-Show, die es meines Wissens wirklich nicht ein zweites Mal auf der Welt gibt.
An welche Sendungen oder Gäste erinnern Sie sich besonders gern?
Hirschhausen: Mein emotionalster Moment war sicher die Begegnung mit einem Gast, der sein Leben direkt seiner Frau und indirekt der Sendung verdankt. Wir hatten gezeigt, wie einfach eine Herzdruckmassage funktioniert, und dass 100 Mal pro Minute auf den Brustkorb drücken die wichtigste Maßnahme ist, bevor die Profis eintreffen. Eine Frau und ihr Sohn hatten diesen Beitrag gesehen und als der Mann mit einem akuten Herzstillstand zu Hause zusammenbrach, taten sie genau das Richtige: 112 anrufen und sofort drücken. Sie waren erfolgreich, der Mann kam rechtzeitig ins Krankenhaus, hat alles super überstanden. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Sie haben in einer Ausgabe bei sich selbst eine Darmspiegelung vornehmen lassen. Gehörte viel Überwindung dazu?
Hirschhausen: Nein, denn ich sehe ja innen auch nicht anders aus als jeder andere. Ein Freund von mir ist in jungen Jahren an Darmkrebs gestorben, er hatte eine erbliche Form und hätte lange vor dem gesetzlich vorgegebenen Alter von 50 Jahren schon gespiegelt werden müssen – das hätte ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Etwas poetisch formuliert: „Es ist sehr sinnvoll, einmal Licht dorthin zu bringen, wo die Sonne nie scheint!“
Haben Sie eigentlich auch Zipperlein und was machen Sie dagegen?
Hirschhausen: Ich habe wie jeder zweite auch Rücken und gelegentlich kurz Tinnitus. Ich schwimme regelmäßig, fahre Rad und stelle mich bei Live-Konzerten nicht vor die Lautsprecherboxen.
Wie halten Sie sich fit und gesund?
Hirschhausen: Indem ich Dinge tue, die ich sinnvoll finde und die mir Spaß machen. Und meiner seelischen Gesundheit hilft es auch, wenn andere an meinem Tun Freude haben und das sinnvoll finden. Neben meinen Fernsehsendungen sind das vor allem meine Live-Auftritte, dann schreibe ich gerade ein neues Buch über Klimawandel und Gesundheit und leite die beiden Stiftungen „Humor hilft heilen“ und „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“. Und gegen den Bewegungsmangel gehe ich mit „Scientists for Future“ auf die Straße demonstrieren, denn wenn die Klimakrise nicht endlich wirkungsvoll bekämpft wird, wird es sehr ungesund für uns alle.
Wie finden Sie es, wenn wildfremde Menschen Sie auf der Straße um medizinische Tipps bitten?
Hirschhausen: Lustig. Neulich hat tatsächlich jemand vor mir seine Hosenbeine hochgekrempelt, um mir zu seinen Krampfadern eine zweite Meinung zu entlocken.
Haben Mediziner viel an Ihrer Sendung zu meckern?
Hirschhausen: Im Gegenteil, ich wurde gerade für meine Verdienste um die Wissenschaftskommunikation zum Ehrenmitglied der Fakultät der Charité in Berlin ernannt. Das freut mich sehr, gerade weil ich dort ja auch studiert und gearbeitet habe, bevor ich mich der Vermittlung widmete. Für unsere vielen Beiträge mit Menschen mit Behinderungen haben wir auch den Medienpreis der Lebenshilfe bekommen.
Spielt die Coronakrise eine Rolle in der Jubiläumssendung?
Hirschhausen: Ja – weil wir ohne Publikum im Studio senden. Das ist schon sehr schade, weil ich ja gerne nicht nur die prominenten Gäste, sondern auch die im Saal einbeziehe. Wir machen das Beste draus.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise beruflich und privat auf Sie?
Hirschhausen: Ich musste die Tour verschieben, habe dafür aber Gelegenheit gehabt, für den WDR die Dokumentation „Hirschhausen auf Intensiv“ zu drehen, die sehr viel Beachtung fand. Ich habe meinen eigenen Youtube-Kanal aufgebaut, und zeige dort spannende Persönlichkeiten wie Harald Lesch, Dirk Steffens, Janine Steeger und viele andere engagierte Menschen in längeren Gesprächen. Und nachdem alle über die „Systemrelevanz“ von Pflegeberufen gesprochen haben, entwickeln wir gerade eine App, in der es um praktische Hilfen aus der positiven Psychologie geht, in diesem extrem stressigen Beruf nicht auszubrennen. Ich langweile mich halt ungern.