Berlin : Gel, Gekko, Guttenberg: Latin Lover oder Schmierlappen?
Berlin Schmierig oder praktisch? Die Gel-Frisur ist wieder da. Bekanntestes Beispiel ist Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der so beim Truppenbesuch im Wüstensand bella figura macht und nicht zu unwürdigen Mützen greifen muss. Es gibt einige Männer, die es gelackt mögen.
Zu beobachten ist das auf der Konzertbühne (Max Raabe), in den Medien („Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann), auf dem Fußballplatz (Mario Gomez) und im Comic (Superman).
Festes Klischee ist der schmierende Männertypus bei Bankern, nicht zuletzt dank Michael Douglas Auftritt in „Wall Street”. Der verkündete als gegelter Gordon Gekko anno 1987, dass Gier gut und Mittagessen etwas für Versager ist. In der Fortsetzung des Finanz-Thrillers, die diese Woche in den Kinos anläuft, sieht Douglas ähnlich aus wie früher.
Wie in der Mode, so kommt auch auf dem Kopf alles wieder. Pomadige Frisuren waren in den 80er Jahren „in”. Nicht nur Internatszöglinge mit Seglerschuhen an den Füßen und Lacoste-Krokodil auf der Brust stylten damals ihre Haare so. Heute spricht der Kenner nicht mehr von Poppern, sondern von „Preppies”, benannt nach den Preparatory Schools, den amerikanischen Eliteschulen, die auf die Uni vorbereiten.
In der Frauenwelt sind Gel-Frisuren umstritten. Wer sich im Büro zum schwer gehypten Guttenberg umhört, wird unterschiedliche Antworten bekommen. „Er sieht immer sehr gut aus”, findet indes Berlins Promi-Friseur Udo Walz, der vom Latin Lover Look spricht. „Das hat was Südamerikanisches.” Die Frisur sei besonders praktisch für jemanden, der wie der Minister so viel in der Öffentlichkeit stehe, weil sie immer gleich gut sitze.
Und sie sei ein Klassiker, seit Stummfilmstar Rudolpho Valentino. „Das wird überall auf der Welt getragen”, sagt Walz. Seine Anleitung für den Guttenberg-Look: Haare waschen, halbtrocken föhnen, im feuchten Haar einen Gel-Klacks in Größe eines 2-Cent-Stücks verteilen, dann mit dem Kamm in Form bringen. „Ich mag es sehr”, sagt Walz. „Wenn ich viele Haare hätte, würde ich das auch tragen.”
Friseur Shan Rahimkhan ist bei Gel-Packungen und Banker-Look dagegen skeptisch. Männern mit dünnem Haar rät er davon ab. „Dann sieht es schleimig aus.” Eigentlich mag er die Frisur eher nicht. „Es gibt wenige Leute, denen das gut steht, aber bei Guttenberg ist das so.”
Der Minister erklärte im „Stern” seine Frisur einmal so: „Der Unterschied zu den Börsenmaklern an der Wall Street ist, dass die ihr Gel in gebändigtes Haar geschmiert haben. Mir stünden ohne Gel die Haare zu Berge.”