Frankfurt/Main : Galaktische Forschung an Kometenstaub aus dem All
Frankfurt/Main Seit seiner frühesten Jugend hat Frank Brenker Mineralien gesammelt und Fossilien geklopft. Der gebürtige Kasseler wollte immer Geologe werden. Im Auftrag der NASA untersucht der 40-Jährige jetzt Herkunft und Zusammensetzung von Kometenstaub aus dem All, den eine Sonde der „Stardust” -Mission zur Erde befördert hat. Denn an die hoch komplizierte Untersuchung der extraterrestrischen Materie wagen sich nicht einmal die Spitzenforscher aus den USA alleine.
Sein Faible für das All hat Brenker erst spät entdeckt. „Bei meiner Doktorarbeit war ich thematisch noch tief in der Erde”, sagt der Wissenschaftler der Frankfurter Goethe-Universität. Brenker fand Karbonate als Einschlüsse in Diamanten und konnte damit nachweisen, dass das prominente Treibhausgas Kohlendioxid in der Form von Karbonatgestein etwa 600 Kilometer tief in der Erde versenkt werden könnte.
Ersten Kontakt mit extraterrestrischen Themen erhielt Brenker dann bei seiner Arbeit am Kölner Institut für Kosmochemie, bevor er schließlich nach Frankfurt wechselte. Am dortigen Forschungsinstitut Senckenberg ist auch eine der bedeutendsten Meteoritensammlungen Deutschlands zu bestaunen. Seinen NASA-Auftrag im Zusammenhang mit der Untersuchung von Partikeln des Kometen „Wild 2” hat Brenker neben seinen fachlichen Fähigkeiten aber auch einem technischen Superlativ zu verdanken: dem weltweit leistungsfähigsten Röntgenmikroskop im französischen Grenoble. Gemeinsam mit zwei belgischen Wissenschaftlern untersucht Brenker dort die von der NASA bereitgestellten Proben des Kometen „Wild 2”.
Früher wäre ein solcher Vertrauensbeweis der NASA für europäische Wissenschaftler undenkbar gewesen. „Die NASA hat ihre Politik in dieser Hinsicht geändert, nicht zuletzt weil sie alleine gar nicht die Kapazitäten für die extrem aufwändigen Untersuchungen hat”, sagt Brenker. Denn die zu untersuchenden Staubpartikel des Kometen sind unvorstellbar klein. Brenker hat daher gemeinsam mit seinen Kollegen eine Methode entwickelt, bei der mit der Genauigkeit von weit unter einem Tausendstelmillimeter noch Struktur und Chemie eines Partikels untersucht werden können. „Als die Sonde vor sieben Jahren losflog, hätten wir noch gar nicht die technischen Möglichkeiten gehabt, das Probenmaterial zu untersuchen”, gesteht Brenker.
Von der Untersuchung erhoffen sich die Forscher Hinweise auf die Zusammensetzung der Bausteine, aus denen sich einst Sonne, Planeten und in letzter Konsequenz auch das Leben auf der Erde entwickelt haben. Denn in einem Kometenschweif sind quasi die Bestandteile der Geburtsstunde unseres Sonnensystems vor über viereinhalb Milliarden Jahren eingefroren.
Das nun vorhandene Probenmaterial bietet laut Brenker „Arbeit für zehn Jahre.” Die DFG war von Brenkers Forschungskonzept dabei so überzeugt, dass sie dem Frankfurter Wissenschaftler eine Heisenberg-Professur für „die Erforschung planetarer und exterrestrischer Prozesse” verlieh. Mit dem Programm unterstützt die DFG herausragende deutsche Forscher, die noch auf eine etatmäßige Professur an einer Universität warten.
Somit kann sich der Geologe nun ohne Sorgen um sein Auskommen ganz der Untersuchung des Kometenstaubs widmen. Bislang haben Brenker und seine Kollegen von dem Material erst kleinere Vorproben untersuchen können. Dabei habe sich erst ein „präsolares” Körnchen gefunden, das es also schon vor der Existenz der Sonne gegeben haben muss. Das verheißungsvollere Untersuchungsmaterial schlummert noch in den Asservaten der NASA. Bis zur Freigabe für die europäischen Spitzenforscher muss es bei der Weltraumbehörde sechs Instanzen durchlaufen.
Zudem soll mit der Untersuchung gewartet werden, bis die technischen Voraussetzungen zur Analyse optimal sind. Ende März hofft Brenker, wieder neues außerirdisches Material unter dem Röntgenmikroskop analysieren zu können, das dann vielleicht größere Rückschlüsse zulässt. „Das Bonbon haben wir uns quasi noch aufgehoben”, freut sich der Geologe.