New York : Eartha Kitt ist tot: Sex-Kätzchen bis ins hohe Alter
New York Wenn Eartha Kitt auf der Bühne stand, zog sie alle Register: Mit ihrer fesselnden Körpersprache und einer Stimme, die sie vom sanften Schnurren bis zum giftigen Fauchen modulieren konnte, war sie das „Sex Kitten” (Sex-Kätzchen) Amerikas. Jetzt ist sie tot.
Die afroamerikanische Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin erlag am Donnerstag in New York einem Krebsleiden.
Als schwarze Muse der weißen Bohème in den vierziger und fünziger Jahren hatte sie in „Catwoman” Kultstatus gewonnen. Ihre Krallen zeigte sie bei einem Abendessen im Weißen Haus, als sie heftige Kritik am Vietnam-Krieg übte. Der Kommentar versetzte ihrer Karriere einen schmerzlichen Knick. Doch wie eine echte Katze fiel Kitt immer wieder auf die Füße.
Ihr Vater, ein armer Baumwollpflücker aus den amerikanischen Südstaaten, gab ihr den bodenständigen Namen: Eartha - die Erdgeborene. Nach seinem frühen Tod heiratete ihre Mutter, eine Cherokee-Indianerin, wieder. Doch der neue Ehemann fand seine Stieftochter angeblich zu hellhäutig. So musste sie als Neunjährige das Haus verlassen und wuchs bei einer Tante in Harlem auf.
Earthas Bühnenkarriere begann mit 16 Jahren in Manhattan: Sie wurde von der Dunham Dance Group engagiert, trat mit der Truppe in allen Hauptstädten Europas auf - unter anderem auch 1948 vor der englischen Königsfamilie in London. Kurz darauf verließ sie das Ensemble und startete im Pariser Nachtclub „Carrols” ihre Laufbahn als Solistin.
Für Hollywoodstar Orson Welles war Kitt „die aufregendste Frau der Welt”. Er entdeckte sie und holte sie 1951 für seine „Faust”-Version auf die Bühne. Mit dem Stück war Kitt auch in Deutschland zu sehen. Bis zum Schluss zog sie das europäische Publikum dem in ihrem Vaterland vor. „Die Europäer haben Kultur, die Amerikaner nicht”, erklärte sie in der ihr eigenen unverblümten Weise.
Nach ihrer Rückkehr an den Broadway feierte Kitt in den 50er Jahren große Erfolge mit den Musicals „Monotonous” und „Shinbone Alley”. Neben ihrer Rolle als Catwoman in der TV-Serie „Batman” spielte sie in Spielfilmen wie „Accused” und „Anna Lucasta” mit. Grammy-Nominierungen bekam sie für Alben wie „Love for Sale”. Zu ihren größten Hits gehören „Je cherche un homme”, „Cest Si Bon”, „Lets Do It” und „My Heart Belongs to Daddy”.
Nach ihrer herben Kritik am Vietnamkrieg bei einem Gala-Dinner im Weißen Haus 1968 wurde Kitt vom Geheimdienst CIA beschattet und von den amerikanischen Medien boykottiert. Erst zehn Jahre später kam durch eine Einladung von Präsident Jimmy Carter die Rehabilitation - und eine große Rolle in dem Broadway-Musical „Timbuktu”. Mit dem Titel „Where Is My Man?” belegte sie 1983 Spitzenplätze in den Hitparaden und leitete ihr internationales Comeback ein.
Kitts Ehe mit einem Grundstücksmakler, von dem sie eine Tochter hat, hielt nur fünf Jahre und wurde 1965 geschieden. Danach hat sie nie wieder geheiratet. Einmal sei genug, befand die heute zweifache Großmutter. Auch ihre Kindheit in Armut vergaß sie nie.
Wenn Eartha nicht auf der Bühne stand oder Bücher schrieb, saß sie abends am Kamin ihrer Farm im Nordosten der USA und strickte Handschuhe und Socken, wie sie in einem Interview verriet. „Die verkaufe ich bei meinen Konzerten und spende das Geld für Waisenkinder. Andere haben weniger Glück als ich, es ist meine Pflicht zu helfen.”