London : Betbrüder als Boyband: Singende Priester sollen Welt erobern
London Die Groupies werfen nicht mit Höschen, sie kreischen auch nicht oder fallen in Ohnmacht. Nein, diese Groupies sitzen eher in der Kirche. Und sie beten ihre Idole wahrlich an. Die drei Priester Martin und Eugene OHagan sowie David Delargy sind zumindest in ihrer Heimat Nordirland schon Berühmtheiten.
Denn unter dem modernen Namen The Priests singen sie spirituelle Klassiker, einen Plattenvertrag mit dem Musikgiganten SonyBMG haben sie schon in der Tasche. Nun müssen sie nur noch die Welt erobern.
Dabei hat die Plattenfirma große Pläne mit den drei Schulfreunden. Das erste Album der Geistlichen mit dem schlichten Titel „The Priests” wird von diesem Freitag an - passend zur Weihnachtszeit - in Deutschland und in zahlreichen anderen Ländern veröffentlicht. Doch obwohl SonyBMG für die katholischen Mittvierziger die Marketingmaschine wie für Popstars angeschmissen hat, möchten sich die Betbrüder nicht als Boygroup verstanden wissen. „Wir sind vor allem Priester. Wir wollen mit dem Album eine Brücke bauen zwischen der Kirche und der Welt”, erklärt Delargy in bestem Deutsch - schließlich hat er auch Mal bei Traunstein in Bayern in einer Gemeinde gearbeitet und bei Stuttgart einen Sprachkurs gemacht.
Nun hoffen er und seine Kollegen, mit christlichen Liedern wie „Ave Maria”, „O Holy Night” und „Benedictus” den Nerv der Zeit zu treffen. „Die Leute sind immer geschäftiger, das Leben wird immer hektischer. Kirchliche Musik hilft, zur Ruhe zu kommen”, erklärt Delargy. Für das Trio selbst wird es allerdings immer hektischer. Die Promoarbeit verschlingt viel Zeit: Mehr als 20 Interviews gaben sie in Italien, weiter ging es in die Musikmetropolen London und New York.
Den großen Auftritt sind die Drei gewissermaßen schon gewöhnt. Während ihrer Priesterausbildung in Rom hatten sie auch Gesangsunterricht. Und damals durften sie vor Papst Johannes Paul II. singen. In ihrer Heimat-Diözese Down and Connor fehlt es allerdings noch an stimmkräftiger Unterstützung. „Die Leute hier sind beim Singen in der Kirche eher schüchtern - nicht so wie in Bayern, da ist es richtig leidenschaftlich”, sagt Delargy.
Schon in Jugendjahren träumten die Seelsorger von einer eigenen Platte. Der Vertrag über mehr als eine Million Euro kam da wie aus heiterem Himmel. „Wir konnten es nicht glauben, es war wie ein Traum”, sagt Delargy. Die Brüder habe dabei auch noch nie dagewesene Sonderkonditionen zugestanden bekommen. Promotion-Termine dürfen abgesagt werden, wenn eine Beerdigung in der Gemeinde ansteht. Und Auftritte sind nicht Pflicht, wenn sie im Konflikt mit dem Glauben stehen. Weiteres Zugeständnis: Das Album wird auch im Vatikan veröffentlicht - sonst kein besonders interessanter Musikmarkt.
Schließlich ist das Label überzeugt, mit dem quasi engelsgleichen Gesang der Priester guten Umsatz zu machen. „Ich denke, wir haben drei Popstars gefunden”, hatte Plattenmanager Nick Raphael erklärt. „Sie werden wundervolle globale Superstars sein.”
Den Priestern ist so viel Enthusiasmus dann doch eher fremd. Ihnen liegt es am Herzen, die christliche Botschaft zu vermitteln. Dass dabei auch ein paar weibliche Fans für sie schwärmen, kommentiert Delargy mit Bescheidenheit: „Natürlich gibt es in der Pfarrei Frauen, die uns folgen. Aber wir sind keine jungen Männer mehr, das müssen wir akzeptieren.”