München : Aschenkreuz als Symbol der Vergänglichkeit
München Am Aschermittwoch ist das lockere Leben der Faschingszeit vorbei, das vorösterliche Fasten beginnt. Der Aschermittwoch verdankt seinen Namen einem alten katholischen Brauch: In der Kirche wird den Gläubigen das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. „Memento homo, quia pulvis es”, sagt dazu der Pfarrer - Bedenke Mensch, dass du Staub bist!
Die Asche ist Symbol der Vergänglichkeit des Menschen. In früheren Jahrhunderten hüllten sich die Büßer in ein sackähnliches Gewand, wenn sie zum Empfang des Aschenkreuzes niederknieten. Bis heute gibt es den Ausdruck: „In Sack und Asche gehen”, wenn man für etwas büßen soll.
In Goethes „Faust” ist der Aschermittwoch so beschrieben: „So sei die Zeit mit Fröhlichkeit vertan!/Und ganz erwünscht kommt Aschermittwoch an.” Mit dem Beginn der Fastenzeit sind vielerorts alte Bräuche verbunden. Das traditionelle Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch findet nicht nur in München statt. Auch in Schmidmühlen bei Amberg in der Oberpfalz und in Schwaben kennt man diesen symbolischen Brauch mit anschließendem Schweigemarsch. Das Spülen des leeren Behälters soll bewirken, dass sich der im Fasching arg strapazierte Geldbeutel wieder füllt.
In allen Landesteilen Bayerns haben sich an diesem Tag Fischessen eingebürgert, die an manchen Orten wie ein verlängerter Faschingsdienstag anmuten. Doch der tiefere Sinn besteht darin, die 40-tägige Fastenzeit mit einem letzten großen Mahl demonstrativ ohne Fleisch zu beginnen. Die mit dem Aschermittwoch beginnende Fastenzeit wurde im 4. Jahrhundert vom Konzil von Nicäa auf 40 Tage festgelegt. Lange galten strenge Fastenregeln: drei Bissen Brot und drei Schluck Bier pro Tag, strikt kein Fleisch oder andere Völlereien wie Süßigkeiten.
Bekannt ist, dass ausgerechnet die Mönche in der Fastenzeit Starkbier brauten, da Flüssiges nicht dem Fastengebot unterlag. Sogar Schnaps war in der Fastenzeit erlaubt. Als Grund wurde angegeben, das hochprozentige Getränk vertreibe die Mücken. Und ganz findige Büßer erklärten am und im Wasser lebende Tiere wie Enten oder Biber kurzerhand zu „Fischen”, schon landeten sie in der Pfanne und bereicherten den sonst kargen Speiseplan.
Im Mittelalter waren die Fastenbräuche so streng, dass nicht selten die hart arbeitenden Bauern und kleine Kinder gesundheitliche Schäden davon trugen. Deshalb erlaubte der Papst im Jahr 1486 den Genuss von Milchprodukten in der Fastenzeit. Legendär ist das „Fasten” des Andechser Mönchs „Frater Brauer”. Er soll in den 40 Tagen bis Ostern täglich 18 Maß Bier getrunken haben. „Das Wasser gibt dem Ochsen Kraft, dem Menschen Bier und Rebensaft”, heißt ein Fastenspruch bis heute.
Ein Aschermittwochsbrauch ist ganz in Vergessenheit geraten: der Metzgersprung. Zu Beginn der Fastenzeit fand traditionell die Freisprechung der Metzgerlehrlinge statt. Dazu wurden sie bei noch so kalter Witterung in einen Brunnen geworfen und kletterten Wasser triefend als Gesellen wieder heraus. Ein anderer, lebendiger Brauch ist der „Aschermittwoch der Künstler”. Die Idee dazu stammt von dem französischen Dichter Paul Claudel und war 1950 von dem damaligen Kölner Bischof Kardinal Joseph Frings aufgenommen und deutschlandweit institutionalisiert worden. Der „Aschermittwoch der Künstler” soll den Austausch zwischen Kunst und Kirche fördern und in Ausstellungen und Konzerten an die Vergänglichkeit irdischer Dinge erinnern. Der Besinnungstag wird weltweit in mehr als 100 Städten begangen.