Als Deutschlands Kanzler noch Bahn fuhren
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Als Deutschlands Kanzler noch Bahn fuhren
Foto: dpa/Armin Weigel 29.11.2019
Bahnfahren war für deutsche Regierungschefs jahrzehntelang en vogue. Konrad Adenauer etwa reiste 1961 auf Wahlkampftour mit dem Zug quer durch die Republik: 9930 Kilometer kamen von Juli bis September so zusammen. Erst nach Willy Brandt endete die Zeit des Bahnreisens mit Sonderzügen und Salonwagen weitgehend. Dann waren Flugzeug, Hubschrauber und Auto erste Wahl. Heute gelten Zugreisen aus logistischen Gründen als schwierig. Anderswo sieht es anders aus: Der nordkoreanische Machthaber Kim-Jong Un etwa reist ausschließlich mit seinem eigenen von Dieselloks gezogenen grünen Sonderzug. Grün ist auch der ehemalige Salonwagen von Adolf Hitler „10 242“, den nach dem Krieg auch Konrad Adenauer und Willy Brandt nutzten.
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Foto: dpa/Armin Weigel Bad an Bord: Im „10 242“ gab es einen großzügigen Wasch- und Badbereich. Im Jahr 2004 wurde der vierachsige Waggon restauriert. Das Deutsche Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt kann den einstigen Speisewagen von Adolf Hitler und Salonwagen von ehemaligen Kanzlern wie Konrad Adenauer dauerhaft ausstellen. Eine Stiftung hat ihn von einem Privatmann gekauft und stellt ihn als Dauerleihgabe dem Haus zur Verfügung.
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Foto: dpa/Armin Weigel Im Inneren des Gefährts dominieren Holzpaneele mit Zierstreifen. Decken und Teppiche sind in hellen Beige- und Brauntönen gehalten. Laut Museum ist das Fahrzeug „ein einmaliges Zeugnis über die Regierung- und Repräsentationszwecke der deutschen Eisenbahn“. Seine Geschichte wurde sogar schon in einem Dokumentarfilm verewigt, wie es heißt.
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Foto: dpa/UPI Wahlkampf auf Gleisen: Das Foto vom September 1957 zeigt den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (Mitte, sitzend) während einer Besprechung im Wahlkampfzug der CDU. Links Bundesaußenminister Heinrich von Brentano.
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Foto: dpa/Oliver Berg Auch im Bonner Haus der Geschichte steht ein Salonwagen: der legendäre „10 205“. Als erster Kanzler der Bundesrepublik hatte sich Konrad Adenauer über die Schienen auf den Weg durch Deutschland gemacht. Ihm folgten die späteren Kanzler Erhard, Kiesinger und Brandt. Alle vier Kanzler nutzten auch im Wahlkampf Sonderzüge und immer wieder den „10 205“.
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Foto: dpa/Dirk Waem Helmut Schmidt war der letzte deutsche Kanzler, der einen Salonwagen zur Verfügung hatte, danach reisten die Regierungschefs mit Hubschraubern, Flugzeugen oder Autos. Doch in jüngster Zeit entdecken Staatenlenker die Bahn wieder. Im Oktober 2019 fuhren Belgiens König Philippe und seine Frau Mathilde im Zug zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Luxemburg.
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Foto: dpa/Valentin Flauraud Auslöserin dieses Phänomens ist ein 16-jähriges Mädchen: Greta Thunberg, Gründerin der weltweiten „Fridays for Future“-Klimaschutzbewegung. Sie selbst achtet darauf, möglichst keine umweltschädlichen Verkehrsmittel zu nutzen und ist in Europa meist mit dem Zug unterwegs.
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Foto: dpa/- In anderen Teilen der Welt war der Regierungszug nie aus der Mode gekommen. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un reist traditionell mit einem gepanzerten Sonderzug, wie schon sein Vater vor ihm. Die grün gestrichenen Waggons sind in den Staatsmedien des kommunistischen Landes ein vertrauter Anblick, auch tagelange Auslandsreisen absolviert der Staatschef in ihnen. Angeblich war die Angst vor Attentaten und Flugzeugabstürzen die Ursache für den Hang der Kim-Dynastie zu schienengebundenen Fernreisen.
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