Baesweiler: Ohne „Schubskar” zum Spaß beim Ball

Baesweiler : Ohne „Schubskar” zum Spaß beim Ball

„Das wäre stark übertrieben”, wehrt Norbert Hilger ab. Der verdiente Karnevalist bewertet die Frage, ob sich die Renngemeinschaft „de Schörjer” neu aufstellt. Das bekräftigt neben dem stellvertretenden Rennleiter auch Schörjer-Präsident Manfred Mahr. Man müsse neue Wege gehen, ja - und damit hat die älteste karnevalistische Vereinigung in Baesweiler in dieser Session begonnen.

„De Schörjer”, jener Gemeinschaft, der sogar das Denkmal vor dem Rathaus gewidmet ist und die den Straßen- wie auch Saalkarneval vor einem halben Jahrhundert in Baesweiler beherrschte.

„In den wilden 60ern”, so weist es die Chronik des Festkomitees Baesweiler Karneval aus, veranstalteten die Schörjer die so genannten „Schörjskar-Rennen”, bei denen Personen in Schubkarren zwischen Start und Ziel über die Straße „eierten”.

Damit punkten die organisierten Jecken um Mahr & Co. heute nicht mehr, ihre große Zugnummer war und ist jedoch der Schörjerball. 20 Mitglieder hat die Renngemeinschaft noch, die sich beharrlich weigerte, ein Verein zu werden. „Das wollten wir nie und das werden wir auch nie zulassen”, unterstreichen Norbert Hilger und Mahr.

Ihre selbst gefertigten Orden, die stets zum Ball an verdiente Karnevalisten oder andere Personen vergeben werden, besitzen Kultstatus. Es soll Personen gegeben haben, beteuern die Vorständler, denen der Schörjer-Orden wichtiger als jede andere Auszeichnung gewesen sei.

Waren die Schörjer in den ersten Jahren im Saal Jorias („beim Läehme”) untergebracht, zogen sie später in die Gymnasiumsaula um. In dieser Session wird der Ball wieder eine neue Heimat haben: Im Volkspark an der Peterstraße wurde ein Thermozelt errichtet, dass rund tausend Leute fasst und davon 400 Menschen Sitze bietet. Seit Fettdonnerstag wird dort schon gefeiert.

Wir werden am Tulpensonntag die After-Zoch-Party, die gegen 16 Uhr beginnt, dort organisatorisch begleiten und anschließend unseren Ball ab 20 Uhr ausrichten”, weiß Manfred Mahr, auch „dass wir enorm viel zu stemmen haben”. Denn am Zug nimmt die Gemeinschaft ja auch noch mit einem wuchtigen Wagen teil. Mottogemäß will man dem Lande des Fußballweltmeisters huldigen.

Der Profit für den feiernden Gast im Zelt ist ganz reizvoll meinen die Schörjer-Funktionäre: „Der Eintritt wird nur noch vier Euro betragen und ist somit auf 50 Prozent des ursprünglichen Preises reduziert worden”. Leidet dadurch das Showprogramm?

„Nein, ganz und gar nicht”, lassen Manfred Mahr und Norbert Hilger wissen , „es wird sehr exotisch in den Showblöcken ablaufen.” Das Training unter Leitung von Pascal Krohn läuft seit einigen Wochen.

Ja, das liebe Geld: Man gehe zwar nicht „am Stock”, aber „auch wir könnten die eine oder andere finanzielle Unterstützung gebrauchen”, sagt Manfred Mahr.

Einer von mehreren Gründen: „Es hat Zeiten gegeben, da haben wir den Karneval in Baesweiler hoch gehalten und andere unterstützt.” Norbert Hilger und ihn hat es getroffen, „bei der Spendenausschüttung von 50.000 Euro, wie es jüngst noch der Fall war, nicht berücksichtigt worden zu sein”.

Das Geld bekamen ausschließlich Vereine, die Ausbildungsarbeit betreiben. „Bei uns wird aber auch sehr intensiv ausgebildet”, hätte sich die Gemeinschaft eine Zuwendung erhofft.

Bedrückt sind die Schörjer-Verantwortlichen auch darüber, dass sie selbst als ganz kleine Gruppe weiter Umlagen an die Dachorganisation bezahlen. Aber vom Aussterben sieht man sich nicht bedroht. „Wir freuen uns auf unseren Ball und werden ein Zeichen geben, wie lebendig wir sind”.

Verbunden mit der Hoffnung, das jecke Baesweiler Volk wird sich bei der Gemeinschaft einklinken. „Das”, fügt Rennleiter Norbert Hilger hinzu, „wäre die schönste Zuwendung, die wir kriegen können.”