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Wohnungsmarkt in NRW: Erneuerbare Energie, Miete, Bau, Grünflächen

Aachen mit höchster Mietbelastung : Wie sich das Wohnen in NRW und der Region verändert

Wie wohnt man in Nordrhein-Westfalen und speziell in der Region um Aachen? Statistiker vom Landesamt IT.NRW sind dieser Frage nachgegangen. Drei Kriterien Hausbau, Miete und Umwelt gibt es hier zusammengefasst und mit Grafiken erklärt.

Wie baut NRW und die Region?

Mehr Wohnungen, aber weniger neue Gebäude: Das ist ein Trend, der sich auch im Jahr 2018 für Nordrhein-Westfalen bestätigt hat, wie das Statistische Landesamt für Information und Technik (IT.NRW) berichtet. Insgesamt wurden 16.600 neue Wohngebäude mit 41.800 Wohnungen fertiggestellt. Das waren 3,2 Prozent weniger Gebäude, aber 39,7 Prozent mehr Wohnungen als noch im Jahr 2010.

Bei den Wohngebäuden sind Mehrfamilienhäuser inzwischen deutlich stärker vertreten als Ein- oder Zweifamilienhäuser. Während sich die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in den vergangenen acht Jahren auf gut 24.000 nahezu verdoppelt hat, gab es bei den Ein- und Zweifamilienhäusern im gleichen Zeitraum einen Rückgang um 8,7 Prozent auf gut 15.500.

Unterschiede in diesen Zahlen gibt es je nach Größe der Stadt oder Gemeinde: In Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern sind durchschnittlich sowohl die Zahlen für Einfamilienhäuser als auch für Mehrfamilienhäuser gestiegen. Ein Rückgang von neugebauten Einfamilienhäusern gibt es besonders ab einer Zahl von 500.000 Einwohnern.

In der Region um Aachen, Düren und Heinsberg gibt es im Bau auch Unterschiede. Während in dem einwohnerstärksten Kreis, der Städteregion Aachen, die Zahl der fertiggestellten Einfamilienhäuser von 403 im Jahr 2010 auf 373 im Jahr 2018 gefallen ist (minus 7,4 Prozent), sind die neuen Mehrfamilienhäuser signifikant von 202 auf 981 angestiegen (385,6 Prozent). Im Kreis Düren wurden hingegen im Jahr 2018 mehr Einfamilienhäuser gebaut als vor neun Jahren. Dort ist die Zahl von 276 Häusern auf 379 gestiegen. Im Kreis Heinsberg gab es ähnlich wie in der Städteregion elf Prozent weniger Neubauten von Einfamilienhäusern, dafür einen Anstieg von 220 Prozent bei Mehrfamilienhäusern.

Insgesamt gab es Ende vergangenen Jahres in NRW rund neun Millionen Wohnungen.

Wie wohnt NRW und die Region?

Im Jahr 2018 gab es in NRW 8,7 Millionen Privathaushalte. In 39,5 Prozent der Fälle lebte eine Person allein in der Wohnung und in jeder vierten Wohnung lebten ausschließlich Senioren ab 65 Jahren.

Im Schnitt standen jedem Bewohner im Jahr 2018 rund 45 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Auch hier gilt: Je größer die Gemeinde oder Stadt, desto kleiner sind die Wohnungen. In Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern hatte jeder Bewohner eine durchschnittliche Wohnfläche von 49,9 Quadratmetern, während in großen Städten mit 41,3 Quadratmetern rund neun Quadratmeter weniger zur Verfügung standen. Im Vergleich der Kreise und kreisfreien Städte des Landes standen Personen im Kreis Höxter mit 52,7 Quadratmetern die größten Wohnflächen zur Verfügung. Der Kreis Düren landete mit einer Wohnfläche von 49,5 Quadratmetern auf dem dritten Platz.

Der Kreis Heinsberg landet mit einer Wohnfläche von 48,3 Quadratmetern noch knapp hinter Düren. In der Städteregion Aachen mit der einwohnerstarken Stadt Aachen ist der Unterschied größer: Dort stehen jeder Person im Schnitt 44,5 Quadratmeter zur Verfügung. Besonders im Ruhrgebiet und größeren Städten ist dieser Wert aber noch deutlich dramatischer: In Gelsenkirchen gibt es mit 37,5 Quadratmetern durchschnittlich die kleinsten Wohnungen.

Die verfügbare Wohnfläche ist in NRW häufiger gemietet als im Eigentum. Nur rund 41,2 Prozent der Haushalte wohnten im Jahr 2018 in Wohnungen oder Gebäuden, deren Eigentümer sie waren. Der Anteil war damit um 1,2 Prozent niedriger als 2010. Erneut spielt die Größe einer Gemeinde eine wichtige Rolle: Je größer die Gemeinde, desto höher ist der Mieteranteil. Besonders in kleinen Kommunen lag der Mieteranteil mit 39,5 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Dort kauften Bewohner noch Wohnungen oder Häuser. In großen Städten gibt es hingegen nur noch wenig Eigentum. Rund 79 Prozent der Wohnungen war angemietet.

Die wenigsten Mieter in NRW gab es in den Kreisen Euskirchen und Steinfurt mit jeweils 38,3 Prozent. In der Region wurde mit 41,7 Prozent im Kreis Heinsberg am wenigsten gemietet, gefolgt vom Kreis Düren mit 47,3 Prozent. In der Städteregion Aachen gibt es vergleichsweise deutlich mehr Mietverhältnisse: 62,4 Prozent der Wohnungen waren dort kein Eigentum.

Bei den Bruttokaltmieten gab es einen Anstieg von 13,4 Prozent in den vergangenen acht Jahren. 2010 lag sie noch bei 6,40 Euro je Quadratmeter – im Jahr 2018 mussten Mieter in NRW durchschnittlich 7,60 Euro hinlegen. Die höchsten Bruttokaltmieten gab es mit 10 Euro je Quadratmeter in Köln. Deutlich weniger mussten Mieter in ländlichen Gebieten bezahlen. Im Kreis Höxter war die Durchschnittskaltmiete mit 5,50 Euro am geringsten. Unter dem NRW-Schnitt liegen auch die Kreise Heinsberg (6,70 Euro) und Düren (7 Euro). Nur die Städteregion Aachen liegt mit 8,10 Euro darüber.

Umgerechnet auf das durchschnittliche Einkommen ergibt sich, dass in NRW rund ein Viertel des Nettoeinkommens für die Miete ausgegeben wird. Knapp 40 Prozent der Mieter mussten sogar mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen. Dies betrifft auch Mieter in der Stadt Aachen. Nirgendwo sonst in NRW müssen Mieter so viel ihres Einkommens für Miete ausgeben (31,6 Prozent). Selbst Köln liegt mit 35,5 Prozent noch hinter der Kaiserstadt. Dies zieht auch den Durchschnitt der Städteregion hoch. Mit 29,8 Prozent ist die Mitbelastung dort höher als in den Kreisen Heinsberg (28,7 Prozent) und Düren (27,5 Prozent).

Wie „grün“ wohnt NRW

Im Hausbau wurde im Jahr 2018 deutlich mehr auf „grüne“ Alternativen gesetzt. Während im Jahr 2010 nur rund 25 Prozent der neuen Wohnhäuser mit Erneuerbaren Energien als primäre Heizenergie gebaut wurden, stieg diese Zahl bis zum Jahr 2018 auf rund 45 Prozent.

In der Region wurde im Jahr 2018 im Kreis Heinsberg am meisten auf Erneuerbare Energien gesetzt. Rund 59 Prozent der Neubauten wurden über Umweltthermie, Geothermie, Holz oder Solarenergie beheizt. Besonders Geothermie, also die Nutzung der Erdwärme, wurde in Heinsberg häufiger gewählt als im Rest der Region. Im Kreis Düren sind etwa die Hälfte der Neubauten mit Erneuerbaren Energien als Heizquelle ausgestattet. Knapp dahinter liegt die Städteregion Aachen mit immerhin noch 48 Prozent.

NRW ist mit 17,9 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Bundesland und mit rund 34.000 Quadratkilometern das viertgrößte. Jedem Einwohner stehen damit rechnerisch 1900 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Trotz der hohen Siedlungsdichte gibt es viel Natur – rund drei Viertel der Fläche NRWs ist „grün“. Wie IT.NRW am Freitag veröffentlichte, gehen über 47 Prozent der Fläche an Landwirtschaft, gefolgt von rund 25 Prozent an Wald. Knapp 17 Prozent sind für Siedlung und sieben Prozent für Verkehr reserviert. Von dem Siedlungsanteil waren 2,5 Prozent für Sport-, Freizeit- und Erhohlungsflächen. Auf jeden Einwohner kommen etwa 47 Quadratkilometer dieser Flächen.

Besonders viele Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen gibt es in großen Städten mit über 500.000 Einwohnern (9,9 Prozent). In kleinen Gemeinden unter 20.000 Einwohnern sind das nur noch 1,2 Prozent. Dort überwiegen dann allerdings durchweg die Landwirtschafts- und Waldflächen deutlich.

Die „grünsten“ Gemeinden in der Region sind Roetgen mit knapp 70 Prozent Waldfläche, Titz mit knapp 85 Prozent Landwirtschaft und Übach-Palenberg mit sieben Prozent Grünanlagen. Im Gegensatz dazu gab es besonders viel Industrie in Eschweiler (7,6 Prozent), Wohnbau in Alsdorf (19,7 Prozent), Bahnverkehr in Herzogenrath (1,3 Prozent) und Straßenverkehr erneut in Alsdorf (8,2 Prozen).