Bündnis „Aerospace NRW“ : Wie NRW seine Luft- und Raumfahrtindustrie stärken will
Düsseldorf Nordrhein-Westfalen will mit einem neuen Netzwerk die Luft- und Raumfahrtforschung und entsprechende Entwicklungen stärken. Das Bündnis mit dem Namen Aerospace NRW soll Firmen, die mit Bauteilen, Software oder Dienstleistungen in der Luft-und Raumfahrtbranche arbeiten, besser vernetzen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es 530 Firmen in dieser Branche, über 10.000 Menschen sind dort beschäftigt: „In der Luft-und Raumfahrttechnik denkt man zuerst an Mars-Rover und Airbus“, sagte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), der das Netzwerk am Montag vorstellte. Aber es seien auch viele kleinere Firma an der Aktivitäten beteiligt, gerade in NRW.
Dazu gehört der Konzern Henkel in Düsseldorf, der Klebstoff für die Industrie herstellt, oder die Rheinland Air Service GmbH, die sich um die Wartung von Flugzeugen kümmert. „Die Kraft liegt hier im Verborgenen“, so Pinkwart.
Diese verborgene Kraft zu bündeln, das ist das Ziel des Netzwerkes. „Die Zukunft der Luft-und Raumfahrtindustrie und die Zukunft des Industriestandorts Deutschlands sind eng miteinander verbunden“, sagt Hinrich Mählman, Geschäftsführender Gesellschafter der Otto Fuchs KG. Die Firma aus Meinerzhagen stellt unter anderem Bauteile für die Luft-und Raumfahrt her, zum B eispiel kommen die Brennkammern für die europäische Trägerrakete Ariane von ihr.
„Ein großes Thema ist die Ansiedlung von Unternehmen“, sagt Harald Cremer, Netzwerkmanager von Aerospace NRW. Zentral sei es aber, die Akteure der Wirtschaft und Wissenschaft einzubinden, um erfolgreich zu sein. Anfang März wurde die Geschäftsstelle von Aerospace NRW aufgebaut, die Arbeit habe schon begonnen, sagt Cremer. „Wir sind schon mittendrin“.
Ein weiteres wichtiges Thema werde die Frage sein, wie Fliegen künftig umweltfreundlich möglich sein kann, so Wirtschaftsminister Pinkwart. Die Branche entwickelt synthetische Kraftstoffe, elektrische und wasserstoffbasierte Antriebe. „Wir brauchen hier Synergien und systematische Unterstützung“, sagt Pinkwart. Für die kommenden drei Jahre ist Aerospace NRW finanziert, vom Land Nordrhein-Westfalen kommen 1,5 Millionen Euro.
Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Wissenschaft ist bei Aerospace NRW mit dabei. „Will man in der Luftfahrt erfolgreich sein, muss man alle mit an den Tisch holen“, sagt Kai-Uwe Schröder, Institutsleiter für Strukturmechanik und Leichtbau an der RWTH Aachen. „Mobilität ist seit jeher ein Grundbedürfnis des Menschen. Unsere Aufgabe als Wissenschaftler ist es, nachhaltige und neue Wege zur Befriedung dieses Grundbedürfnis zu finden“.
Die Forschung könne Antworten liefern auf die Fragen der Zukunft: Mobilität, umweltfreundliche Antriebe, synthetische Kraftstoffe. „NRW ist ein sehr starker Luftfahrtstandort“, sagt Schröder. Treibend seien viele mittelständische Unternehmen, die vor allem in der Zulieferindustrie tätig sind. Hier sieht Schröder eine große Chance: Alle Beteiligten könnten gut zusammenarbeiten, so werde die Zukunft der Luftfahrt geschaffen.
Ein Beispiel für diese Zukunft sind die Flugtaxis: Verkehrsminister Hendrik Wüst kündigte im vergangenen Jahr an, dass bis 2025 Lufttaxis in NRW zum Einsatz kommen sollen. Man sei zum Beispiel in Aachen hier auch in Eigenentwicklung unterwegs, dort arbeite man unmittelbar an den Flugtaxis. „Ich denke, dass die Geräte in fünf Jahren im Einsatz sind“, sagt Wirtschaftsminister Pinkwart. „Sie werden uns unglaubliche Vorteile bringen. Wenn sie Flugtaxis haben, sind sie sofort gut erreichbar.“
Ein weiteres Beispiel für die Luftfahrt der Zukunft ist die Herstellung von möglichst leichtem Material, um den Spritverbrauch gering zu halten. Doch momentan brauche es noch Stahltriebwerke, sagt Pinkwart. Das werde auch noch länger der Fall sein. Deswegen seien synthetische Kraftstoffe ein wichtiges Mittel.