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German University of Technology: Wie ein ehemaliger RWTH-Rektor Starthilfe im Orient gab

German University of Technology : Wie ein ehemaliger RWTH-Rektor Starthilfe im Orient gab

Die RWTH Aachen begann vor fast 20 Jahren mit dem Aufbau der German University of Technology in Oman. Wie kam es dazu? Was ist seither geschehen?

Das nennt man wohl Pioniergeist. Anders ist kaum zu erklären, warum Wissenschaftler der renommierten RWTH Aachen auf der arabischen Halbinsel eine Universität aus dem Boden stampfen. 15 Jahre ist es nun her, dass die Aachener Akademiker zusammen mit ihren Partnern aus dem Sultanat Oman begannen, die Fundamente der heutigen „GUtech“ in Maskat zu legen. Von den unbequemen Anfängen erzählt ein Buch, das die früheren Rektoren Michael Jansen, Burkhard Rauhut und Michael Modigell herausgegeben haben.

Als Festschrift zum 15. Geburtstag mag das Werk aber nicht unbedingt durchgehen, denn es gibt mehr als ein entscheidendes Datum in der Geschichte der „German University of Technology in Oman“. Offiziell gegründet wurde sie 2007, allerdings starteten die ersten 60 Studierenden zunächst in einem „Pre-University Study Program“.

In den Jahren darauf wurden der privaten Hochschule vom Ministerium die ersten Bachelor- und Masterstudienprogramme bewilligt, und 2012 bezog sie – nach einer Phase teils reizvoller Provisorien – den neuen Campus in Halban. Im Dezember dieses Jahres beehrte Sultan Qaboos bin Said die GUtech mit seinem Besuch. Die Visite Seiner Majestät nehmen die Herausgeber zum Anlass, fünf Jahre später auf dieses Ereignis und die zehn Jahre zurückliegende Gründung zurückzublicken und die Zeit von 2007 bis 2017 Revue passieren zu lassen. Die Ursprünge reichen allerdings zurück bis ins Jahr 2002, das nun auch bald 20 Jahre her ist. Das nächste Jubiläum ist also nicht weit.

Gründung 2006 besiegelt

Diese ersten Ideen wurden im Dezember 2006 mit einer Vereinbarung zwischen den Oman Educational Services LLC (Oes) und der RWTH Aachen in eine Form gegossen. OES-Chef Scheich Abdullah bin Mohammed al Salmi und der damalige RWTH-Rektor Burkhard Rauhut besiegelten mit ihren Unterschriften die Gründung der GUtech in Oman. Die Vision der privaten Hochschule entsteht vor dem Hintergrund der Erkenntnis in Oman, dass Bildung für die künftige Entwicklung der Nation von großer Bedeutung ist.

 Der frühere RWTH-Rektor Burkhard Rauhut hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau der Universität in Oman.
Der frühere RWTH-Rektor Burkhard Rauhut hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau der Universität in Oman. Foto: Zeitungsverlag Aachen/Michael Jaspers

Dass man für die Umsetzung einen Partner in Deutschland sucht, erklärt der OES-Chef auch mit der Erfolgsgeschichte der wissenschaftlichen Erziehung nach dem Zweiten Weltkrieg. Und die RWTH Aachen sei eben „eine der führenden Technischen Universitäten im Bereich Ingenieurwesen und Technologie“, schreibt Scheich Abdullah bin Mohammed al Salmi.

Diese renommierte Hochschule soll das akademische Know-how einbringen, die omanischen Investoren sollen für die Finanzierung sorgen. Strukturen müssen in beiden Bereichen erst geschaffen werden, denn die neue Uni existiert anfangs nur auf dem Papier. Räumlich gibt es ein immerhin reizvolles Provisorium: Zwei Villen direkt am Strand dienen der neuen Uni als erstes Domizil, vier Jahre residiert die GUtech auf diesem „Beach Campus“, zu dem auch noch ein paar Pavillons gehören.

Zwar sind vier Bachelor-Studienprogramme Angewandte Geowissenschaften, Angewandte Informationstechnologie, Nachhaltiger Tourismus und Regionalentwicklung sowie Stadtplanung und Architekturdesign vom omanischen Ministerium für Hochschulbildung bewilligt, doch die meisten Studierenden sind anfangs noch mit der Vorbereitung darauf beschäftigt. Die Schulabgänger aus der Region müssen noch Lücken füllen, etwa in den Bereichen Mathematik und Englisch.

In dieser Sprache nämlich wird das Wissen an der neuen Hochschule vermittelt, aber das hat sich in der ersten Zeit noch nicht ausreichend herumgesprochen. Der Name „German Universtity“ verstört nicht wenige junge Leute; sie glauben, für ein Studium dort müssten sie die schwierige deutsche Sprache beherrschen.

Die GUtech-Macher der Gründerjahre um den Stellvertretenden Rektor („Acting Rector“) Michael Jansen müssen nicht nur mit diesem Missverständnis aufräumen, sondern überhaupt Werbung für ihre neue Uni machen. Während in Aachen die RWTH etabliert ist, sind es in Oman eher die anderen Hochschulen des Landes. Die staatlich finanzierte Sultan Qaboos Universität etwa kann – anders als die private GUtech – kostenlose Studienplätze anbieten. Doch die junge Hochschule trommelt erfolgreich, präsentiert sich überall – und langsam füllt sich der Laden.

Deshalb wird 2010 ein neues Universitätsgebäude, der „Airport Campus“, eröffnet, außerdem kommen die neuen Bachelor-Studienprogramme Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie später Umwelttechnik und ein Master in Erdölgeowissenschaften hinzu. Die Studierenden der Gründerzeit – überwiegend junge Frauen – kämpfen derweil mit einem speziellen Problem: Eigenverantwortliches Lernen und andere universitäre Gepflogenheiten kennen sie noch nicht.

Üblicherweise werden sie sonst von erfahreneren Studierenden vermittelt, doch die gibt es an einer so jungen Hochschule noch nicht. Die Lösung kommt aus Aachen: Fortgeschrittene Studierende der RWTH absolvieren in einem Austauschprogramm Auslandssemester an der GUtech und leiten dort etwa Tutorien.

Prominente Besucher

Derweil entsteht der neue Campus in Halban nach Plänen des Aachener Architekten Ernst Höhler und seiner Partner in Oman. Nach nur 20 Monaten Bauzeit kann 2012 der Komplex mit Klassen- und Seminarräumen, einem großen Amphitheater für Veranstaltungen, Laboren, einer Bibliothek, Sporthallen, einer Mensa und vielem mehr in Betrieb genommen werden. Vor dem Hauptgebäude wurde ein Wissenschaftsmuseum errichtet, dahinter Studentenunterkünfte.

Die GUtech macht inzwischen was her, und so empfängt sie auch prominente Besucher. Der damalige Bundesaußenminister Guido Westerwelle schaut 2011 vorbei, auch der damalige Bundestagspräsident Norbert Lammert und der damalige Bundespräsident Christian Wulff besuchen die junge Hochschule – und schließlich Sultan Qaboos bin Said. Die GUtech ist mittlerweile in der Hochschullandschaft etabliert. Ihre Bachelorprogramme sind international akkreditiert und einige Hundert junge Menschen haben ihr Studium dort erfolgreich abgeschlossen.

Die „Geburtshelfer“ von damals schauen heute zufrieden zurück. „Acting Rector“ Jansen, dem Rauhut als Gründungsrektor folgte und 2013 an Michael Modigell übergab, haben in ihrem Buch viele Mitstreiter und Wegbegleiter von damals zu Wort kommen lassen.

Und so ist neben Geschichten über akademische Herausforderungen und Erfolge auch nachzulesen, wie die Aachener Wissenschaftler die Anfangszeit persönlich empfunden haben. Von Enthusiasmus und Skepsis ist da die Rede, aber eben auch davon, wie Land und Leute positiv überrascht haben. Und bei manchem kommt die Erinnerung an den schönen ersten Standort am Meer wieder auf, wenn er heute in Aachen gelegentlich einige seiner damaligen Studierenden trifft und – nicht ohne Stolz – ihre Fortschritte sieht.

 Jansen, Modigell, Rauhut (Hrsg.): In Honour of the Visit of his Majesty Sultan Qaboos bin Said | 253 Seiten, 39,80 Euro, Olms Verlag.
Jansen, Modigell, Rauhut (Hrsg.): In Honour of the Visit of his Majesty Sultan Qaboos bin Said | 253 Seiten, 39,80 Euro, Olms Verlag. Foto: MHA/Harald Krömer