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Weniger Kriminalität, mehr Aufklärung in NRW

Drei Ursachen : Weniger Kriminalität, mehr Aufklärung in der Region

Gute Nachrichten für die Bürger in Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ist die Zahl der Straftaten im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr erheblich zurückgegangen, auf der anderen Seite steigt auch die Aufklärungsquote.

„Die Kriminalität geht klar zurück, zugleich steigt die Aufklärungsquote auf fast 54 Prozent“, sagte Laschet unserer Zeitung. Das freue ihn besonders für die Polizeibeamten, denen CDU und FDP den „notwendigen politischen Rückhalt“ geben. Sollte es Ende des Jahres bei der Aufklärungsquote von 54 Prozent bleiben, wäre dies der beste Wert seit 60 Jahren.

„Das reicht noch nicht“

Bei der Bekämpfung von Straftaten, die die Menschen besonders treffen, weil sie Ängste und Verunsicherung hervorrufen, seien die Erfolge der Sicherheitsbehörden besonders sichtbar, erklärte Laschet. „Drei von vier Gewaltdelikten werden aufgeklärt. Bei Wohnungseinbrüchen haben wir erneut einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen: um 22,5 Prozent.“

Schon 2017 war die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf knapp 40.000 zurückgegangen. Laut Innenministerium schlägt jeder zweite Versuch fehl, weil die Täter nicht in die Wohnung gelangen oder nichts entwenden. Allerdings sei auch das Durchwühlen von Schränken ein Eingriff in die Intimsphäre, der bei vielen Betroffenen Beklemmung hervorruft, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul.

Auch in der Region Aachen, Düren, Heinsberg ist der Rückgang der Wohnungseinbrüche offensichtlich (siehe Grafik). Seit 2015 fielen die Zahlen in den Bezirken der Polizeibehörden Aachen, Düren und Heinsberg insgesamt um etwa 45 Prozent. Im Vergleich zu 2017 werden die Zahlen um voraussichtlich gut 25 Prozent sinken, also noch stärker als der Landesschnitt.

Weniger Kriminalität, mehr Aufklärung in NRW
Foto: grafik

Bei der Zahl der Taschendiebstähle erwartet Armin Laschet Ende des laufenden Jahres ebenfalls ein Rekordtief. So soll der gesamte Bereich der Straßenkriminalität, also etwa Taschen- und Fahrraddiebstahl, Autoaufbrüche oder Körperverletzungen auf offener Straße, den niedrigsten Stand seit Erfassung in der Polizeilichen Kriminalstatistik erreichen.

„Eine erfreuliche Entwicklung. Man muss aber auch einräumen, dass wir aus einem tiefen Tal kommen bei den Wohnungseinbrüchen“, sagt Michael Mertens, Chef der Gewerkschaft der Polizei in NRW. „Wir waren mal Schlusslicht, jetzt wird es langsam besser. Aber das reicht noch nicht.“ Bei den Wohnungseinbrüchen sei auch die Prävention besser geworden, sagt Mertens. „Die Menschen schützen ihre Wohnungen besser.“ Beim Rückgang der Straßenkriminalität verwies Mertens auf Erfolge durch die Videoüberwachung an öffentlichen Orten. „Das zeigt, dass man der Polizei auch im digitalen Zeitalter mehr Kompetenzen geben muss.“

Sorge bereitet dem Polizei-Gewerkschafter die Zunahme der Gewaltdelikte im Land. „Die Gewalt nimmt zu, und die Taten werden brutaler.“ Das Phänomen der Messerattacken habe „aus meiner subjektiven Sicht“ zugenommen. Genaue Zahlen zu Messerangriffen sollen in der Kriminalitätsstatistik im kommenden Jahr aber erhoben werden. Mertens sagte, dass die schwarz-gelbe Landesregierung etwa beim Thema Wohnungseinbrüche auch auf Konzepte des früheren SPD-Innenministers Ralf Jäger aufbaue. „In der Personalpolitik löst die Landesregierung bisher ein, was sie versprochen hat.“ 2019 will die Landesregierung 2400 neue Polizeibeamte ausbilden lassen.

Falsche Lorbeeren?

Im Wahlkampf 2017 hatte der damalige Oppositionsführer Armin Laschet die rot-grüne Landesregierung scharf für ihre Innenpolitik kritisiert und eine härtere Gangart bei der Inneren Sicherheit versprochen. Die Grünen wollen Laschet nun aber nicht damit durchkommen lassen, dass die Erfolge angeblich auf seine Politik zurückgehen.

„Die sinkende Kriminalität ist sehr erfreulich und zeugt von einer guten Arbeit der Polizei“, sagte Innenpolitik-Expertin Verena Schäffer (Grüne). „Die Trendwende beispielsweise bei der Einbruchskriminalität und Diebstahlsdelikten konnten wir zu rot-grünen Zeiten einleiten – dort lässt sich seit 2016 ein Rückgang verzeichnen.“ Laschet schmücke sich also mit falschen Lorbeeren, wenn er sinkende Kriminalität für sich in Anspruch nehme.

Ähnlich äußerte sich NRW-SPD-Chef Sebastian Hartmann. „Sollten sich diese Zahlen bestätigen, ist das auch ein Erfolg der rot-grünen Regierungszeit in NRW.“ Hartmann nannte es „erstaunlich“, dass viele der Programme, die die CDU im Wahlkampf noch verteufelt habe, nun unter der neuen Landesregierung fortgeführt würden.