Lukas Küchen : Vorwurf gegen Alsdorfer überschattet ersten „Mr. Gay“-Termin in der Region
Alsdorf/Stolberg Der Alsdorfer Lukas Küchen hat nach der Attacke auf eine Transfrau seinen ersten Termin als LGBTQ-Botschafter Deutschlands in seiner Heimatregion. Gegen seine Wahl zum „Mr. Gay“ gibt es derweil Vorbehalte.
Der neue Mr. Gay Germany, der 22 Jahre alte Lukas Küchen aus Alsdorf, hatte am Mittwoch seinen ersten offiziellen Termin als Repräsentant der queeren Gemeinschaft in Deutschland. Im provisorischen Verwaltungsgebäude an der Frankentalstraße traf er sich mit Bürgermeister Patrick Haas und der städtischen Mitarbeiterin Hanna Kaltenborn.
Anlass des Treffens war ein trauriger: Die 40-Jährige Transfrau Hanna Kaltenborn, die seit drei Jahren nicht mehr als Mann lebt, wurde Mitte Februar brutal von hinten niedergeschlagen. Sie erlitt eine Platzwunde, Prellungen und eine Gehirnerschütterung. Das vermutete Motiv: Transfeindlichkeit. Kurz vor der Tat in der Nähe des Bastinsweihers in Stolberg unweit ihrer Arbeitsstelle soll Hanna Kaltenborn von einer Gruppe Jugendlicher und junger Männer aufgrund ihrer Transsexualität beleidigt worden sein.
Lukas Küchen kam jetzt als amtierender Mr. Gay ins Spiel, weil der Alsdorfer es sich insbesondere zur Aufgabe gemacht hat, auf Queerfeindlichkeit außerhalb von Großstädten aufmerksam zu machen und bestenfalls präventive Maßnahmen mitzuentwickeln.
Die Umstände seines ersten offiziellen Termins in seiner Heimatregion als Botschafter der deutschen LGBTQ-Szene wurden indes von unangenehmen Schlagzeilen begleitet. Wie mehrere Medien berichten, hat der Streaminganbieter Joyn die Doku-Serie „Mr. Gay Germany“, in der Küchen im Februar als Sieger hervorgegangen war, aus seiner Mediathek entfernt. Es besteht der Verdacht, dass Küchens Wahl von insgesamt elf verschiedenen Juroren nicht fair abgelaufen sei, weil Küchen mit dem Chef-Juror und Mr.-Gay-Chef Patrick Dähmlow seit Jahren befreundet ist.
Interne Untersuchungen der Streamingplattform hätten keinen Aufschluss darauf gegeben, ob die persönliche Beziehung Einfluss auf den Ausgang der Wahl gehabt hatte. Die Vorwürfe ließen sich nicht „vollständig aufklären“, teilte Joyn mit. Dennoch möchte man „gegebenenfalls unfairem Verhalten“ keine Plattform bieten.
Lukas Küchen und Patrick Dähmlow bestreiten ihre Freundschaft nicht – das sei normal, wenn man in der queeren Szene Kölns unterwegs sei –, wiesen die Vorwürfe indes entschieden zurück und könnten die Entscheidung von Joyn, die Serie aus der Mediathek zu entfernen, nicht nachvollziehen.