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Drogenhandel: Verurteilter Aachener Neonazi in Thüringen angeklagt

Drogenhandel : Verurteilter Aachener Neonazi in Thüringen angeklagt

Die Staatsanwaltschaft in Gera hat eine Neonazi-Gruppe wegen bandenmäßigen Drogenhandels angeklagt. Das erinnert an ein Verfahren in Aachen – und tatsächlich ist in Gera ein alter Bekannter aus Aachen dabei.

Die Staatsanwalt Gera hat rund ein Jahr nach einer Razzia gegen Mitglieder und Sympathisanten der Neonazi-Gruppe „Turonen“ sechs Männer und drei Frauen angeklagt. Den Beschuldigten wird bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln zur Last gelegt. Beschuldigt ist nach Recherchen dieser Zeitung auch ein Neonazi, der im März 2019 am Landgericht Aachen wegen Beihilfe zum Drogenhandel verurteilt wurde.

Der Neonazi war seinerzeit verurteilt worden im Zuge eines lang andauernden Prozesses mit insgesamt fünf Angeklagten. Daraufhin hatte der 39-Jährige Revision eingelegt. Seine Verurteilung wurde im Herbst 2020 vom Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe jedoch bestätigt. Die Untersuchungshaft nach einer Drogenrazzia mit SEK-Einsatz in Aachen, die Mitte 2017 stattfand, wurde auf die zu verbüßende Haftstrafe dann angerechnet. Daher musste der Aachener rund um den Jahreswechsel 2020/2021 nur noch eine geringe Reststrafe absitzen.

In der Zeit zwischen seiner Verurteilung und dem Antritt seiner Strafhaft soll der Mann nach Recherchen dieser Zeitung in den Verdacht geraten sein, in der hiesigen Region Kokain für die „Kameraden“ besorgt zu haben. Kuriere sollen die Drogen dann etwa in den Raum Gotha in Thüringen transportiert haben. Ein Sprecher der Ermittlungsbehörde hatte vergangene Woche bestätigt, dass die Anklageschrift nun vorliege.

Sieben der neun Angeschuldigten wirft die Staatsanwaltschaft in Gera auch die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor. Bei einzelnen der Beschuldigten klagt die Behörde zudem andere Delikte wie Geldwäsche oder schwere Zwangsprostitution an. Die erhobene Anklage richtet sich gegen sieben Angeschuldigte aus Thüringen, den Aachener und einen Verdächtigen aus Hessen. Bei letztgenannten handelt es sich um einen rechtsextremen Szeneanwalt.

Polizei und Staatsanwaltschaft waren im Februar vergangenen Jahres mit einer groß angelegten Razzia gegen das Netzwerk von Neonazis mit Schwerpunkt in Thüringen vorgegangen. Dabei nahmen die Ermittler mehrere Beschuldigte fest. Der Einsatz richtete sich gegen mutmaßliche Mitglieder der als „Bruderschaft” ähnlich einer Rockgruppe auftretenden „Turonen“ sowie der Unterstützergruppe „Garde 20“. Sie sollen seit Jahren einen groß angelegten Drogenhandel in Thüringen betrieben haben.

Sechs der Beschuldigten befinden sich laut Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft, ein siebter verbüßt derzeit eine Gefängnisstrafe. Über die Zulassung der Anklage muss das Erfurter Landgericht entscheiden.