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Aachen: Verschleiert das Bistum Vermögenswerte?

Aachen : Verschleiert das Bistum Vermögenswerte?

Das Bistum Aachen besitzt erkleckliche Vermögenswerte, mit denen es seine Finanznot beträchtlich lindern könnte, nutzt sie aber nicht und verschleiert sie statt dessen.

Diesen Vorwurf erhebt zumindest der Hamburger Wissenschaftler und Journalist Dr. Carsten Frerk, der die Ergebnisse seiner Recherchen jetzt auf Einladung der Initiative „Zukunft Arbeitsplatz Kirche” (ZAK) im Aachener „Jakobushaus” darstellte.

In der ZAK haben sich mit Unterstützung der Gewerkschaft „ver.di” Angestellte aus dem kirchlichen Bereich der Diözese Aachen zusammengeschlossen, um Alternativen zur Spar- und Streichpolitik des Generalvikariates aufzuzeigen und Front gegen den Kurs der Bistumsleitung zu machen.

Unter der Moderation von ZAK-Sprecher Wolfgang Cremer (Düren) legte der Gast aus der Hansestadt seine Ansichten dar. Dass das Bistum überhaupt, wie von ihm behauptet, Vermögen vor der Öffentlichkeit verschleiern könne, machte Frerk am Rechtsinstitut des „bischöflichen Stuhls” fest. Dieser sei gemäß der staatlichen Kirchengesetzgebung zwar gezwungen, seinen laufenden Haushalt offen zu legen, nicht aber seinen Bestand an Vermögenswerten. Genau da liegt für Frerk der Hase im Pfeffer.

Frerk, laut seiner Homepage Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, beziffert die Vermögenswerte des Bistums, aus denen zur Gestaltung eines sozial verträglichen Umbaus des Bistums ohne betriebsbedingte Kündigungen etwas (nämlich Geld) zu machen sei, auf rund 240 Millionen Euro.

Dieses Geld stecke unter anderem in Anteilen des bischöflichen Stuhls an der „Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft” mit nach Angaben des Autors einem momentanen Besitz von rund 23.000 Wohneinheiten. Weitere Beteiligungen halte die Diözese an der Weltbild-Verlagsgruppe sowie an der Münchener Tellux-Film.

Es kommt nach Ansicht des Referenten, der auch Autor eines Buches zum Thema „Die Kirchen und ihre Finanzen” ist, aber nicht unbedingt darauf an, die von ihm aufgezählten Vermögenswerte unmittelbar zu versilbern. Sie könnten zum Beispiel als Sicherheit für ein Darlehen auch in anderer Hinsicht dazu dienen, den Umbau des Bistums in einer für dessen Beschäftigte erträglichen Weise abzufedern.

Überdies betonte Frerk, im Bistum Aachen seien die Katholikenzahlen weit weniger stark rückläufig als in anderen Diözesen. Einer gesonderten Darstellung unterwarf Frerk die Frage, ob in Deutschland ein Bistum überhaupt pleite gehen könne. Dies sei bei Körperschaften dieser Art noch nicht vorgekommen, so Frerk.

Von der rechtlichen Grundlage her sei aber davon auszugehen, dass in letzter Konsequenz der Staat in Regress treten müsse. Mit Blick auf die Vermögenswerte in kirchlicher Hand gab sich der Redner unterkühlt sarkastisch: „Was die Kirche einmal hat, das gibt sie nicht mehr her - dieser Grundsatz gilt noch immer”, so Frerk vor einem zahlenmäßig überschaubaren Publikum.

Diese Vorwürfe allerdings lässt sich das Bistum nicht gefallen: „Wir werden zum Abbau des Defizits von dem Wenigen was da ist Vermögenswerte veräußern”, unterstrich Finanzdirektor Joachim Eich auf Anfrage. Ein Verkauf von Tafelsilber werde stattfinden.

Andere Werte würden als Sicherheiten für Kredite eingesetzt, die man aufnehmen müsse. Verärgert ist Eich über die Vorgehensweise von Frerk und kontert dessen Aussagen: „Er wirft mit seinen Zahlen einfach alles in einen Topf und vergleicht Äpfel mit Birnen.”

Zum Beispiel die Beteiligung an der Wohnungsgesellschaft: Hier sei Aachen nur eines von vier beteiligten Bistümern - und der Anteil sei auch noch gering. „Da käme gar keine vernünftige Summe heraus, wenn man das als Sicherheit einsetzen würde”, so Eich.

Andere Werte seien Schulgebäude oder Kindergärten. Wieder anderes Vermögen sei zum Beispiel bei der Caritas und anderen Institutionen vorhanden, „womit aber viele, viele Maßnahmen gegenfinanziert werden”. Letztlich könne man Werte nur einmal verkaufen, die Personalkosten blieben aber über viele Jahre hoch. Deshalb sei die Betrachtungsweise von Carsten Frerk nicht richtig.