Brandanschlag Kölner Hauptbahnhof : Verdächtiger kommt ohne Bewachung in neurologische Fachklinik
Köln Der Tatverdächtige für den Brandanschlag im Kölner Hauptbahnhof wird sechs Monate lang ohne Bewachung in einer neurologischen Fachklinik behandelt. Seine Untersuchungshaft werde für diese Zeit unterbrochen, entschied am Donnerstag das Oberlandesgericht Köln.
Eine Bewachung während der Behandlung sei von mehreren Kliniken abgelehnt worden, sagte ein Gerichtssprecher. Aus Sicht der Richter „bestehen derzeit keine Anhaltspunkte dafür, dass von dem Beschuldigten trotz seines Gesundheitszustands eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgehen könnte“. Nach den sechs Monaten werde dann entschieden, ob er wieder in Haft komme.
Der Mann hatte beim Eingreifen der Polizei eine Schussverletzung am Kopf erlitten. Er sei „vollständig pflegebedürftig und nicht in der Lage, sich selbstständig fortzubewegen“, teilte das Gericht mit. Auch sei er nicht verhandlungsfähig. Ärzte hielten es jedoch für möglich, dass sich sein Zustand durch eine Behandlung so stark verbessern würde, dass er anschließend doch vor Gericht gestellt werden könne. Gegen den Flüchtling aus Syrien wird wegen versuchten Mordes in zwei Fällen, gefährlicher Körperverletzung und Geiselnahme ermittelt.
Das Kölner Landgericht hatte Anfang des Jahres noch eine Haftbeschwerde des Mannes abgelehnt, weil es trotz seines schlechten Gesundheitszustands Fluchtgefahr sah. Es gebe „die nicht fernliegende Möglichkeit, dass er einen Dritten dazu veranlassen könnte, ihm zur Flucht zu verhelfen“, hieß es damals. Der OLG-Sprecher sagte dazu, dass der Mann nach heutigem Kenntnisstand allein gehandelt habe.
Der Syrer soll im vergangenen Oktober einen Brandanschlag in einem Schnellrestaurant verübt haben, bei dem eine 14 Jahre alte Jugendliche schwere Verbrennungen erlitt. Anschließend verschanzte er sich in einer Apotheke und nahm eine Frau als Geisel, ehe er von der Polizei niedergeschossen wurde.
Die Bundesanwaltschaft hatte zunächst wegen eines möglichen islamistischen Hintergrundes ermittelt. Da sich dies aber nicht bestätigte, gab sie die Ermittlungen an die Kölner Staatsanwaltschaft ab. Die 14 Jahre alte Gymnasiastin aus Hennef musste nach der Tat sieben Mal operiert worden. Zehn Prozent ihrer Haut seien verbrannt, berichtete ihre Mutter.