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VDS-Regionalleiter Claus Maas: „Die Sprache wird sexualisiert“

VDS-Regionalleiter zum Gendern : „Die Sprache wird sexualisiert“

Der Jülicher Claus Günther Maas ist kein Freund vom Gendern. Der Regionalleiter für den Raum Aachen des Vereins Deutsche Sprache erläutert, warum er Sternchen und Unterstrich als unsinnig empfindet.

Wenn er über das Gendern in der Sprache spricht, kommt Claus Günther Maas regelmäßig das Wort „Unsinn“ von den Lippen. Der pensionierte Lehrer leitet für den Verein Deutsche Sprache den Bereich Aachen. Was stört ihn an Unterstrich und Sternchen? Darüber sprach er mit unserem Volontär Kian Tabatabaei.

Herr Maas, Sie sind ein erklärter Gegner des Genderns in der Sprache. Wieso?

Claus Günther Maas: Wenn wir von Gendern reden, bedeutet das, dass die Sprache sexualisiert wird. Man will die Geschlechtlichkeit der Menschen sprachlich sichtbar machen, auch da, wo sie gar keine Rolle spielt. Der Gleichberechtigung wird damit ein Bärendienst erwiesen.

Das generische Maskulinum spielt eine große Rolle in der Diskussion. Dass es eine verallgemeinernde Funktion besitzt, steht dabei nicht zur Debatte, sondern, ob es dieser Funktion gerecht wird. Stößt das generische Maskulinum irgendwann auf Grenzen?

Maas: Grundsätzlich bezieht sich ein Genus nur auf ein Wort, nicht auf eine Person. Die Verwendung des generischen Maskulinums ist eine Frage davon, ob ich das Geschlecht betonen möchte oder nicht. Wenn ich sage, „100 Polizisten sind im Einsatz“, dann spielt deren Geschlecht keine Rolle. Es sind polizeiliche Einsatzkräfte gemeint, unabhängig vom Geschlecht der einzelnen Personen. Kein Geschlecht ist hier „mitgemeint“, im Gegenteil, es ist eben kein Geschlecht gemeint. Wer hier „Polizistinnen und Polizisten“ sagt oder ein Sternchen setzt, verfälscht die verallgemeinernde Bedeutung. Er entwertet sogar die sogenannte movierte weibliche Form, also die Endung „-in“. Denn da, wo sie eine Rolle spielt, wird sie dann nicht mehr als besonders wahrgenommen.

Studien zeigen, dass Menschen, wenn sie von Lehrern, Politikern und Schauspielern lesen und hören, häufiger an Männer als an Frauen denken. Für Mädchen kann das mitunter bedeuten, dass sie sich weniger vorstellen können, später einmal einen dieser Berufe auszuüben. Wie schätzen Sie diese Studien ein?

Maas: Ich beobachte seit rund 15 Jahren, dass zum Beispiel die Belegschaft von Feuerwehren oder Rettungssanitätern immer mehr weiblichen Zuwachs erhält. Damals hat sich aber niemand die Mühe gemacht, ständig von Rettungssanitäter-innen zu sprechen. Ich muss das System und die Logik der Sprache nicht verändern, um Menschen zu einem anderen Verhalten zu bewegen. Die Studien, die Sie erwähnen, sind sprachfachlich undiskutabel. Sie sollen dazu führen, das generische Maskulinum als missverständlich zu entlarven, sie entlarven aber nur die Einfalt der Fragesteller: Wenn jemand nach dem „besten Schauspieler“ fragt, fragt er nach einer konkreten Person. Da ist es logisch, dass nur Männer genannt werden. Mit generischem Maskulinum hat das gar nichts zu tun.

Müssen Sprache und Wirklichkeit Ihrer Meinung nach also unabhängig voneinander betrachtet werden?

Maas: Nein, aber Sprache kann keine Wirklichkeit schaffen, sie wird selbst viel mehr von der Wirklichkeit beeinflusst als umgekehrt. Wohl kann ein falscher Sprachgebrauch wie Gender-Formen mehr Missverständnisse und Irritationen hervorrufen, als dass sie etwas verbessern.

Auf der Internetseite des Vereins Deutsche Sprache, deren Regionalleiter für den Raum Aachen Sie sind, ist unter anderem von Gender-Unfug die Rede. Gibt es zu viel Polemik im Gender-Diskurs?

Maas: Wir sollten sachlich diskutieren und auf Polemik verzichten. Über das Wort Gender-Unfug kann man streiten, schließlich gibt es da auch Ideen, über die man nachdenken kann. Auch über die Konsequenzen unseres Sprachgebrauchs müssen wir nachdenken. Wenn aber mit der Sprache abwegige Symbolpolitik betrieben wird, muss man das auch Unsinn nennen dürfen