1. Region
  2. Tihange & Doel

Tihange und Doel: Belgien zwei Jahre ohne Atomstrom?

Tihange und Doel : Belgien zwei Jahre ohne Atomstrom?

Ansage von Engie verärgert belgische Regierung. Der Betreiber der Kernkraftwerke in Tihange und Doel glaubt nicht, dass die neuen Meiler rechtzeitig modernisiert werden.

Der Vorstandsvorsitzende des belgischen Energieunternehmens Engie, Thierry Saegeman, kritisiert die belgische Regierung für die späte Entscheidung für den Beibehalt der Kernenergie. „Wir sagen seit zwei Jahren, dass diese Entscheidung wegen der von uns mehrfach beschriebenen Hindernisse zu spät kommt“, sagte Saegeman in einem Interview mit der belgischen Zeitung „De Tijd“.

Belgien hat am 18. März unter anderem aufgrund des Krieges in der Ukraine beschlossen, die beiden jüngsten der sieben Meiler im Land länger am Netz zu lassen. Das soll dem Land mehr Autarkie im Energiesektor verschaffen und die Versorgung absichern. Engie hatte auch im Gespräch mit unserer Zeitung immer wieder betont, dass eine Entscheidung spätestens Ende 2020 nötig gewesen sei. 

Aufgrund der späten Entscheidung befürchtet Saegeman, dass die betroffenen Meiler Tihange 3 und Doel 4 nicht vor 2027 bereit sein werden. „Wir rechnen immer noch mit einem Zeitraum von fünf Jahren für alle Arbeiten“, sagte er in dem Interview. Es sei „sehr, sehr wahrscheinlich“, dass die Anlagen zwischen 2025 und 2027 für die Nachrüstungsarbeiten abgeschaltet werden müssten. Belgien stünde dann zwei Jahre lang ohne Atomstrom da, denn die anderen fünf Meiler sollen ja definitiv bis 2025 vom Netz gehen.

Problematisch sei unter anderem der Kauf von Uran, die notwendige Anpassung des belgischen Atomausstiegsgesetzes und das Genehmigungsverfahren. Saegeman rechnet außerdem mit juristischen Schritten von AKW-Gegnern und Verbänden wie Greenpeace.

Die stellvertretende Premierministerin von Belgien teilt die Bedenken des AKW-Betreibers Engie nicht. Sophie Wilmès sei mit den Äußerungen Saegemans „Überhaupt nicht zufrieden“, sagte sie am Wochenende im belgischen Radio RTL. Wilmès teilt die Sorgen Engies nicht und hält einen Betreib der Meiler auch im Jahr 2025 für realistisch. Schließlich hätten die Nuklear-Experten des Landes das bescheinigt.

Tatsächlich hatte die belgische Atomaufsichtsbehörde AFCN im Januar einen Report veröffentlicht, wonach die jüngsten Meiler Tihange 3 und Doel 4 die Sicherheitsanforderungen bereits weitestgehend erfüllten.

Wilmès erwartet von Engie, dass der Konzern Würde zeige und sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein sollte. „In der heiklen Situation, in der wir nun sind, erwarte ich von Engie, dass der Konzern pro-aktiv nach Lösungen sucht.“