„Geysir von Monheim“ : Steuerzahlerbund listet Verschwendung auf
Düsseldorf Vom „Geysir von Monheim“ bis zur kurvigen Pannen-Promenade in Duisburg: Der Bund der Steuerzahler hat zahlreiche Fälle entdeckt, bei denen seiner Ansicht nach Steuergeld verschwendet wird. In seinem neuen Schwarzbuch listet der Verband zahlreiche Beispiele aus Nordrhein-Westfalen auf.
Besonders häufig liefen die Kosten bei schlecht geplanten Bauprojekten aus dem Ruder, berichtete der Verband am Dienstag in Düsseldorf. Regelmäßig würden die Kommunen in finanzielle Abenteuer gestürzt, weil den Stadträten schöngerechnete Vorlagen vorgelegt würden. Zu einer soliden Abstimmungs-Grundlage gehöre Kosten-Ehrlichkeit, forderte der Steuerzahlerbund.
Manchmal sei aber auch einfach Prestigedenken die Ursache, wie im Fall der reichen Stadt Monheim:
Geysir von Monheim: In Monheim soll bald ein „Geysir“ sprudeln. Wo einst eine Ampel durch einen Kreisverkehr ersetzt wurde, soll nun in dessen Mitte eine Wasserfontäne emporschießen. 415.000 Euro soll das Spektakel kosten, jährlicher Folgekosten von 6000 Euro nicht mitgerechnet. Aus Angst, die Autofahrer könnten sich vor dem Wasserstrahl erschrecken, soll der Kreisverkehr dazu mit einer Ampel versehen werden, die den Verkehr ins Stocken bringt. Während der Bürgermeister „mystische Momente“ verspricht, kommt der Steuerzahler-Bund angesichts des beampelten Kreisverkehrs zu einem anderen Urteil: „Hirnrissig“.
Wehrhahn-Linie: Düsseldorfs neue U-Bahnstrecke ist in der Endabrechnung noch teurer geworden, obwohl sie bereits vor zwei Jahren fertiggestellt wurde: Die Baukosten seien seither von 843,6 auf 929 Millionen Euro gewachsen. Ursprünglich geplant: 650 Millionen Euro. „Böse Überraschung“, meint der Steuerzahlerbund.
The Curve: „The Curve“ - Die Kurve heißt die Pannen-Promenade im Duisburger Innenhafen. Das dazu geplante Gebäude von Star-Architekt Sir Norman Foster wurde nie gebaut, die Promenade gammele - von Anfang an gesperrt - seit zehn Jahren vor sich hin, musste bereits für 550 000 Euro saniert werden. Die Kosten, um das angrenzende Grundstück doch noch zu bebauen, seien bereits von 1,85 auf 5,35 Millionen Euro gestiegen. Dort sei 2007 Abfallmaterial aus dem Kohlebergbau verfüllt worden - als Baugrund ungeeignet.
Zeche Zollverein: Das Haus für eine Design-Akademie auf dem Gelände der Zeche Zollverein musste bereits nach zwölf Jahren für 5,5 Millionen Euro saniert werden. Das von japanischen Architekten entworfene Gebäude habe sich als anfällig entpuppt - die Design-Akademie schloss bereits 2007 mangels Nachfrage.
Trinkwasserbrunnen: Der Brunnen am Kölner Kurt-Hackenberg-Platz habe sich als kostspielige Steuergeld-Pumpe erwiesen. Statt 45.000 Euro wurden es 130.000 Euro. Verglichen mit den 7,8 Milliarden Euro Schulden der Stadt Köln seien das allerdings „Peanuts“, muss sogar der Steuerzahlerbund zugeben.
Schauspielhaus: Das denkmalgeschützte Düsseldorfer Schauspielhaus entpuppt sich als Fass ohne Boden. Die Sanierungskosten seien bereits von 11,2 Millionen auf 20,9 Millionen Euro gewachsen. Die Dachsanierung werde wohl mit einem ähnlichen Betrag zusätzlich zu Buche schlagen.
Beethovenhalle: Die 1959 gebaute Halle in Bonn sollte für knapp 60 Millionen Euro saniert werden - pünktlich zum 250. Geburtstag Beethovens. Doch daraus wird nichts - die Bauarbeiten dauern an und die Kosten lägen bereits bei 94 Millionen Euro. Die Stadt weist die Kritik zurück: Man sei verpflichtet, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten. Die Mehrkosten seien unvermeidlich gewesen. Nicht alle Unsicherheiten seien bei solchen Projekten einkalkulierbar. Durch die gute Baukonjunktur seien die wenigen eingegangenen Angebote von Bauunternehmen zudem höher als erwartet.
Geisterbus: Der Bus der Kölner Linie 127 zum Lentpark sei jahrelang kaum genutzt worden. Die einsamen Runden der oft leeren Busse würden bis Dezember 733.000 Euro verschlungen. Nun sei der von Kölner Lokalpolitikern beschlossene „Geisterbetrieb“ aber endlich gestoppt worden und laufe aus.