1. Region

Nach Minus im Jahr 2020: Rheinische Kirche freut sich über Erholung der Kirchensteuern

Nach Minus im Jahr 2020 : Rheinische Kirche freut sich über Erholung der Kirchensteuern

Die rheinische Kirche hatte Schlimmes befürchtet, doch nun entwickeln sich die Steuereinnahmen besser als gedacht. Der neue Präses Latzel hat aber auch mit anderen Problemen zu kämpfen.

Dank der wirtschaftlichen Erholung ist der befürchtete drastische Einbruch der Kirchensteuereinnahmen der Evangelischen Kirche im Rheinland ausgeblieben. Nach einem Minus von sechs Prozent im ersten Pandemie-Jahr 2020 werde im laufenden Jahr mit einem Plus von vier Prozent gerechnet, sagte Kirchen-Finanzchef Henning Boecker am Freitag. Für 2022 erwarte die rheinische Kirche einen weiteren Anstieg der Steuereinnahmen um zwei Prozent.

Ursprünglich hatte die zweitgrößte evangelische Landeskirche für das vergangene Jahr einen Einbruch der Steuereinnahmen um zwölf Prozent prognostiziert und für dieses Jahr ein Minus von fünf Prozent. „So schlimm ist es zum Glück nicht gekommen“, sagte Boecker. Im laufenden Jahr habe die Kirche nun rund 700 Millionen Euro an Steuermitteln zur Verfügung. 2022 würden 714 Millionen Euro erwartet.

Dennoch sei die Kirche von der wirtschaftlichen Dynamik abgehängt, sagte Boecker. Die kirchlichen Steuern bewegten sich viel langsamer nach oben als die Lohn- und Einkommenssteuer. Grund dafür seien etwa Kirchenaustritte gerade jüngerer berufstätiger Menschen und die Tatsache, dass in den nächsten Jahren immer mehr Mitglieder in Rente gingen. Auch die hohe Inflation drücke derzeit auf die Finanzkraft der Kirche etwa bei Bautätigkeiten.

Die rheinische Kirche hat zur Zeit etwa 2,4 Millionen Mitglieder in 655 Kirchengemeinden. Ihr Gebiet umfasst Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland.

Die Coronavirus-Pandemie lastet weiter auf der Kirche. Die Landessynode vom 16. bis 20. Januar läuft wieder komplett digital ab. Der Anfang 2021 neu gewählte rheinische Präses Thorsten Latzel legt dabei seinen ersten Rechenschaftsbericht ab. Neben der Erschöpfung durch die Corona-Pandemie laste auf vielen Betroffenen die Flutkatastrophe vom Sommer, sagte er. Das Ausmaß der Verwüstung und Zerstörung zeige, in welcher verletzlichen und sensiblen Phase die Gesellschaft sei.

Für Weihnachtsgottesdienste hält die rheinische Kirche an ihrer Empfehlung an die Gemeinden fest, mindestens die 3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet) einzuhalten und, wo machbar, nur geimpfte oder genesene Besucher nach der 2G-Regel zuzulassen. Latzel verwies auf die unterschiedlichen Gegebenheiten in den Gemeinden. Manchmal gebe es nur kleine Dorfkirchen, an anderen Orten dagegen große Stadtkirchen. „Das ist ein Abwägen“, sagte Latzel. Die Kirche habe sich immer konsequent an die politischen Corona-Vorgaben gehalten. Es sei aber wichtig, auch „Begegnungsräume“ zu schaffen. Die Gemeinden seien beim Organisieren von Gottesdiensten sehr kreativ.

Die Impfquote bei den Mitarbeitern der rheinischen Kirchen liegt nach Angaben der Landeskirche mit mehr als 90 Prozent. Viele Gemeinden bieten derzeit Impfaktionen an. Die Kirche wolle auch mit den Menschen reden, die sich nicht impfen lassen wollten, sagte Latzel. Impfskeptiker müssten ihre Meinung auch „ohne Gesichtsverlust“ ändern können. Latzel stellte aber auch klar: Die Frage, wie die Gesellschaft aus der Pandemie herauskomme, müssten Wissenschaftler klären und nicht „irgendwelche Chatgruppen“.

(dpa)