Letzte Umarmung : „Prof. Dr.“ wegen versuchten Totschlags verurteilt
Düsseldorf Um eine letzte Umarmung auf dem Pflegebett hatte er seine Frau gebeten und dann ein Fleischermesser unter dem Kopfkissen hervorgezogen: Ein 74-jähriger Düsseldorfer ist wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Landgericht Düsseldorf sprach ihn am Freitag schuldig.
Die Staatsanwältin hatte sechs Jahre Haft wegen versuchten Mordes gefordert: Die Tat Anfang August sei heimtückisch gewesen und von niedrigen Beweggründen geprägt. Doch das Gericht sah das anders: Weil der schwer krebskranke Mann zuvor seiner Frau einen gemeinsamen Suizid vorgeschlagen hatte, hätte diese gewarnt sein können.
Zuvor hatte der Angeklagte gestanden, seiner Frau mit dem Messer in den Hals geschnitten zu haben: Er habe sie mit der stumpfen Seite der Klinge erschrecken wollen, es sei ein Versehen gewesen, behauptete er. Seine Aussage im Polizeiverhör, seine 33 Jahre jüngere Frau habe ihn angegriffen und er habe sich nur verteidigt, sei eine Lüge gewesen, räumte er ein.
Die damals 40-Jährige hatte berichtet, nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hatte, habe der sie um eine letzte Umarmung gebeten. Sie habe sich zu ihm ins Bett gelegt - mit dem Rücken auf seine Brust. Dann habe sie ein Brennen am Hals gespürt und das Messer gesehen. „Ich gucke keine Horrorfilme und war plötzlich selbst in einem“, hatte die Frau berichtet.
Ihre Hilfeschreie hätten ihren Sohn aufgeschreckt. Doch erst einem Nachbarn sei es gelungen, ihrem Mann das Messer wegzunehmen. Die damals 40-Jährige hatte eine acht Zentimeter lange und einen halben Zentimeter tiefe Schnittwunde am Hals sowie eine Verletzung an einer Hand erlitten. Der Verurteilte hat ausweislich seines Facebook-Profils einen Professoren- und einen Doktortitel.