Karneval, Klima und eine Cessna : Privatjet-Flug macht Düsseldorf jeck
Düsseldorf Pünktlich zu Altweiber sorgt eine vermeintliche Narretei des Düsseldorfer Oberbürgermeisters für Debatten: Klima-Vorkämpfer Thomas Geisel (SPD) flog im Privatjet von London an den Rhein. Politiker steigen in die Bütt - Karnevals-Satiriker nehmen Geisel in Schutz.
„Worum geht's? Am 16. Januar wurde in London verkündet, dass Düsseldorf Ausrichter der paralympischen „Invictus Games“ wird. Geisel und drei Begleiter waren am Vorabend per Linie nach London geflogen. Da Geisel unter anderem noch „Invictus Games“-Gründer und Schirmherr Prinz Harry treffen sollte, wurde klar: Das wird zeitlich knapp. Denn am Abend wurde Geisel auch als einer der Redner zum 50. Jubiläum des Schauspielhauses erwartet. Und ein passender Linienflug war nicht mehr zu bekommen.
Der OB kann ja vieles - aber nicht das Wasser teilen. Wie hätte er also mit seinem Rad durch den Ärmelkanal kommen sollen?“ Gewohnt spitz kommentiert Düsseldorfs „Hoppeditz“ Tom Bauer eine politische Debatte, die die Landeshauptstadt just zum Start des Straßenkarnevals ereilt: Stadtchef Thomas Geisel, für viele der Vater der umstrittenen Umweltspuren, ist CO-unfreundlich und fast 7000 Euro teuer mit einem Privatjet von London nach Düsseldorf geflogen. Während Tom Bauer den SPD-OB verteidigt („für mich persönlich war das okay“), steigen mehrere Politiker kritisch in die Bütt: „Wasser predigen, Champagner saufen“, schimpft zum Beispiel FDP-Frontfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Ein Sprecher Geisels bestätigte am Mittwoch, dass der Verwaltungschef von London aus eine „Cessna Citation“ nahm, um Abends wieder im Schauspielhaus zu sein. An Bord der viersitzigen Maschine waren neben Geisel ein Referent sowie zwei Mitarbeiter der städtischen Veranstaltungsagentur D-Live. Die Kosten von 6960 Euro wurden jeweils zur Hälfte von Stadt und D-Live getragen.
Für die CDU war Geisels Flug „maßlos und abgehoben“, wie der Fraktionschef im Stadtrat, Rüdiger Gutt, sagt. „Ökologisch unverantwortlich“ außerdem, so Gutt. Geisel - dessen Verwaltung gerade die Erweiterung einer Umweltspur plant - habe „gerade beim Klimaschutz eine Vorbildfunktion“. Gutt meint: „Herr Geisel hätte sich am Abend gut vom 1. Bürgermeister vertreten lassen können.“
Ins selbe Horn stößt der Grünen-Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld, der Geisel im September als OB ablösen will: „Jeder hätte Verständnis gehabt, wenn der OB sich im Schauspielhaus vertreten lässt. Ökonomisch und ökologisch ging dieser Flug gar nicht.“
FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die ebenfalls gegen Geisel antritt, setzt noch einen drauf: „Da erfindet einer eine Umweltspur, durch die jeden Tag Tausende im Stau stehen, um an den Arbeitsplatz zu kommen - und dann nimmt er sich selbst einen Privatjet auf Kosten der Steuerzahler. Herr Geisel predigt Wasser und trinkt Champagner.“
In der „Bild“-Zeitung, die als erste über den Vorgang berichtet hatte, verteidigte sich Geisel: „Wer mich kennt, weiß, dass mir Statussymbole schnurz sind. Es war das erste Mal, dass ich einen Privatjet genommen habe. Es waren zwei sehr bedeutende Termine. Ich hätte es unangenehm gefunden, mich vertreten zu lassen.“ Ironie des Schicksals: Pünktlich kam Geisel trotz des Flugs im Privatjet nicht. Die Rede von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wurde kurzerhand vorgezogen. Geisels Grußwort kam erst später.
Tröstlich für Geisel: Neben dem Hoppeditz bleibt auch Düsseldorfs bekannter Wagenbauer Jacques Tilly entspannt. Er nannte den Vorgang am Mittwoch gegenüber der dpa eine „Petitesse“. Man müsse in diesem Fall doch mal „fünf gerade sein lassen.“
Eine Pappmaschee-Figur von OB Geisel, die im Privatjet die Umweltspur ansteuert, wird man damit wohl nicht im Rosenmontagszug sehen. Dass Geisel komplett verschont wird, ist aber unwahrscheinlich: „Es ist Wahljahr...“, so Tilly vielsagend. Aus eben dem Grund ist die Debatte um Geisels Flug vielleicht aber auch nach Aschermittwoch noch nicht vorbei.