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Chaos am Energiemarkt: Preise für Strom und Gas klettern auch in der Region weiter

Chaos am Energiemarkt : Preise für Strom und Gas klettern auch in der Region weiter

Die Preise für Strom und Gas explodieren. Und einige Billiganbieter haben die Lieferungen eingestellt. Allein in der Region müssen die Grundversorger mehr als 10.000 Betroffene auffangen. Die Folge: Kunden müssen erneut mehr zahlen.

Landauf, landab müssen die Energieversorger weiter an der Preisschraube drehen. Nach vielen Jahren mit stabilen Preisen geht es derzeit kräftig aufwärts. Nicht nur die explodierenden Einkaufspreise an den Energiebörsen mit immer neuen Höchstständen sind dafür der Grund. Hinzu kommt in der Folge, dass immer mehr Billiganbieter kurzfristig ihre Lieferungen an die Kunden einstellen.

Die größten davon sind die Schwesterfirmen stromio und gas.de aus Kaarst. Die Grundversorger in der Städteregion Aachen sowie im Kreis Düren und Kreis Heinsberg mussten deswegen bisher schon weit über 10.000 betroffene Kunden übernehmen. Das sieht das Energiewirtschaftsgesetz so vor. Grundversorger in einer Kommune ist, wer dort die meisten Kunden hat.

Die Stawag in Aachen zählte beispielsweise über 5000 solcher Fälle von „Gestrandeten“, die EWV in Stolberg 5900, die Enwor in Herzogenrath 1200 und die Stadtwerke Düren 1000. Das belastet die Versorger sehr. Da derart starke Kundenzuströme nicht vorhersehbar und nicht zu kalkulieren waren, müssen Gas und Strom jetzt teuer an den Börsen nachgekauft werden.

Der Umgang damit ist unterschiedlich. Variante 1: Einige Versorger erhöhen ihre Grundversorgungstarife noch verhältnismäßig moderat, jedoch für alle. Variante 2: Andere schlagen nur für Neukunden – dazu zählen dann auch die von den Lieferstopps Betroffenen – auf, dann jedoch kräftig.

Beispiele: Die Stawag in Aachen wird in der kommenden Woche Preiserhöhungen offiziell bekannt geben. Die Zahlen liegen unserer Zeitung vor. Die Stawag wählt die erste Variante – wobei in der Grundversorgung wegen der Lieferstopp-Fälle die Erhöhung etwas deutlicher ausfallen wird. Zum 1. März gehe es da um 5,36 Cent pro Kilowattstunde rauf, so das Unternehmen. Bei einem Einfamilienhausverbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr mache das rund 15 Euro mehr im Monat aus. Beim Gas erhöhe sich der Preis dann um 3,57 Cent pro Kilowattstunde, was bei einem Verbrauch von 18.000 Kilowattstunden Mehrkosten von 53,55 Euro pro Monat verursache. Der Großteil der Kunden sei jedoch in Sondertarifen, wo das Ganze moderater ausfalle. Nämlich ab 1. April um 1,19 Cent beim Strom (3,47 Euro mehr im Monat bei 3500 kw/h) und 2,38 Cent beim Gas (35,70 Euro mehr im Monat bei 18.000 kw/h).

Auch die EWV wählt Variante 1: Zum 1. März erhöht sich im Grundversorgungstarif der Preis von 33,49 Cent pro Kilowattstunde auf 38,88 Cent. Das betrifft 45.000 Kunden. Sowohl die Stawag wie auch die EWV haben aufgrund des Zustroms derzeit allerdings die Neukundenakquise komplett eingestellt.

Variante 2 wird von den Grundversorgern in Heinsberg und Düren gewählt. In Heinsberg ist dies Lekker Energie. Dort kostet der Grundtarif für Bestandskunden 33,75 Cent, für Neukunden seit 21. Dezember jedoch 65,67 Cent. Die Begründung lautet, dass man die Bestandskunden nicht für die Folgen der Lieferstopps bestrafen dürfe. Noch deutlicher fällt das bei den Stadtwerken Düren aus. Dort ist der Grundtarif für Neukunden von 34,64 auf 99,75 Cent je Kilowattstunde angehoben worden.

Die Rechtmäßigkeit solcher Ungleichbehandlungen wird aktuell kontrovers diskutiert und von der Verbraucherzentrale NRW kritisiert. Die Verbraucherzentrale rät Betroffenen von Lieferstopps, zunächst die Zählerstände zu notieren. Daueraufträge sollen gelöscht, Einzugsermächtigungen widerrufen werden. Zudem halten die Verbraucherschützer Schadensersatzklagen für sinnvoll, wenn die Kosten nach dem Wechsel in die Grundversorgung höher sind als zuvor beim jeweiligen Billiganbieter.

Eine ausführliche Analyse lesen Sie am Samstag auf unserer Internetseite.

(stm/ja)