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Hambacher Forst : Polizei meldet vor allem passiven Widerstand

Hambacher Forst : Polizei meldet vor allem passiven Widerstand

Hambacher Forst: Polizei räumt Baumhausdorf „Lorien“

Freitagmorgen, Hambacher Forst, letzte noch bestehende Baumhaussiedlung „Lorien“: Wieder sitzen junge Menschen unter einem Baumhaus, fest untergehakt. Die Polizei fordert sie auf, den Platz zu verlassen.

Sie reagieren nicht, leisten passiven Widerstand. Die Beamten beginnen damit, die Leute voneinander zu trennen und wegzutragen.

Die befürchtete Gewalteskalation, die im Vorfeld der großen Polizeiaktion am Braunkohletagebau immer wieder mitschwang, ist nach Angaben der Aachener Polizei ausgeblieben. „Bei den Räumungen selbst sind die Kolleginnen und Kollegen überwiegend auf passiven und technischen Widerstand gestoßen“, sagte der Polizeichef Dirk Weinspach. Leute hätten sich gesperrt, den Anweisungen nachzukommen und sich wegtragen lassen oder sie hätten sich angekettet. Im Vorfeld des Großeinsatzes war die Polizei mit Zwillen beschossen und Molotowcocktails beworfen worden.

Die Einsatzkräfte setzten am Freitag die Räumung des letzten bekannten Baumhausdorfes „Lorien“ fort. Ob sie am Ende des Tages damit fertig werden würden, ließ ein Sprecher offen: „Wir wissen nicht, was uns erwartet.“

Zu den Unbekannten gehörte an diesem Tag ein angeblicher Fund aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein anonymer Anrufer hatte die Polizei in der Nacht über einen angeblichen Gegenstand aus dem Zweiten Weltkrieg unter einem Laubhaufen informiert. Der Bereich wurde nach Polizeiangaben abgesperrt, die Arbeiten nur ganz kurz ausgesetzt, der Kampfmittelräumdienst angefordert. Und der fand - nichts.

„Ihr könnt die Baumhäuser abreißen, aber der Widerstand wächst“, sagte Jan Pütz von der Aktion Unterholz. Im Hambacher Forst sei ein gesellschaftlicher Konflikt eskaliert. Die Aktivisten würden sich auch weiterhin für kurzfristige Maßnahmen zum Klimaschutz einsetzen. „Der Widerstand war nur ein Anfang. Wir werden präsent sein, wenn die Rodungen beginnen.“

Für den stellvertretenden Landesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, Volker Huß, ist das jetzt alles nur ein Vorspiel für die Rodung. In den Baumhäusern gebe es einen harten Kern von Extremisten. Der Beginn der Rodung könne möglicherweise das Signal sein, dass weitere Kräfte aus der Szene anreisen. „Ich glaube auch, dass die militante Linke dazu aufrufen wird im Netz. Das wird die Linke nach meiner Einschätzung genau wie in Hamburg nutzen, die Leute zu mobilisieren“, meinte Huß.

Noch ist nicht klar, wann das letzte Baumhaus genommen ist. Ursprünglich war die Polizei mal von bis zu 60 Hütten ausgegangen, Donnerstagabend waren aber schon 66 geräumt.

Sollte der Wald vor Beginn der Rodung für baumhausfrei erklärt werden, dann wäre die Sicherung des Waldes Sache des Energiekonzerns RWE. Der werde mit personellen und technischen Maßnahmen Aktivisten davon abhalten, neue Baumhäuser zu errichten, sagte RWE-Sprecher Guido Steffen: „Wir können eine stärkere Umfeldsicherung machen durch Posten und Streifen. Wenn es Betretungs- oder Besetzungsversuche geben sollte, dann werden wir einschreiten und die Polizei um Hilfe bitten.“

(dpa)