Weniger S-Bahnen und Regionalzüge? : NRW-Verkehrverbünden drohen hohe Defizite
Düsseldorf Betreiber von S-Bahnen und Regionalzügen fürchten fünf Milliarden Euro Verlust bis 2031. Ab 2024 könnten S-Bahnen seltener fahren, obwohl die Politik eigentlich mehr Menschen für den ÖPNV begeistern will.
Die NRW-Verkehrsverbünde, wie der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) oder der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) halten bis 2031 einen gemeinsamen Verlust von fünf Milliarden Euro nur aus dem Betrieb von schon jetzt laufenden S-Bahnen und Regionalzügen für denkbar. Das sagte VRR-Vorstandssprecherin Gabriele Matz am Mittwoch vor dem Verkehrsausschuss des Landtages. Der Hauptgrund sei, dass die Kosten für den Betrieb der Züge weiterhin massiv steigen, während höhere Einnahmen nur schwer zu erwirtschaften seien. Auch der Start des 49-Euro-Tickets spielt eine Rolle, weil dies trotz Zuschüssen von Bund und Land zu niedrigeren Einnahmen der Verkehrsfirmen führen kann.
Wie ernst die Lage ist, betonte Joachim Künzel, Geschäftsführer des Nahverkehrs-Westfalen Lippe (NWL). Es sei möglich, dass die Verkehrsverbünde ab nächstem Jahr einzelne Strecken nur noch mit einem ausgedünnten Takt befahren, weil die Finanzierung nicht gesichert sei.
Der Bund habe zwar zugesagt, eine Milliarde Euro bundesweit zusätzlich in den Nahverkehr zu stecken, aber wie das Geld in NRW weitergegeben wird, sei unklar. 2023 sei nun zwar abgesichert, dass alle Busse und Bahnen wie geplant fahren können. „Zwischen 2024 und 2026 drohen dann aber Abbestellungen“, so Künzel. Er mahnte neue Mittelzusagen bis Sommer an, damit die Verkehrsfirmen wissen, wie großzügig sie bei der Bahn und anderen Firmen Züge für nächstes Jahr bestellen können, ohne Strafen beim Absagen einer Strecke zu riskieren.
Komplett unklar ist dabei, wie es finanziert werden soll, bis 2030 das Angebot im ÖPNV sogar um 60 Prozent in NRW zu erhöhen, was der schwarz-grüne NRW-Koalitionsvertrag fordert. „Von einer Verkehrswende sind wir so weit entfernt wie von einer anderen Galaxie“, spottete Künzel.
„Ohne zusätzliche Hilfe von Bund und Land werden wir das Angebot nicht aufrechterhalten können“, sagte Ulrich Jäger, NRW-Chef des Verbandes Deutschen Verkehrsunternehmen. Erst recht sei undenkbar, die vom Bund gewollte Verdoppelung der Fahrgastzahlen ohne weiteres Geld zu bewältigen.
Als ersten Schritt forderte VRR-Chefin Matz, dass das Land Planungen für neue Routen großzügig finanziert, damit die NRW-Verkehrsfirmen solche Mittel schnell beantragen können, wenn der Bund sie beschließt. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) unterstützte dies. Der ÖPNV in NRW und bundesweit sei „chronisch unterfinanziert“. Aktuell gäbe das Land 200 Millionen Euro, um die steigenden Energiekosten auszugleichen. Krischer: „Der Ausbau des ÖPNV in NRW und bundesweit wird eine reine Worthülse bleiben, wenn es keine nachhaltigen Beschlüsse gibt.“