Kerkrade : Wie ein Kriminalfall ein junges Familienglück beendete
Kerkrade Anfang März wird Aziz El Aâmri ermordet in Kerkrade aufgefunden. Führten finanzielle Probleme in eine kriminelle Karriere, die mit dem Tod des Familienvaters endete?
Am 9. März um 3 Uhr nachts betritt Aziz El Aâmri sein Schlafzimmer und weckt seine Frau auf. Mehrere Stunden war er zuvor bei einem Nachbarn am Kerkrader Dr. Ackensplein, um zu rauchen und sich zu unterhalten. Denn in der eigenen Wohnung schläft zu diesem Zeitpunkt die kleine Tochter der El Aâmris. Er werde trotz der späten Uhrzeit noch zu einem weiteren Nachbarn gehen. Der 38-Jährige wirkt entspannt und locker, werden seine Frau und sein vorheriger Gesprächspartner später unabhängig voneinander der Polizei sagen.
Doch der Nachbar, den er nannte, war zu dieser Zeit gar nicht zu Hause. Aziz El Aâmri verließ stattdessen seine Wohnung mit unbekanntem Vorhaben. Viereinhalb Stunden später findet ein Spaziergänger seine Leiche nur rund einen Kilometer entfernt im Waldstück Hambos. Der Vater einer siebenmonatigen Tochter wurde erschossen.
Doch auch über einen Monat später sind Täter und Motiv unklar. Trotz mehrfachem Zeugenaufrufs fehlen der grenzüberschreitend ermittelnden Polizei die entscheidenden Puzzleteile. Am vergangenen Dienstag war der Fall daher Thema in „Opsporing Verzocht”. Im niederländischen Äquivalent von „Aktenzeichen XY... ungelöst” werden die Geschehnisse zur besten Sendezeit für das landesweite Publikum nachgestellt. Es wird auch gezeigt, dass die El Aâmris von Sozialhilfe lebten und finanziell ständig kämpfen mussten.
Die ermittelnde Polizistin erläutert vor den Kameras die bisherigen Erkenntnisse, nach denen der 38-Jährige ein Doppelleben führte. Nicht nur eine Sturmhaube, die er zum Zeitpunkt des Mordes unter seiner Kapuze trug, deute darauf hin, dass der Arbeitslose „in etwas geraten ist, was ihm zum Verhängnis wurde”. Was auch immer es war, seine Frau habe davon wohl nichts gewusst, stellt die Ermittlerin fest.
Zudem habe ein weiteres Ereignis die Aufmerksamkeit der Kriminalpolizei auf sich gezogen. Um 4.45 Uhr, also fast zwei Stunden nach El Aâmris Verschwinden, sind in der Heerlener Siedlung Vrieheide mehrere Knallgeräusche zu hören, manche Anwohner sprechen auch von Schüssen. Und zwei junge Männer, die auf der Rozestraat von einer „Gun” – Englisch für Schusswaffe – reden.

Es sei durchaus möglich, dass es sich dabei um die Schüsse handelte, die den Kerkrader das Leben kosteten. Danach könnte seine Leiche in das Waldstück geschafft worden sein, erklärt die Polizistin weiter.
Dafür spricht eine weitere Beobachtung. Gegen 6.10 Uhr sieht ein Radfahrer in Kerkrade einen silbernen Lieferwagen mit kaputten Fenstern auf der Rückseite in den Nullandersweg abbiegen, der zum Fundort der Leiche führt. Dabei ist die Einfahrt in die Sackgasse in Richtung des kommunalen Friedhofs eigentlich untersagt.
Damit endet die Spur der Ermittler, die sich mit dem untertitelten Fernsehbeitrag auch an das deutsche Publikum wenden wollten. Denn ihnen sei bekannt, dass Aziz El Aâmri Kontakte nach Deutschland unterhielt. Ob sie etwas mit seiner möglichen kriminellen Karriere oder sogar seinem Tod zu tun haben könnten, ist hingegen unklar.
Um in dem Fall weiterzukommen, sei die Polizei daher weiterhin auf Hinweise angewiesen. Diese werden unter 0031/793459800 angenommen.