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Corona in den Niederlanden: Verwirrung um Impfstatistik in Südlimburg

Corona in den Niederlanden : Die Ungereimtheiten bei der Impfstatistik in Südlimburg

Rund um Vaals ist die Zahl der gegen das Coronavirus geimpften Menschen verhältnismäßig niedrig. Das könnte mit Impfungen in Deutschland zusammenhängen – muss es aber nicht.

Der Süden der Provinz Limburg hat eine der niedrigsten Impfquoten in den Niederlanden. 82 Prozent der Menschen über 18 Jahre gelten dort als vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen liegt der Wert in derselben Altersgruppe mit 84,7 Prozent fast drei Prozentpunkte höher. In Kerkrade und Heerlen liegt die Quote beispielsweise bei lediglich 77 Prozent, in Vaals gar nur bei 68 Prozent.

Warum ist das so? Eine Vermutung liegt nahe: Viele Südlimburger lassen sich in Deutschland impfen, zum Beispiel in der Städteregion Aachen – und gehen deshalb nicht in die niederländische Impfstatistik ein. Aber so einfach ist das nicht.

Der Reihe nach: Grenzgänger haben laut der Impfverordnung des Bundes die Möglichkeit, sich in Deutschland impfen zu lassen, wenn sie durch ihre Beschäftigung dort krankenversichert sind. Und auch deutsche Staatsangehörige mit Wohnsitz außerhalb der Bundesrepublik haben das Recht, „im Rahmen der Verfügbarkeit der vorhandenen Impfstoffe mit Schutzimpfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 versorgt zu werden“. Gerade im südlichen Teil Limburgs leben viele, die zu diesen Gruppen zählen. Dazu kommt, dass Menschen, die etwa im medizinischen Bereich, in der Pflege oder bei der Polizei arbeiten, generell impfberechtigt sind – „unabhängig von der Krankenversicherung oder dem Wohnsitz“. So steht es in der Verordnung.

Es war in den vergangenen Monaten offensichtlich, dass sich in den Impfzentren und -stellen in und um Aachen immer wieder auch Niederländer ihren Piks abholten. Auch bei den aktuellen Boosterimpfungen war der Andrang aus dem Nachbarland zuletzt groß. Niederländische Medien berichteten gar über „vaccinatietoerisme“, den Impftourismus. Die Menschen reisten teilweise von weit her an, die meisten dürften aber erneut aus Südlimburg gekommen sein.

Die Fragen stellen sich fast von allein: Wie viele waren es denn eigentlich? Und: Sind die Impfungen in Deutschland damit eine Erklärung dafür, warum die Impfquote in Südlimburg vergleichsweise niedrig ist?

„Die Frage haben uns niederländische Medien auch schon gestellt“, sagt Detlef Funken, Sprecher der Städteregion Aachen. Die Impfungen der Niederländer würden zwar tatsächlich von der Behörde gezählt und „mit einer gesonderten Postleitzahl“ erfasst, eine konkrete Zahl gibt es dennoch nicht – „weil unter dieser Postleitzahl nicht nur alle Menschen aus anderen Ländern, sondern auch aus anderen Landkreisen erfasst werden“, erklärt Funken.

Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass die Impfquote in und um Vaals höher ist als in der Statistik der Niederländer festgehalten – allerdings gibt es auch Indizien, dass sie nicht so hoch ist wie in weiteren Teilen des Nachbarlandes: In anderen Regionen der Niederlande, die an Deutschland grenzen, ist die ausgewiesene Impfquote wesentlich höher als in Südlimburg. In Twente und im Norden Limburgs liegt sie beispielsweise bei 86 Prozent, in Gelderland sogar bei 87 Prozent.