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Ajax Amsterdam: Keine Feier für die Meister-Frauen

Ärger in Amsterdam : Verhinderten Ajax-Anhänger eine Meisterfeier für das Frauenteam?

Ende Mai ist die Zeit der Fußball-Meisterfeiern. Doch nicht so für die Frauen von Ajax Amsterdam. Der Verein hat trotz Einladung der Stadt sein Veto eingelegt. Schuld sind die erfolglosen Männer des Rekordmeisters – zumindest offiziell. Hinter den Kulissen geht es um mehr.

Es ist das schönste Gefühl für jeden Profifußballer. Vom Balkon des Rathauses auf Tausende jubelnde Fans schauen. Die Meisterschale oder den Pokal präsentieren und einfach stundenlang feiern. Das wollte die Stadt Amsterdam auch den Frauen ihres Traditionsclubs Ajax ermöglichen. Schließlich haben sie hauchdünn, mit einem Punkt vor dem FC Twente, Anfang Mai die dritte Meisterschaft perfekt gemacht.

Ganz im Gegensatz zu den Männern. Die sind mit 36 Meistertiteln zwar reichlich erfolgsverwöhnt, können in dieser Saison jedoch bestenfalls Zweiter (und schlimmstenfalls Vierter) werden. Damit hat die Mannschaft von Trainer John Heitinga auch die Qualifikation für die Champions League nicht mehr in der eigenen Hand.

Das verhagelt auch den Cluboberen um Ex-Torhüter Edwin van der Sar gehörig die Stimmung. Die Konsequenz: Die für Pfingstmontag geplante Feier finde nicht statt, da der niederländische Fußballclub nicht daran mitarbeiten wolle, teilte die Stadt am Donnerstagabend mit.

<aside class="park-embed-html"> <blockquote class="twitter-tweet"><p lang="nl" dir="ltr">Met zulke vrienden heb je geen vijanden nodig. Zeer teleurgesteld in wat zou moeten voelen als “mijn” club…. <a href="https://t.co/o4glo8yOkD">https://t.co/o4glo8yOkD</a></p>&mdash; Merel van Dongen (@merelvd) <a href="https://twitter.com/merelvd/status/1661436494542766085?ref_src=twsrc%5Etfw">May 24, 2023</a></blockquote> <script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script> </aside>
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Die Frauenmannschaft war zuvor von Bürgermeisterin Femke Halsema in ihrer Amtswohnung empfangen worden. Sie hatte danach angeboten, auch die Feier im Zentrum der Stadt zu organisieren.

Die Ajax-Frauen sollten am Pfingstmontag auf dem Leidseplein, einem Platz mitten in Amsterdam, geehrt werden. Die abschließenden Planungen dafür sollten am Mittwoch dieser Woche stattfinden. Wenige Stunden nach dem Treffen dann die Kehrtwende des Vereins. In einem formellen Brief bat man die Stadt, die Durchführung der Zeremonie auf dem Leidseplein nochmal zu überdenken.

Die Begründung: Die Meisterschaft sei doch schon einige Wochen her. Außerdem vermutet die Clubführung, dass zu wenig Menschen zu der Feier kommen würden. „Und das wäre nicht gut für das Image des Frauenfußball“, erklärte der Verein, der allerdings auch bereits für die Titel 2017 und 2018 keine öffentliche Meisterfeier für die Frauen veranstaltete.

Rückenwind bekommt der Verein auch vom AFCA Supportersclub. Dieser wünschte sich ebenfalls, dass Van der Sar nicht an Feierlichkeiten auf dem Leidseplein teilnimmt. Die Wahl des Ortes sei ein „politisches Statement“. Interessanterweise erfolgte das Statement der Fanvereinigung, die sich selbst später die „erfolgreiche Verhinderung“ der Feierlichkeiten zuschrieb, bevor von dieser Ortswahl offiziell die Sprache war.

Zum Hintergrund: Am Leidseplein wurden früher die Meisterschaften der Herren gefeiert. Bis die Stadt auf die Zunahme von gewalttätigen Auseinandersetzungen bei den Veranstaltungen reagierte und Ajax die Rote Karte zeigte. Den Anhängern der Frauenmannschaft traute die Stadt wohl eher gesittetes Feiern zu. Die Herren mussten dagegen seitdem an der Arena feiern. 2022 entfielen die Feierlichkeiten aufgrund mangelnden Sicherheitspersonals sogar gänzlich. Bürgermeisterin Halsema erreichten daraufhin schwerwiegende Drohungen aus der Fanszene.

Die niederländische Zeitung „Het Parool“ berichtet unter Berufung auf interne Quellen sogar davon, dass Ajax-Anhänger drohten, etwaige Feierlichkeiten auf dem Leidseplein zu stören. Diese Ehrung sei lediglich den Männern vorbehalten. Der Verein sei damit quasi gezwungen wurden. Ajax bestreitet diese Darstellung. Vielmehr habe man einen anderen Standort vorgeschlagen, den wiederum die Stadt abgelehnt habe. Aufgrund der Ausführungen der Fans dürften bei der Kommunikationsabteilung des Clubs jedoch derzeit die Alarmglocken schrillen.

Denn die Absage der Vereinsführung löste in den Niederlanden große Empörung aus. Einige Politikerinnen und Journalistinnen warfen der Clubführung gar Sexismus vor. Nationalspielerin Merel van Dongen, die bis 2018 für Amsterdam spielte, twitterte: „Mit solchen Freunden braucht man keine Feinde mehr.“ Van Dongen steht derzeit bei Atlético Madrid unter Vertrag. Für die Niederlande bestritt sie bislang 60 Länderspiele.