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Neuer E-Tarif „eezy.nrw“: Nahverkehr ohne Tarifwirrwarr

Neuer E-Tarif „eezy.nrw“ : Nahverkehr ohne Tarifwirrwarr

Schluss mit Tarifzonen und Verbundgrenzen: Mit dem Tarif „eezy.nrw“ kann ab heute die zurückgelegte Strecke im NRW-Nahverkehr nach Luftlinie berechnet werden. Ein Kilometer kostet im AVV nur den Bruchteil von einem Euro.

Am Mittwoch ist in Nordrhein-Westfalen der neue elektronische Tarif „eezy.nrw“ gestartet. Er soll Bus- und Bahnfahren im Nahverkehr innerhalb Nordrhein-Westfalens einfacher machen: Kundinnen und Kunden checken bei Fahrtantritt mit einem Klick ein, fahren los und checken am Ziel wieder aus. Der Preis wird automatisch berechnet.

Zielgruppe des Angebots sind Gelegenheitsfahrgäste, denen die Hürde des häufig unübersichtlichen Tarifdschungels mit Zonen und Verbundgrenzen im Nahverkehr genommen werden soll. Die Fahrpreise werden deswegen nicht mehr nach gängigen Tarifen berechnet. Bei „eezy.nrw“ gilt das Prinzip der Luftlinie, also der kürzesten Entfernung zwischen zwei Punkten. Bezahlt werden kann mit Kreditkarte oder per Lastschriftverfahren.

Die NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) war zum Startschuss nach Köln aus Neugierde gleich mit dem neuen Tarif angereist. „Tippen, einsteigen, losfahren, fertig“, sagte sie begeistert. Der Tarif soll in den nächsten Monaten in die Apps für den Nahverkehr in NRW integriert werden. Zum Start kann er aber ausschließlich über die App mobil.nrw genutzt werden, ein Gemeinschaftsprojekt des Landes und der Verkehrsanbieter in NRW.

Der Tarif soll seinem Namen alle Ehre machen und vor allem einfach sein. Der Fahrgast soll nichts davon merken, wie kompliziert die Abstimung der vier Verkehrsverbünde und die Technik im Hintergrund ist. Zu dieser Philosophie passt der Preisrechner, der vor Fahrtantritt eine schnelle und verbindliche Antwort auf die Frage gibt, was die Fahrt im E-Tarif wohl kosten wird.

Der Preis setzt sich zusammen aus einem festen Grundpreis pro Fahrt plus einem Arbeitspreis pro angefangenem Luftlinienkilometer. Fahrräder und weitere Personen können mit einem Klick hinzugebucht werden. Der Gesamtpreis für die Summe aller Fahrten einer Person innerhalb von 24 Stunden im gesamten Bereich des Aachener Verkehrsverbundes (AVV) wird auf 19 Euro gedeckelt, innerhalb von ganz NRW auf 30 Euro. Das heißt, egal, wie oft und wie weit jemand innerhalb dieser Grenzen mit Bussen oder Nahverkehrszügen fährt, es wird nie teurer als der festgelegte Maximalpreis.

Schon dieser Maximalpreis deutet an, dass öffentlicher Nahverkehr mit dem neuen E-Tarif für viele günstiger wird. Dazu gehören im Nahraum vor allem die Kunden, die zwar nur eine kurze Strecke fahren, aber dabei eine Tarifzonengrenze überschreiten. Sie profitieren nun vom Luftlinien-Prinzip. Für die Verkehrsverbünde bedeutet das absehbare Einnahmeausfälle. Das Verkehrsministerium federt diese Verluste nach Angaben von Brandes mit 100 Millionen Euro bis 2031 ab.

Teurer könnte der E-Tarif für diejenigen werden, die innerhalb einer Tarifzone weite Strecken fahren. Doch generell gilt, dass das alte Tarifsystem mit den Papiertickets parallel bestehen bleibt und zu den bekannten Preisen genutzt werden kann. Zudem will der AVV nach Angaben seines Sprechers Markus Vogten im kommenden Jahr einen weiteren Preisdeckel im E-Tarif einführen: Jede Fahrt, die über „eezy.nrw“ gebucht wird, soll dann maximal so viel kosten wie im klassischen Bartarif.

Die komplizierte Verbundstruktur im Nahverkehr zeigt sich im Hintergrund an einer Stelle: Jeder Verbund hat seinen eigenen Grund- und Kilometerpreis festgelegt – je nach städtischer und/oder ländlicher Struktur der eigenen Region. Im AVV ist der Grundpreis mit 1,30 Euro im Vergleich am günstigsten. Der Kilometerpreis von 25 Cent ist nur im Verkehrsverbund Rhein-Sieg mit 20 Cent günstiger, dort beträgt aber der Grundpreis 1,50 Euro. Der Kunde merkt davon nichts: Wer verbundübergreifend fährt, zahlt einen Grundpreis von 1,60 Euro. Der Kilometerpreis setzt sich dann anteilig aus den jeweiligen Preisen der Verbünde zusammen.

Der neue Tarif ist zum Start noch über keine App eines Verkehrsverbundes in NRW zu nutzen. Der AVV führt technische Gründe dafür an. Die Schnittstelle zur Vertriebsplattform funktioniere noch nicht einwandfrei, hieß es. Deswegen wurde der Start des E-Tarifs innerhalb von „AVVconnect“ auf März verschoben, um genügend Zeit zu haben, eine technisch einwandfreie Lösung für die Kundinnen und Kunden umzusetzen. Bis dahin kann der neue Tarif über die App mobil.nrw genutzt werden.