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Aachen/Düren: Mord an Dürener Rentnerin: Geständnis zum Prozessauftakt

Aachen/Düren : Mord an Dürener Rentnerin: Geständnis zum Prozessauftakt

Wegen Mordes an einer 77-jährigen Dürenerin im Jahr 2006 sind zwei Männer seit Montag vor der Aachener Schwurgerichtskammer angeklagt. Am ersten Verhandlungstag schilderte einer der Angeklagten, wie die Tat aus seiner Sicht abgelaufen war.

„Sind Sie mit den Angeklagten verwandt oder verschwägert?“, fragte der Vorsitzende Richter des Aachener Schwurgerichts, Arno Bormann, den 57-jährigen Zeugen. Das ist ein Muss der Strafprozessordnung. „Das weiß ich nicht, da muss ich zuerst einmal hinschauen“, sagte der Gefragte, stand auf und musterte intensiv die zwei stämmigen Männer auf der Anklagebank.

Der Zeuge ist der Sohn einer Dürenerin, die im Jahr 2006 bei einem Raubüberfall am helllichten Tag in ihrem Haus in Düren-Birkesdorf brutal gefesselt, vermutlich sogar mit einem Bügeleisen gefoltert wurde — und letztlich unter ihrem Knebel erstickte. Der Sohn, damals Juniorchef im elterlichen Möbelhaus, fand die Mutter und versuchte noch, sie wiederzubeleben. Der heute 57-Jährige hatte damals gegenüber unserer Zeitung gesagt, er werde erst wieder seinen Seelenfrieden finden, wenn die Täter gefasst seien.

Jetzt stehen die Täter vor Gericht, jedenfalls zwei von ihnen. Der Sohn der Getöteten saß ein paar Meter neben Marian S. (37) und Tomasz M. (38) und schilderte die Familienkatastrophe von damals. In der Anklageschrift wird beiden gemeinschaftlicher Raubmord an der Geschäftsfrau zur Last gelegt. Ein 52-jähriger Verdächtiger war gleichfalls verhaftet, aus Mangel an Beweisen aber wieder freigelassen worden.

Geht es nach Marian S., der gestern zumindest ein Teilgeständnis ablegte, war damals, am 21. Februar 2006, noch ein vierter Täter dabei. Ihn habe man kurz davor in Köln aufgegabelt, er sei „Elefant“ genannt worden. Er, Marian S., sei jedoch nur der Fahrer der Truppe gewesen, zu der auch der mitangeklagte Tomasz M. gehört habe. Er selbst habe an diesem Morgen im Auto gewartet. Die Beute war offenbar enttäuschend: „M. kam zu mir ins Auto und sagte, sie hätten kaum was gefunden. Ein wenig Bargeld und Schmuck“, hieß es im Geständnis.

Marian S. war im Februar 2014 in Deutschland verhaftet worden, Tomasz M. gemeinsam mit dem später wieder freigelassenen 52-Jährigen im Oktober 2014 in Polen. Der Sohn des Opfers bestätigte dem Gericht, dass sein Vater gestorben ist, das Möbelhaus existiert heute nicht mehr. Der Vater habe nach der Tat 2006 das Haus verkauft, weil bereits zuvor mehrfach eingebrochen worden war.

Bei einem Einbruch standen die Täter nachts neben den schlafenden Eheleuten und versuchten, einen Tresor zu finden. Auch die nun angeklagten Täter hatten hohe Bargeldsummen vermutet, doch einen Tresor, so der Sohn gestern, habe es gar nicht gegeben. Dass seine Mutter nach den ersten beiden Einbrüchen das Haus nicht habe verkaufen wollen, sagte der Sohn gestern, kostete sie letztlich das Leben.