Unruhiger als zunächst angenommen : Mehr Straftaten und Verletzte in Silvesternacht
Update Düsseldorf/Duisburg Die Silvesternacht war in NRW auf den zweiten Blick unruhiger als zunächst angenommen. Die Polizei registrierte mehr Straftaten, bei denen auch mehr Menschen verletzt wurden. In Hennef bei Bonn starb ein 37-Jähriger.
Die Polizei hat in Nordrhein-Westfalen in der Silvesternacht mehr Straftaten mit deutlich mehr Verletzten registriert als im Vorjahr. Die Zahl der registrierten Körperverletzungen habe sich auf 303 verdoppelt, teilte die Landesleitstelle in Duisburg am Samstag mit. Dagegen hatten die Feuerwehren in vielen Städten kaum etwas zu tun.
Passend dazu vermeldete die Dortmunder Feuerwehr einen Rekord: Der Jahreswechsel sei der ruhigste gewesen, den die Feuerwehr dort je erlebt habe. Es sei keine einzige Verletzung durch Feuerwerkskörper registriert worden. Der Jahreswechsel gehe „als die ruhigste Dienstschicht aller Zeiten in die Geschichte der Dortmunder Feuerwehr ein“, hieß es.
Zu einem tödlichen Unfall kam es allerdings in Hennef bei Bonn. Bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers kam ein 37-Jähriger ums Leben, ein 39-Jähriger wurde lebensgefährlich verletzt. Die beiden Männer hatten mit einer zehnköpfigen Gruppe Silvester gefeiert und sich kurz nach Mitternacht etwas von der Gruppe abgesetzt.
Plötzlich habe es einen sehr lauten Knall gegeben und die beiden hätten schwer verletzt am Boden gelegen. Die Polizei vermutete einen selbst gebauten Böller hinter dem Vorfall. Die Angehörigen wurden von Notfallseelsorgern betreut.
Die Zahl der Verletzten, die bei Polizeieinsätzen erfasst wurden, stieg von 69 auf 101, darunter waren 22 Polizisten. In Düsseldorf starb ein 53 Jahre alter Polizist während eines Einsatzes in der Silvesternacht. Der Beamte sei zusammengebrochen und im Krankenhaus gestorben. Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe es nicht.
Die Zahl der Sexualdelikte stieg von 19 auf 27 gemeldete Fälle. Die Polizei erteilte 1069 Platzverweise nach 821 im Vorjahr. 158 Menschen (Vorjahr 133) kamen in Gewahrsam und 15 (Vorjahr 24) wurden vorläufig festgenommen.
Mehr als 5300 Polizistinnen und Polizisten waren in der Nacht im Einsatz. Insgesamt rückte die Polizei in der Silvesternacht landesweit zu mehr als 2400 Einsätzen aus. Das entsprach dem Niveau des Vorjahres.
In der Landeshauptstadt hatte sich bei milden Temperaturen die Altstadt dagegen sehr gut gefüllt und die Polizei musste mit Lautsprecher-Durchsagen am Rheinufer mehrfach auf die Einhaltung der Abstandsregeln hinweisen. „Wir hatten viel zu tun und eine intensive Einsatzlage bis in die frühen Morgenstunden“, sagte ein Polizeisprecher. Erstmals galt in der Altstadt an Silvester das neue Waffenverbot: Neun Verstöße wurden geahndet.
In Köln kamen nach Angaben eines Polizeisprechers von Mitternacht an relativ viele Menschen in die Innenstadt und ans Rheinufer. Vor allem in der Altstadt und auf den Ringen seien Abstände nicht eingehalten worden. In Köln und Leverkusen registrierte die Polizei deutlich mehr Straftaten als beim Jahreswechsel 2020/21. 235 Strafanzeigen wurden gefertigt (Vorjahr: 34), darunter allein 69 wegen Körperverletzungsdelikten, teilte die Polizei am Neujahrstag mit. So war in der neu eingerichteten Waffenverbotszone ein Mann von einem etwa 25 Jahre alten Unbekannten mit einem Klappmesser schwer am Arm verletzt worden. Der 31-jährige Angegriffene hatte bisherigen Ermittlungen zufolge einem von mehreren Personen bedrängten Freund helfen wollen. Der Tatverdächtige war geflohen.
Das Kölner Ordnungsamt hat in der Silvesternacht mehrere illegale Partys mit Hunderten Teilnehmern aufgelöst und zwei Clubs geschlossen, die trotz Verbots geöffnet hatten. Eine illegale Feier im Bauch der Deutzer Rheinbrücke sei ebenso beendet worden wie geheime Raverparties mit mehreren hundert Teilnehmern, teilte die Stadt am Samstag mit.
Bei der Polizei Düren sieht man einen kleinen Anstieg der Einsätze, die direkt mit Silvester in Zusammenhang stehen. Demnach standen 27 der insgesamt 113 Einsätze in Bezug zur Silvesternacht, vier mehr als im Jahr zuvor, allerdings deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie. Dort rückte die Polizei zu 40 Einsätzen dieser Art aus.
Der Verkauf von Feuerwerk war vor Silvester – wie schon 2020 – bundesweit erneut verboten. Ein generelles Böllerverbot gab es aber nicht. Öffentliche Tanzveranstaltungen waren untersagt, Clubs und Diskotheken blieben in NRW geschlossen. Zwei illegale Partys mit je 70 Teilnehmern in Bonn und Düsseldorf wurden aufgelöst.