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Urteil am Landgericht Aachen: Lange Haftstrafen für Autodiebstähle in der Region

Urteil am Landgericht Aachen : Lange Haftstrafen für Autodiebstähle in der Region

Ende 2019 gelang es der Polizei Heinsberg, drei Autodiebe zu überführen. Es ging um die ungeheure Zahl von 272 einzelnen Taten. Nun sind die Männer vor dem Landgericht Aachen verurteilt worden.

Drei niederländische Autodiebe sind am Donnerstag am Aachener Landgericht zu Haftstrafen zwischen knapp sieben und knapp fünf Jahren verurteilt worden. Die Männer haben zwischen Februar und Dezember 2019 vor allem zwischen Aachen und Heinsberg mehr als 80 Autos gestohlen, und wahrscheinlich ist es so, dass es noch ganz erheblich mehr waren. Seit wann die drei Männer Autos gestohlen haben und wie viele es am Ende tatsächlich gewesen sind, wissen sie womöglich selbst nicht mehr genau.

Der Aachener Staatsanwalt Marius Saalmann hatte nach einem spektakulären Ermittlungserfolg der Polizei Heinsberg 272 Taten angeklagt, die er den drei Männern zur Last legte: versuchte und vollendete Autodiebstähle, Wohnungseinbrüche und andere Diebstähle. Liest man Saalmanns Anklageschrift, bekommt man den Eindruck, dass Christian R. (32), Ricky H. (31) und Glenn K. (30) ganze Landstriche in unserer Region quasi plünderten.

Doch wie das in solchen Fällen organisierter Kriminalität mit massenweise begangenen Straftaten nun einmal ist, werden die Täter selten wegen aller Taten verurteilt, die sie begangen haben. Der Justiz, so sagte es Richter Hans Günter Görgen am Donnerstag sinngemäß, reiche es, lediglich einen Teil der Straftaten sicher nachweisen zu können. Um jedem einzelnen Verdachtsfall auf den Grund zu gehen, fehlt es der Justiz schlicht an Kapazitäten – selbst in Deutschland.

Deswegen sind besonders die Gerichte dankbar, wenn sich die Angeklagten auf eine sogenannte Verständigung einlassen. Der Deal heißt: Teilgeständnisse gegen mildere Strafen. Und so war es auch in diesem Fall. Irgendwann, sagte Görgen, hätten die stets gut gelaunten Angeklagten Vertrauen zum Gericht gefasst und sich auf eine solche Verständigung eingelassen. Was gewiss auch an Görgen selbst gelegen haben mag, der ein humorvoller, zur Selbstironie fähiger Mensch und ein freundlicher Richter ist.

Doch bei aller Freundlichkeit erhielt Christian R. wegen 83 Autodiebstählen sechs Jahre und neun Monate Haft, außerdem werden von seinem Vermögen mehr als zwei Millionen Euro eingezogen, sozusagen als Schadenersatz. Ricky H., der während des Prozesses Vater eines Kindes wurde, muss wegen 76 Autodiebstählen für sechs Jahre ins Gefängnis, von ihm werden knapp 860.000 Euro eingezogen. Glenn K. erhielt für 35 Autodiebstähle vier Jahre und neun Monate, er hat 5250 Euro zu entrichten.

Die Männer bleiben auf freiem Fuß, bis das Urteil rechtskräftig ist, bis also die Angeklagten und die Staatsanwaltschaft das Urteil akzeptiert haben. Die Frist beträgt eine Woche. Danach sollen die Männer ihre Strafen in Holland antreten; das war die Bedingung, unter der die niederländische Justiz R., H. und K. 2020 nach Deutschland ausgeliefert hat.