Deutlicher Rückgang : Kriminalität in NRW sinkt auf niedrigsten Stand seit 1991
Düsseldorf Die Kriminalität ist in Nordrhein-Westfalen auf den niedrigsten Stand seit fast 30 Jahren gesunken. Im vergangenen Jahr seien mit 1,28 Millionen Straftaten 6,6 Prozent weniger registriert worden als im Vorjahr, berichtete NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf.
Ausgerechnet die Morde und Mordversuche schnellten allerdings entgegen dem Trend nach oben: Um 24 Prozent auf 140 Fälle.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um fast ein Viertel (23,4 Prozent) auf 29 900 zurück und hat sich damit binnen zwei Jahren fast halbiert. Sie sank auf den niedrigsten Stand seit 1981. Reul nannte die Schließung der Balkanroute als eine Ursache dafür: Die Grenzkontrollen machten es auch reisenden osteuropäischen Einbrecherbanden schwerer.
Die Straßenkriminalität sank um 8,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit ihrer erstmaligen Erfassung 1990, die der Taschendiebstähle um 17,3 Prozent.
Die Aufklärungsquote stieg auf ein Rekordhoch von 53,7 Prozent nach 52,3 Prozent im Vorjahr. „Die Zahlen müsste ich mir eigentlich einrahmen“, sagte Reul. Sie seien ein „tolles Zeugnis“ für die rund 42 000 Polizisten in NRW.
Die Gewaltkriminalität sank um 2,9 Prozent auf 45 300 Fälle. Die Kriminalität von Kindern ging um 9 Prozent zurück, die von Jugendlichen um 6,6 Prozent.
Den größten Anteil an allen Straftaten haben traditionell die Diebstähle mit knapp 40 Prozent. Sie sanken um 9,2 Prozent auf 499 400 Fälle. Ansteigend war dagegen die Zahl der Rauschgiftdelikte: Sie stiegen um 2,1 Prozent auf 68 100 Taten.
Zugenommen haben auch die Sexualdelikte. Es gab 14 100 Fälle - ein Anstieg von 9,2 Prozent. „Das ist eine sehr ernstzunehmende Entwicklung“, sagte Reul - auch wenn der Anstieg durch die veränderte statistische Erfassung auch minderschwerer Delikte als Sexualstraftat verursacht sein könnte. Es sei zudem möglich, dass die „#Metoo“-Debatte die Sensibilität erhöht und das Anzeigeverhalten verändert habe.
Die schweren Sexualstraftaten wie Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen gingen dagegen um 16,5 Prozent auf 2140 Fälle zurück - bei einer Aufklärungsquote von 83,5 Prozent.
2420 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern wurden 2018 erfasst - ein Anstieg um 3,6 Prozent. 82 Prozent der Taten wurden aufgeklärt. Die erfasste Kinderpornografie stieg um 13 Prozent auf 1410 Fälle.
Etwa ein Drittel aller Tatverdächtigen seien Ausländer - bei einem Ausländeranteil von 12,8 Prozent in NRW, sagte Reul. Allerdings würden dabei die reisenden ausländischen Täter gezählt, die nicht in NRW leben.
Der Anteil der Zuwanderer an den Tatverdächtigen liege bei 8,8 Prozent - bei der Gewaltkriminalität seien es 13 Prozent. Der Anteil der Zuwanderer an der Gesamtbevölkerung habe 2018 bei 2,4 Prozent gelegen.
Bereits 2017 war die registrierte Kriminalität in NRW um 6,5 Prozent im Vergleich zu 2016 gesunken.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft sprach von guten Zahlen. Es handele sich aber lediglich um das Hellfeld, also die bekannt gewordenen Straftaten. „Wir benötigen in NRW eine empirische Studie zum Dunkelfeld“, forderte der Landeschef der Gewerkschaft, Erich Rettinghaus.
Auch die Gewerkschaft der Polizei äußerte sich erfreut über die Zahlen. „Endlich zeigen die langfristig ausgelegten Kriminalitäts-Bekämpfungs-Konzepte der Polizei NRW Wirkung“, so ihr Landeschef Michael Mertens.