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Kommunalwahl: Schlangen vor Wahllokalen in der Region

Beteiligung gestiegen : Schlangen vor Wahllokalen in der Region

Vor den Wahllokalen in der Region haben sich am Sonntag zum Teil lange Schlangen gebildet. Das lag nicht nur am durch die Corona-Pandemie bedingten Abstandsgebot.

Bei den Kommunalwahlen hat sich in Nordrhein-Westfalen am Sonntag eine größere Wahlbeteiligung abgezeichnet als bei der Europawahl im vergangenen Jahr. Vor den Wahllokalen bildeten sich zum Teil lange Schlangen. Um 16 Uhr hatten 44,9 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, wie ein Sprecher des NRW-Innenministeriums in Düsseldorf mitteilte. Bei der Europawahl waren es 42,7 Prozent.

Deutlich höher lag dabei der Anteil der Briefwähler mit 19,3 Prozent im Vergleich zu 13 Prozent bei der Europawahl 2019. Die Angaben beruhen auf einer Stichprobe aus acht Modellkommunen, in denen die Zahlen bereits bei den vergangenen Wahlen erhoben wurden.

Die Wahlbeteiligung in der Region

Um 15 Uhr lag die Wahlbeteiligung in Aachen bei 39,4 Prozent. Dass viele Menschen in der Kaiserstadt verhältnismäßig spät das Wahllokal aufsuchen, ist nicht unüblich. Auch bei vergangenen Kommunalwahlen war bis 18 Uhr konstant viel zu tun für die vielen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer.

Dass die aktuelle Wählerzahl in Aachen über der von 2014 liegt, liegt dabei nur an den Briefwählern. Den Gang zur Wahlurne haben – Stand 13 Uhr – weniger Aachener angetreten als 2014. Das hängt nicht nur mit dem seit Jahren andauernden Trend zur Briefwahl zusammen, sondern sicherlich auch mit den coronabedingten Einschränkungen.

 In Stolberg-Dorff dürfen nur zwei Wahlberechtigte gleichzeitig ins Wahllokal. Es gelten Maskenpflicht und Einbahnstraßenregelung. Die Wahlhelfer sitzen hinter Plexiglasscheiben und berichten, der Andrang halte sich in Grenzen, da der Anteil der Briefwähler hoch sei.
In Stolberg-Dorff dürfen nur zwei Wahlberechtigte gleichzeitig ins Wahllokal. Es gelten Maskenpflicht und Einbahnstraßenregelung. Die Wahlhelfer sitzen hinter Plexiglasscheiben und berichten, der Andrang halte sich in Grenzen, da der Anteil der Briefwähler hoch sei. Foto: Dirk Müller

Das Wahlamt der Stadt Stolberg meldete einen verhaltenen Start in den Wahlsonntag. 4026 Wähler in den Wahllokalen sowie 9123 Briefwähler ergaben um 12 Uhr eine Wahlbeteiligung von 32,73 Prozent. Bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 lag die Wahlbeteiligung am Ende des Tages bei 51,49 Prozent.

Vor der Villa Faensen in Eschweiler an der Marienstraße standen die Wähler am Sonntagmittag Schlange.
Vor der Villa Faensen in Eschweiler an der Marienstraße standen die Wähler am Sonntagmittag Schlange. Foto: MHA/Sonja Essers

In Eschweiler lag die Wahlbeteiligung um 16 Uhr bei 26,23 Prozent. Hinzu kommen 22,72 Prozent bei den Briefwählern. Das macht insgesamt eine Wahlbeteiligung von 48.95 Prozent. Bei der vergangenen Kommunalwahl am 25. Mai 2014 betrug die Wahlbeteiligung am Ende des Tages 49,95 Prozent. Wie sich das schöne Wetter auf das Wahlverhalten auswirkt, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen.

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In Roetgen lag die Wahlbeteiligung um 16 Uhr bei insgesamt 57,17 Prozent (18,06 Prozent Urnenwähler, 39,11 Prozent Briefwähler), berichtete Clarissa Itzerodt vom Wahlamt der Gemeinde. Erfahrungsgemäß gehen die Menschen in Roetgen gerne nachmittags an die Urne.

 Wahlhelfer hinter Plexiglas: Auch in den Wahllokalen der Eifel (wie hier in Konzen) wurde auf die Einhaltung der Hygienevorschriften geachtet.
Wahlhelfer hinter Plexiglas: Auch in den Wahllokalen der Eifel (wie hier in Konzen) wurde auf die Einhaltung der Hygienevorschriften geachtet. Foto: MHA/Andreas Gabbert

In der Stadt Monschau waren es um 16 Uhr 61,46 Prozent der Wähler, die für die Demokratie abgestimmt haben. Bei 32,15 Prozent Briefwählern und 29,31 Prozent Urnenwählern zeigte sich Andrea Compes vom Monschauer Wahlamt optimistisch, dass die gute Wahlbeteiligung der Bürgermeisterwahl 2014 (64,02 Prozent) in diesem Jahr noch übertroffen werden kann.

 Im Wahllokal in Kesternich: Der CDU-Kandidat für das Bürgermeisteramt in der Gemeinde Simmerath Bernd Goffart hat seine Stimme schon um 12.30 Uhr abgegeben.
Im Wahllokal in Kesternich: Der CDU-Kandidat für das Bürgermeisteramt in der Gemeinde Simmerath Bernd Goffart hat seine Stimme schon um 12.30 Uhr abgegeben. Foto: MHA/Andreas Gabbert

In der Gemeinde Simmerath wurde die Wahlbeteiligung von 2014 bereits um 16 Uhr übertroffen. Vor fünf Jahren hatten am Ende des Wahltages 62,6 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben. Am Sonntag waren es zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale bereits 63,59 Prozent, die sich fast zu gleichen Teilen auf Urnen- und Briefwähler verteilten.

 Hinter Plexiglas und mit Schutzmasken: die Wahlhelfer Stephan Nießen (Mitte) sowie Marion Malmes und Werner Ophoven im Wahlbüro Falterstraße in Alsdorf-Hoengen.
Hinter Plexiglas und mit Schutzmasken: die Wahlhelfer Stephan Nießen (Mitte) sowie Marion Malmes und Werner Ophoven im Wahlbüro Falterstraße in Alsdorf-Hoengen. Foto: MHA/Beatrix Oprée

Bis 12 Uhr, so ein erster Zwischenstand, waren rund zehn Prozent der Alsdorfer Wahlberechtigten an der Urne, das sind in Zahlen 3561 von 35.782 Wahlberechtigten. Inklusive Briefwähler (7311) haben damit bis 12 Uhr rund 30 Prozent gewählt.

Geduldig wartende Urnengänger, hier in Pannesheide.
Geduldig wartende Urnengänger, hier in Pannesheide. Foto: MHA/Beatrix Oprée

Herzogenraths Wahlleiter, der Erste Beigeordnete Hubert Philippengracht, vermeldet am Nachmittag inklusive Briefwähler eine Wahlbeteligung von 50,3 Prozent.

Im Kreis Düren lag die Wahlbeteiligung um 16 Uhr bei 52,25 Prozent. 27,04 Prozent davon entfielen auf die Briefwahl. Die Beteiligung in der Stadt Düren lag dabei bei etwa 40 Prozent, in den Eifelkommunen wie Heimbach schon bei über 60 Prozent.

14 Millionen Wahlberechtigte in NRW

Rund 14 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über Bürger- und Oberbürgermeister, Landräte sowie die Räte der kommunalen Parlamente abzustimmen. Wegen der Corona-Pandemie sind zahlreiche Schutzvorkehrungen zu beachten: In allen Wahllokalen gelten Maskenpflicht und 1,5 Meter Mindestabstand. Wähler haben einen eigenen Stift mitzubringen.

Seit 1999 hat die CDU bei Kommunalwahlen in NRW regelmäßig landesweit die meisten Stimmen geholt. Auch bei der vorangegangenen Kommunalwahl war sie mit 37,5 Prozent Siegerin, gefolgt von SPD (31,4), Grünen (11,7) sowie FDP und Linken (je 4,7 Prozent). Die AfD hatte mit 2,5 Prozent der Stimmen keine große Rolle gespielt.

In Lünen stellte die Stadt wegen des großen Interesses und langer Warteschlangen am Sonntag kurzfristig weitere Wahlkabinen auf. Die Stadt hatte die Zahl der Wahlräume um etwa zwei Drittel auf 23 reduziert, denn viele Wahlräume hätten in Zeiten der Corona-Pandemie nicht genügend Platz geboten.

In Oberhausen berichtete eine 76-jährige Wählerin von einer Wartezeit von fast einer halben Stunde. In Düsseldorf seien es nur zehn Minuten gewesen, meldete eine 49-Jährige. Ein dpa-Reporter wartete an seinem Wahllokal in Bochum fast 45 Minuten.

So viele Briefwähler wie nie zuvor

Die Zahl der Briefwahlanträge für die Kommunalwahlen hatte bereits zuvor in einigen Kommunen alle Rekorde gebrochen: Bis zu einem Drittel der Wahlberechtigten hat in zahlreichen Städten schon vorab per Brief die Stimmen abgegeben - mehr als bei allen vergangenen Wahlen im bevölkerungsreichsten Bundesland, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

In der Landeshauptstadt Düsseldorf hatten knapp 30 Prozent der Wahlberechtigten bis Freitag ihre Briefwahlunterlagen beantragt – rund 127.000 von 471.000. Im Vergleich zur vergangenen Kommunalwahl 2014 hat sich die Zahl der Briefwähler einem Stadtsprecher zufolge fast verdoppelt.

In der bevölkerungsreichsten Kommune Köln war die Tendenz ähnlich. Bis Freitag gingen rund 251.000 Briefwahl-Anträge ein - einer Stadtsprecherin zufolge kämen die ausgefüllten Wahlscheine „Wäschekörbeweise“ zurück. In Köln sind etwa 820.000 Menschen wahlberechtigt. Auch in Münster beantragten bis Donnerstag rund 30 Prozent der Wahlberechtigten die Briefwahl: knapp 76000 von 248.000 Wahlberechtigten.

Die hohe Nachfrage nach der Briefwahl lasse auch insgesamt auf eine höhere Wahlbeteiligung hoffen, sagte ein Sprecher des Städte- und Gemeindebunds. Dazu trage auch bei, dass die politische Stimmung im Land stärker aufgeladen sei als bei früheren Wahlen.

„Corona, Klimaschutz, Extremismus – wir haben es mit deutlich mehr polarisierenden Themen zu tun“, sagte der Sprecher. Allerdings findet diesmal keine weitere Wahl parallel statt wie noch 2014, als gleichzeitig das Europaparlament gewählt wurde. Außerdem bestehe noch die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.

(dpa/slg/-jül-/gro/se)