Köln : Kölner Rosenmontagszug thematisiert Guantánamo
Köln Hinter Gittern verhungern die Häftlinge, während die Wärter es sich bei Cocktails und Zigarren unter Palmen gut gehen lassen: Ein am Mittwoch präsentierter letzter Motivwagen für den Kölner Rosenmontagszug behandelt das umstrittene US-Gefangenenlager Guantánamo.
Unter dem Wagen-Motto „Totale Globalisierung” will Zugleiter Christoph Kuckelkorn darauf aufmerksam machen, dass selbst nach der vom neuen US-Präsidenten Barack Obama angekündigten Schließung des Lagers auf Kuba das Leid der Gefangenen vermutlich weiter gehe.
„Guantánamo ist nur die Spitze eines Eisbergs. Die Gefangenen werden in andere Lager weiter geschickt, die nur keiner kennt”, sagte Kuckelkorn bei der Präsentation im Kölner Karnevalsmuseum. „Die Öffentlichkeit soll hinterfragen, inwieweit die medienwirksame Maßnahme Obamas auch wirklich das ist, was sie zu sein scheint. Es ist ein ernstes Thema, aber solche Themen haben ihren Platz in der politischen Karikatur und im Rosenmontagszug.”
Eine Umfrage unter den Karnevalsvereinen habe ein „klares Votum für provokantere Themen” erbracht, betonte Kuckelkorn, da müsse man auch „die Spitzen darin verkraften”.
Entstanden ist der Motivwagen - von dem am Mittwoch eine Zeichnung gezeigt wurde - in enger Zusammenarbeit mit der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI). „Guantánamo ist ein Symbol”, erläuterte AI-Pressesprecher Dawid Bartelt. „Es steht für ein System, das im Namen der Sicherheit Menschenrechte missachtet und verletzt.
Und es wird das System weiter geben, auch wenn Guantánamo geschlossen wird. Hier muss öffentlicher Druck aus der Gesellschaft kommen. Und Karneval ist mitten in der Gesellschaft.” Am Kölner Rosenmontagszug am 23. Februar werden etwa 11 000 Menschen teilnehmen, über eine Million Zuschauer werden erwartet.