Zeuge im Missbrauchsfall Lügde : Keine relevanten Spuren auf CDs
Düsseldorf Im Kindesmissbrauchsfall Lügde hat ein Kommissaranwärter, der mit der Sichtung von 155 später verschwundenen CDs beauftragt gewesen ist, nach eigener Aussage keine pornografischen Hinweise auf den Datenträgern gefunden.
Nur auf drei CDs seien Fotos mit Kindern zu sehen gewesen, die er als relevant, aber nicht als pornografisch eingestuft habe, sagte der 21 Jahre alte Polizeibeamte am Freitag im Untersuchungsausschuss des Landtags. Es habe sich um Fotos von Kindern im Schwimmbad und in einem Freizeitpark sowie um ein Foto eines schlafenden Kindes gehandelt. Die drei CDs habe er wie vorgeschrieben auf einen Auswertungsrechner gezogen.
Das Beweismaterial – ein Aluminiumkoffer und eine Plastikhülle mit rund 155 CDs und DVDs – ist bis heute aus der Kreispolizeibehörde Lippe verschwunden. Ein Ermittlungsverfahren hatte die Staatsanwaltschaft eingestellt. Ein Anfangsverdacht gegen Polizisten habe sich nicht ergeben.
Der Untersuchungsausschuss durchleuchtet, inwieweit Fehleinschätzungen oder Versäumnisse von Regierungsstellen oder Behörden den Missbrauch auf einem Campingplatz im lippischen Lügde begünstigt haben. Dort hatte es über viele Jahre hundertfach sexuelle Gewalt gegen zahlreiche Kinder gegeben. Das Landgericht Detmold hatte im Herbst 2019 langjährige Freiheitsstrafen und Sicherungsverwahrung gegen die Haupttäter verhängt.
Der Polizist sagte, er habe Ende 2018 gerade erst sein Praktikum bei der Kreispolizeibehörde Lippe angetreten. Dass er fast gleich zu Beginn mit der „groben Sichtung“ der möglicherweise belastenden CDs beauftragt worden sei, habe er „schon etwas komisch“ gefunden. Das Beweismaterial habe damals in einem Büro unter einem Tisch gestanden. In der Behörde hätten „Aktenberge“ und nicht abgeheftete Zettel herumgelegen. Es sei seine erste eigenständige Aufgabe gewesen.
In einem Sichtungsraum habe er die CDs samt Ordnern und Unterordnern geprüft. Darunter seien auch Video- und Musik-CDs gewesen. Als er die Arbeit abgeschlossen habe, habe er seine Vorgesetzten informiert. Die Sichtung habe wohl etwa zwei Tage gedauert. Er wisse es aber nicht mehr genau.