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Jede zehnte Kita in NRW musste Angebote einschränken​

Personalmangel : Jede zehnte Kita in NRW musste Angebote einschränken

Jede zehnte Kita in NRW musste im Februar wegen Personalmangels ihre Angebote einschränken. Laut einer Umfrage unter Kita-Leitungen leidet die Förderung von Kleinkindern unter der Situation.

Viele Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen müssen wegen Personalmangels ihre Angebote und Betreuungszeiten reduzieren. Das geht aus Zahlen zum Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK), der am Dienstag in Düsseldorf stattfand, sowie einer Vorlage von NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) an den Düsseldorfer Landtag hervor.

Etwa jede zehnte der rund 10.700 Kitas in NRW verzeichnete Pauls Bericht zufolge im Februar Einschränkungen. Fast 1100 Kitas seien demnach von Stundenreduzierungen, Gruppenschließungen oder Komplettschließungen betroffen gewesen, sagte der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Schon seit langem reihe sich diese Ausfallserie Monat für Monat aneinander. „Besserung ist nicht in Sicht.“ Familienministerin Josefine Paul (Grüne) habe „bisher nur halbherzige Maßnahmen ergriffen“.

Pauls aktuellem Bericht zufolge gab es im Februar insgesamt 1659 Meldungen der beiden Landesjugendämter zu Personalunterdeckungen; einige der fast 1100 betroffenen Kitas waren demnach mehrfach zu Angebotseinschränkungen gezwungen. In 58 Fällen musste die Einrichtung komplett zu machen, in 837 Fällen mussten Gruppen ganz oder teilweise geschlossen werden und in 764 Fällen wurden Betreuungszeiten reduziert.

Paul hatte kürzlich der dpa gesagt: „Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Krankheitswellen und ein andauernder Fachkräftemangel bringen die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung in NRW in eine besonders herausfordernde Lage“. Mit einem „Sofortprogramm Kita“ ergreife die Landesregierung zusammen mit den Trägern aber bereits erste notwendige Maßnahmen.

Kita-Leitungen sorgen sich um die frühkindliche Bildung.
Kita-Leitungen sorgen sich um die frühkindliche Bildung. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Das „Sofortprogramm Kita“ sei ein mehr als notwendiger Schritt, sagte Anne Deimel, Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) NRW, am Dienstag laut einer Mitteilung des Verbands. Um die Situation dauerhaft zu verbessern, liege jedoch noch ein langer Weg vor dem Land, den Trägern und Landesjugendämtern.

Der VBE stellte am Dienstag eine Umfrage unter Kita-Leitungen vor. Den Angaben der Studie zufolge berichteten neun von zehn Kita-Leitungen, dass in den vergangenen zwölf Monaten pädagogische Angebote wegen Personalmangels entfallen seien. „Zu wenig Personal verschlechtert nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung für die Kinder, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die pädagogischen Fachkräfte. Dadurch sinken die Chancen, vorhandene Pädagoginnen und Pädagogen zu halten, was den Personalmangel weiter verschärft“, sagte Deimel.

 Weniger Kita-Personal bedeutet auch, dass die Quälität der Betreuung darunter leidet.
Weniger Kita-Personal bedeutet auch, dass die Quälität der Betreuung darunter leidet. Foto: dpa/Fabian Sommer

Der Personalmangel verursache auch mehr Fehlzeiten und Krankschreibungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie 99 Prozent der Befragten bestätigten. 63 Prozent berichteten, dass es noch schwieriger geworden sei, offene Stellen zu besetzen.

Für das kommende Kindergartenjahr 2023/24 sollen laut einem weiteren Bericht der Familienministerin 88 zusätzliche Kitas und insgesamt 8822 zusätzliche Plätze zur Verfügung stellen. Davon würden 3980 Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen. „Das ist der zweitniedrigste Wert seit Einführung des U3-Rechtsanspruchs“, kritisierte Maelzer. „Bei dem Tempo würde es - auf Basis der Berechnungen der Bertelsmann Stiftung - 18 Jahre dauern, bis alle U3-Kinder, die einen Bedarf haben, versorgt werden könnten“, sagte der Oppositionspolitiker.

Der Platzausbau könne nur gelingen, wenn auch der Mangel an Fachkräften gelöst werde, betonte Paul. „Wie bei Arbeits- und Fachkräften sehen wir, dass sich auch bei den Plätzen natürlich über die Jahre hinweg ein gewisser Mangel aufgebaut hat. Diesen Mangel werden wir nicht in den nächsten Jahren einfach mit einem Fingerschnipsen abbauen können, sondern wir werden kontinuierlich und mit einem Bündel an Maßnahmen weiter dran arbeiten.“ Das Sofortprogramm sei ein erster Schritt zur Entlastung. Darüber hinaus wolle man den Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern erstmals auch für die einzelnen Regionen erheben und anhand dieser Ergebnisse planen.

(dpa)