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Gegendemo von Verdi und DJV unterstützt: Hunderte demonstrieren in Köln nach „Umweltsau“-Lied

Gegendemo von Verdi und DJV unterstützt : Hunderte demonstrieren in Köln nach „Umweltsau“-Lied

Die Auseinandersetzung um die „Umweltsau“-Satire des WDR geht weiter. Am Samstag demonstrieren in Köln mehr als 1000 Menschen für und gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dabei kommt es auch zu Rangeleien.

Befürworter und Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben am Samstag vor dem Gebäude des WDR in der Kölner Innenstadt demonstriert. Grund dafür war das umstrittene „Umweltsau“-Lied des Senders, das vergangene Woche im Netz einen sogenannten Shitstorm ausgelöst hatte.

Angemeldet zu den verschiedenen Kundgebungen waren etwa 300 Teilnehmer, es seien aber weit mehr gekommen, schätzungsweise mehr als 1000, sagte am Sonntag ein Polizeisprecher. Die weitaus meisten davon gehörten zum Lager der linken Gegendemonstranten.

Am Rande kam es zu Tumulten und Rangeleien mit der Polizei. So erteilten Polizisten acht Platzverweise wegen Verstößen gegen das Vermummungsverbot und Beleidigungen. In 20 Fällen leiteten die Beamten Ermittlungen zu Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Widerstands gegen Polizeibeamte, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Diebstahls ein. Ein 48 Jahre alter Mann wurde festgenommen, weil er versucht habe, Kundgebungsteilnehmer anzugreifen. Bei ihm sei ein Messer gefunden worden. Vier Demonstranten hätten leichte Verletzungen erlitten. Außerdem sei ein Streifenwagen beschädigt worden, teilte die Polizei mit.

Verschiedene rechte Gruppen hatten zu einer Demonstration unter dem Motto „Gegen GEZ und gegen Instrumentalisierung von Kindern gegen ältere Menschen“ aufgerufen. Das Bündnis „Köln gegen Rechts“ organisierte dazu eine Gegenkundgebung unter der Überschrift „Kein Einknicken vor Hass und Hetze - Klare kante gegen Rechts“. Diese Veranstaltung wurde auch von der Gewerkschaft Verdi und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) unterstützt.

Der DJV-Vorsitzender Frank Überall verteidigte die WDR-Satire. „Ganz gleich, ob einem der Song von der "Umweltsau" gefällt oder nicht: Er verletzt keine Werte“, sagte er. Man müsse deshalb so ein satirisches Lied aushalten. Das gelte auch für den Intendanten. „Gerade dann sollte man nicht öffentlich rumpoltern, es sei falsch gewesen, das überhaupt zu senden“, sagte Überall.

In dem Lied hatte ein Kinderchor auf die Melodie von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ unter anderem „Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau“ gesungen. Das entsprechende Video wurde bald darauf vom WDR gelöscht. Intendant Tom Buhrow entschuldigte sich für die Satire. Das wiederum stieß auch auf Kritik.

Die WDR-Redakteursvertretung kritisierte in einem internen Schreiben, dass Buhrow „einem offenbar von Rechtsextremen orchestrierten Shitstorm“ so leicht nachgegeben habe. Das schade dem Ansehen des WDR. Am Dienstag soll es dazu eine außerordentliche Redakteursversammlung geben. Über das Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hatte zuerst das Online-Medienmagazin „Übermedien“ berichtet.

Buhrow verteidigte sein Vorgehen im aktuellen „Spiegel“. Die „Umweltsau“-Satire sei missglückt, sagte er. „In diesem Fall hat in einem Familienprogramm ein nicht als Satire direkt erkennbares Video pauschal eine ganze Gruppe mit Umweltverschmutzung in den Zusammenhang gestellt.“ Dadurch hätten sich viele Senioren verletzt gefühlt.

(dpa)