Tatort Pontviertel : Prozess um Gruppenvergewaltigung in Aachen beginnt
Aachen/Alsdorf Mitte Oktober sollen vier Männer in der Nähe des Audimax der RWTH eine junge Frau vergewaltigt haben. Am Montag müssen sich die damals 17 bis 20 Jahre alten Tatverdächtigen vor dem Landgericht verantworten.
Gegen 3 Uhr am Morgen des 15. Oktober waren Passanten auf eine junge Frau aufmerksam geworden, die orientierungslos und mit sichtbaren Verletzungen durch die Pontstraße in Aachen schlich. Einer der Passanten verständigte die Polizei, kurz darauf sagte die junge Frau den Beamten, sie sei vor wenigen Minuten vergewaltigt worden.
Die Täter seien vier junge Männer, von denen sie einen flüchtig gekannt habe. Die Tat soll sich im Pontviertel zugetragen haben, unter freiem Himmel am Rande der Partymeile, mitten in Aachen, nicht weit vom Audimax der RWTH Aachen entfernt.
Sofort leitete die Polizei eine Fahndung ein und besorgte sich noch in der Nacht die Aufnahmen aus Videokameras, die in der Nähe des Tatorts aufgestellt sind. Zwar zeigten die Aufnahmen nicht die mutmaßliche Tat, doch sie zeigten die jungen Frau und vier junge Männer auf dem Weg zum Tatort im Marienbongard, einer Seitenstraße der Pontstraße.
Noch in derselben Nacht konnte die Polizei die Männer in der näheren Umgebung festnehmen. Tags darauf erließ das Amtsgericht Aachen gegen alle vier Männer einen Haftbefehl.
Gegen diese vier Männer, zum Tatzeitpunkt zwischen 17 und 20 Jahre alt, beginnt am Montag der Prozess am Aachener Landgericht, der Vorwurf lautet gemeinschaftlich begangene Vergewaltigung, umgangssprachlich Gruppenvergewaltigung. Nach Erwachsenenstrafrecht wird eine solche Tat mit mindestens zwei, im Höchstfall mit 15 Jahren Haft bestraft.
Gegen den zur Tatzeit 17-Jährigen muss allerdings nach Jugendstrafrecht verhandelt werden; ob gegen den damals 18-Jährigen und die beiden 20-Jährigen nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht verhandelt wird, liegt im Ermessen der 3. Großen Jugendstrafkammer, deren Vorsitzender Richter Jürgen Beneking ist.
Drei der Männer wohnten bis zu ihrer Verhaftung in Aachen, einer in Alsdorf. Alle vier Männer sind offenbar in Deutschland geboren und „in geregelten Verhältnissen“ aufgewachsen, wie die Aachener Polizei vergangenen Herbst erklärt hatte.
Alle vier Männer sind polizeibekannt und zum Teil wegen Gewalt- und Drogendelikten, wegen Diebstahls, Raubes und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte vorbestraft. Einer der Angeklagten wird im Polizeipräsidium Aachen als sogenannter Intensivtäter geführt. Das Opfer ist eine junge Frau aus der Region Aachen, zu deren Identität die Ermittler aus Opferschutzgründen bislang keine näheren Angaben gemacht haben.
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten ihre Ermittlungen auch deshalb schnell abschließen können, weil zwei der Verdächtigen Videoaufnahmen von Teilen der Gruppenvergewaltigung im Pontviertel angefertigt hatten. Es dauerte nicht lange, bis die Polizei auf den sichergestellten Handys auf die Aufnahmen stieß, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Beweislage war gut.
In Deutschland kommt es seit einigen Jahren vermehrt zu Gruppenvergewaltigungen. Vergangenen Herbst, kurz vor und nach dem Aachener Fall, wurden Gruppenvergewaltigungen in Ulm, Biberach und Düsseldorf registriert. Im Aachener Polizeipräsidium ist in den vergangenen Jahren abgesehen von dem aktuellen kein vergleichbarer Fall bekannt geworden.
Der Prozess beginnt um 9 Uhr in Saal A0.020 des Aachener Justizzentrums. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Gericht beschließt, die Öffentlichkeit von der Verhandlung auszuschließen. Nach derzeitigem Stand der Planung ist die Urteilsverkündung für den 3. April vorgesehen.