NRW-Schulen : Große Unsicherheit bei der Suche nach Lehrkräften für ukrainische Kinder
Düsseldorf Die NRW-Schulen brauchen Lehrer für die vielen jungen Menschen aus der Ukraine – unbedingt. Wie die Suche bislang läuft, darüber gibt es nicht mal eine Statistik. Die Bildungsgewerkschaft GEW sagt: Die Bemühungen in NRW werden nicht reichen.
Um ukrainische Kinder und Jugendliche an den Schulen auffangen zu können, wirbt die Landesregierung intensiv um Personal. Pensionierte Lehrkräfte werden eingeladen, noch mal zurückzukehren. Referendarinnen und Referendare dürfen mehr Unterricht geben als eigentlich vorgesehen. Wie gut oder schlecht diese Bemühungen nun aber funktionieren, darüber hat das Land gar keinen Überblick.
„Da die Schulen ganzjährig Stellen ausschreiben und besetzen können, lässt sich nicht differenziert erfassen, wie viele der zusätzlichen Stellen im Einzelnen besetzt sind“, heißt es dazu erklärend aus dem NRW-Schulministerium. Lediglich die übliche allgemeine Übersicht über die Unterrichtsversorgung wird erstellt. Der nächste Stichtag dafür ist der 1. Juni. Es laufe allerdings eine Abfrage dazu, wie viele ukrainische Lehrkräfte die NRW-Schulen gewinnen konnten. Die Zahlen sollen bald vorliegen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht das Konzept mit Skepsis. „Die Bemühungen der Landesregierung um mehr Lehrkräfte sind grundsätzlich wichtig, werden aber nicht genügen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik unserer Redaktion. „Es gibt derzeit kein Konzept, das flächendeckend den Lehrkräftemangel auch nur in Ansätzen abfedert.“
Bei der Gewerkschaft kommen von den Schulgemeinschaften unterschiedliche Rückmeldungen an, wie ein Sprecher erläuterte. Mancherorts finden sich demnach Kandidaten für die neuen Stellen. Aber gerade an Standorten mit schlechteren Bedingungen gingen Lehrkräfte wegen hoher Arbeitsbelastung in die Teilzeit oder vorzeitig in Pension. Die kehrten nun natürlich nicht zurück in eine noch schwierigere Situation.
„Was an einzelnen Orten funktioniert, ist keine generelle Lösung, insbesondere nicht für Schulen in herausfordernden Lagen. Gerade aber die Schulen bräuchten besondere Unterstützung“, fasst Ayla Çelik zusammen. Ihr Fazit: „Der chronische Mangel wurde zu spät angegangen und das Bildungssystem ist nicht krisenfest.“ Zuletzt hatte bereits der Lehrerverband NRW nach eigenem Eindruck gemutmaßt, die Kapazitäten an pensionierten oder noch studierenden Lehrkräften, die die Schulen verstärken könnten, seien womöglich bald am Ende.
Die Landesregierung führte aus, dass die Schulen weitreichende Möglichkeiten erhalten hätten, kurzfristig zusätzliches Personal einzustellen. 867 zusätzliche Stellen habe man zugewiesen, die sofort ausgeschrieben und befristet besetzt werden könnten. Bewerben können sich nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch andere qualifizierte Personen, zum Beispiel Hochschulabsolventen oder Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung, sofern sie für den Schuldienst geeignet sind.