ERC Advanced Grants : Fünf Millionen für zwei RWTH-Forscher
Aachen Die höchstdotierten Forschungszuschüsse des EU-Forschungsrats sind heute vergeben worden. Zwei RWTH-Wissenschaftler erhalten die Millionenförderung der sogenannten ERC Advanced Grants. Einer sogar schon zum zweiten Mal.
Die RWTH-Professoren Martin Grohe und Heinz Pitsch werden vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit sogenannten Advanced Grants gefördert. Diese zählen zu den prestigeträchtigsten Förderinstrumenten der Europäischen Union. Die Advanced Grants richten sich laut ERC an „führende Forscherinnen und Forscher in ganz Europa“.
Martin Grohe ist Inhaber des Informatiklehrstuhls für die Logik und Theorie diskreter Systeme und erforscht die Ähnlichkeit von Modellen zur Darstellung komplexer Daten, sogenannter Graphen. Heinz Pitsch ist Inhaber des Lehrstuhls für Technische Verbrennung, der mit seinen Forschungen zu wasserstoffbasierten Brennstoffen einen Beitrag zur Energiewende leisten will. Pitsch ist der erste Wissenschaftler an der RWTH, der bereits zum zweiten Mal mit einem Advanced Grant ausgezeichnet wird. Beide Professoren werden nun für jeweils fünf Jahre durch den ERC mit je rund 2,5 Millionen für ihre Forschung und die dafür erforderliche Geräteausstattung gefördert.
Der Ingenieur Pitsch studierte und promovierte in Aachen, war danach unter anderem in Stanford und kehrte 2010 an die RWTH Aachen zurück. Er beschäftigt sich vor allem mit der Erforschung erneuerbarer Energieträger im Bereich der thermochemischen Energieumwandlung. Eine besondere Rolle kommt dabei wasserstoffbasierten Brennstoffen zu, da diese keine klimaschädlichen Abgase verursachen und sehr gut für Speicherung sowie Transport der aus Solar- und Windkraftanlagen produzierten Energie eingesetzt werden können. Für die energetische Nutzung des Wasserstoffs bietet die Verbrennung große Vorteile, ist aber gleichzeitig mit Herausforderungen verbunden, die im Forschungsprojekt Hydrogenate untersucht und genutzt werden sollen.
Im Gegensatz zu konventionellen Brennstoffen kommt es bei der Verbrennung mit Wasserstoff zu Flammeninstabilitäten. Diese können Verbrennungsraten und auch Emissionen von schädlichen Stickoxiden um ein Vielfaches erhöhen. Die Details dieser Vorgänge sind derzeit aber noch unklar. Das Ziel des Hydrogenate-Projekts von Pitsch ist, durch experimentelle Untersuchungen und durch Simulationen Daten zu generieren, die zur Analyse physikalisch-chemischer Prozesse verwendet werden können.
Der Mathematiker Grohe war bis zur Habilitation an der Uni Freiburg, dann in Berlin, Edinburgh, Illinois, Stanford und Santa Cruz. Er erforscht Algorithmen und Komplexität, Logik, Datenbanktheorie, Graphentheorie und Maschinelles Lernen. Ziel seines ERC-Projektes ist, eine übergreifende Theorie von sogenannter Graphähnlichkeit zu entwickeln und ihre Anwendbarkeit für praxisrelevante Probleme zu demonstrieren. Graphen sind vielseitige Modelle zur Darstellung komplexer Daten von chemischen Molekülen bis hin zu sozialen Interaktionen.
Bei der Analyse von graphbasierten Daten ist es eine grundlegende Aufgabe, Graphen zu vergleichen und ihre Ähnlichkeit auf semantisch sinnvolle und algorithmisch effiziente Weise zu messen. Trotz ihrer Bedeutung in vielen Bereichen wurde die Ähnlichkeit von Graphen bislang lediglich für spezifische Anwendungen untersucht. Ein zentrales Problem dabei ist das sogenannte Graphisomorphieproblem, seit mehr als 50 Jahren eines der bekanntesten offenen Probleme in der Informatik. Es fragt nach einem effizienten Algorithmus, der entscheidet, ob zwei Graphen strukturell identisch sind. Im Rahmen seiner Ähnlichkeitstheorie will Grohe mit seinem Team dieses Problem aus einem neuen Blickwinkel angehen.