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21 Prozent in NRW: Frauen verdienen weiterhin deutlich weniger als Männer

21 Prozent in NRW : Frauen verdienen weiterhin deutlich weniger als Männer

Frauen haben in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr im Schnitt 21 Prozent weniger Geld verdient als ihre männlichen Kollegen. Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst habe bei Frauen 17,36 Euro betragen, bei Männern 21,90 Euro.

Das teilte das Statistische Landesamt IT.NRW am Montag mit. Anlass der Erhebung ist der internationale Aktionstag für die Entgeltgleichheit, der sogenannte Equal Pay Day, am 17. März. Damit soll weltweit auf die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern aufmerksam gemacht werden.

„Männer arbeiten in der Regel in besser bezahlten Berufen, zum Beispiel in der Industrie, und Frauen eher in den geringer vergüteten Dienstleistungsbranchen“, sagte Ute Klammer, Geschäftsführende Direktorin des Instituts Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg-Essen, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

In NRW sehe man die bundesweiten Hindernisse für Frauen somit „im Brennglas stärker ausgeprägt“. Männerspezifische Berufe seien angesehener und besser bezahlt als frauentypische Berufe. Oft bleibe dann die Frau zuhause, wenn sich Nachwuchs ankündige.

Laut Klammer kann man NRW aber nicht vom Bund abkoppeln. Die Vorgaben zur Entlohnung seien grundsätzlich überall identisch, es gelte „gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“, sagte sie. „Der Gender Pay Gap existiert überall in Deutschland.“ Ein Strukturwandel könnte den Angaben der Wissenschaftlerin zufolge Abhilfe leisten. So solle man beispielsweise Teilzeitbeschäftigten ermöglichen, leichter in Führungspositionen aufzurücken. Zudem sei die häusliche Arbeit weiterhin zu Lasten der Frauen aufgeteilt – auch das müsse sich ändern.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund NRW fordert, dass frauenspezifische Berufe besser bezahlt werden müssen. Dazu brauche es unter anderem Tarifverträge. „Dort, wo Tarifverträge gelten, ist die Lohnlücke um ganze zehn Prozentpunkte kleiner“, teilte die stellvertretende Landesvorsitzende Sabine Graf mit. Frauen hätten demnach 77 Tage länger im vergangenen Jahr arbeiten müssen, um das Einkommen zu erzielen, das Männer innerhalb des Jahres erhielten.

In NRW veränderte sich den Statistikern nach an der ungleichen Bezahlung in den vergangenen Jahren nur sehr wenig. 2006 lag die Lohnlücke bei 24 Prozent, 2018 bei 22 Prozent.

Auch im Rest von Deutschland werden die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen nur langsam kleiner. Im vergangenen Jahr war der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen um 20 Prozent niedriger als der von Männern. Vor einem Jahr hatte der Unterschied 21 Prozent betragen und 2014 waren es 22 Prozent. Europaweit liegt Deutschland damit auf dem vorletzten Platz. Nur in Estland fiel im Jahr 2018 der Lohnunterschied noch größer aus.

Die Lohnlücke fiel im Osten mit 7 Prozent erneut deutlich geringer aus als im Westen. Hier wirkt sich immer noch aus, dass Frauen in der früheren DDR besseren Zugang auch zu besser bezahlten technischen Berufen hatten und häufiger auf vollen Stellen arbeiteten.

Den Berechnungen zufolge bleibt eine bereinigte Gehaltslücke von zuletzt 6 Prozent – also das, was Frauen bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit weniger verdienen als Männer. Auch diese Zahl ist tendenziell leicht rückläufig, wird aber nur alle vier Jahre genauer erhoben, zuletzt im Jahr 2014. Neuere Ergebnisse sollen erst Mitte dieses Jahres vorliegen. Das Bundesamt vermutet, dass sich ein Teil dieser verbleibenden Lücke durch die Karrierebrüche von Frauen erklären lässt, die ihre Erwerbsarbeit beispielsweise zur Kindererziehung unterbrochen oder reduziert haben.

Dies wird auch gestützt durch eine Studie der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Frauen übernähmen nach wie vor deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer – etwa Kinderbetreuung oder Aufgaben im Haushalt. Die Studie hat auch einzelne Berufe mit besonders hohen Einkommensunterschieden identifiziert. Bei gleicher Leistung und Qualifikation verdienen Frauen in Verkauf, Vertrieb und bei Banken weiterhin deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Anlass der Veröffentlichung ist der so genannte Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf den 17. März fällt. Der Termin gibt symbolisch an, bis zu welchem Tag im Jahr Frauen praktisch unbezahlt gearbeitet haben, obwohl sie die gleiche Arbeit wie Männer leisten, die bereits seit dem 1. Januar bezahlt werden. Unterschiede nach Qualifikation, Branchen oder Teilzeitquote werden hier nicht gemacht.

(dpa/jas)