Annes Welt : Fit for... was eigentlich?
Meinung Aachen Na, haben Ihre guten Vorsätze den Silvesterkater überdauert? Viele widmen sich ja im Januar der körperlichen Instandsetzung, nachdem sie zu Weihnachten einen veritablen Ranzen „gekriegt“ haben.
Fitnessstudios verzeichnen Rekordumsätze. Da werden Gewichte gestemmt, als wäre „Mann“ ein Gabelstapler. Dazu wird gekeucht und gestöhnt, wie man es sonst nur aus der Erotikbranche kennt. Der Laminatboden neben den Fahrrädern und Laufbändern sieht aus, als hätte man eine Talsperre gesprengt und beim ein oder anderen hängt die Zunge raus wie eine Wasserrutsche bei der Notlandung.
Alles völlig normal, wenn man urplötzlich seinen Körper auf Teufel komm raus instagram-tauglich trimmen möchte. Und auch völlig normal, dass so nicht wenige schon nach kurzer Zeit zur Karteileiche werden und vom Mitglied zum Sponsor mutieren. Alles nichts für mich.
Ich wünschte mir zu Weihnachten einen Fitness-Tracker mit Pulsmesser, Aktivitätstracker, Schlafanalyse, Musiksteuerung, und einem „Stasi Upgrade“, das dir ungefragt Playlists aus Atemfrequenz und Kalorienverbrauch um die Ohren haut. Immer nach dem Motto: Lebe gesund, sonst knips ich dir das Licht aus. Dafür sorgt unter anderem eine Art Whistleblower-Funktion, die Echtzeit-Trainingsstatistiken metrisch erfasst und protokolliert, aber leider auch festhält, was man wieder alles nicht gemacht hat. Unfassbar, aber diese „Pulswanze“ ist leistungsstärker als der Bordcomputer einer russischen Trägerrakete.
Theoretisch alles super, praktisch bin ich aber überfordert. Ich wollte nur das Datum einstellen und habe dabei 17 Mails verschickt, einen Laubsauger ersteigert und mich in die Überwachungskamera eines amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisses eingehackt.
Will ich erst Maschinenbau studieren müssen, um meinen Körper verstehen zu können? Nein, ich brauche diesen Overkill genauso wenig wie ein 72-Stunden-Deo, ein „Hundert in einem“-Spülmaschinen-Tab oder Outdoorjacken bis Minus 40 Grad – für Sonntagsspaziergänge. Ein einfacher Schrittzähler, da sage ich nicht nein. Mit nur einer Funktion. Ein Gadget, bei dem man keine Angst haben muss, per Knopfdruck das Internet zu löschen. Und das nicht unterscheiden kann zwischen Schritten auf dem Laufband und denen zur Eisdiele „Lecko mio“ – das wär’s…