„Verkauft und vergewaltigt“ : Ex-Sklavin sagt gegen Leverkusenerin aus
Düsseldorf/Leverkusen Nach Syrien ausgewanderte deutsche Islamistinnen sollen sich dort Sklavinnen gehalten haben. Eine der versklavten Frauen sagte nun gegen eine mutmaßliche IS-Terroristin aus Leverkusen als Zeugin aus.
Eine von der Terrormiliz IS versklavte Irakerin hat in Düsseldorf am Donnerstag von ihrem jahrelangen Leidensweg berichtet. Die 30-Jährige sagte im Oberlandesgericht am Donnerstag gegen eine mutmaßliche IS-Terroristin aus Leverkusen als Zeugin aus. Derzeit befindet sich die Irakerin in einem Zeugenschutzprogramm des Bundeskriminalamts.
Der IS habe sie im August 2014 gefangen genommen, berichtete die Jesidin. „Die Männer und Jungen wurden sofort erschossen.“ Ihr Vater und zwei ihrer Brüder seien dabei gewesen und von IS-Männern umgebracht worden. „Die haben Freude daran gehabt, Ungläubige umzubringen“, sagte die Zeugin.
Ihren damals dreijährigen Bruder habe sie retten können, indem sie ihn als ihren Sohn ausgegeben habe. „Die Frauen wurden nach Alter und Schönheit sortiert.“ Sie selbst habe sich vor den IS-Männern ausziehen müssen, die ihren Körper begutachtet hätten. Dann sei sie als Sklavin nach Syrien gebracht worden. „14 Mal wurde ich beim IS verkauft, verschenkt und umgetauscht“, sagte sie. „Zwölf Mal wurde ich vergewaltigt.“
Schließlich sei sie als Sklavin der Konstanzerin O. zugewiesen worden, der in Düsseldorf derzeit ebenfalls der Prozess gemacht wird. Von deren Ehemann sei sie mehrfach vergewaltigt worden, die Konstanzerin habe ihrem Mann dabei geholfen.
Diese habe sie auch rund 50 Mal zu der angeklagten Leverkusenerin mitgenommen. Dort habe sie in deren Haus putzen und aufräumen müssen. „Ich war die Dienerin. Ich war gezwungen, all das zu tun“, sagte die 30-Jährige am Donnerstag.
Als sie die Angeklagte das erste Mal sah, habe diese eine Pistole getragen. Sie habe auch immer die Haustür abgeschlossen, wenn sie dort gewesen sei, damit sie nicht fliehen konnte. „Sie hat mich nie geschlagen, sich aber sich aber auch nicht bedankt.“
Bei Luftangriffen habe die Tochter der Angeklagten geweint und geschrien. Ihre Mutter habe sie deswegen geschlagen. Das Mädchen habe weder Spielzeug noch Süßigkeiten bekommen, dafür aber IS- Propagandavideos sehen dürfen. Darunter seien auch Enthauptungen gewesen. Der Mann der Angeklagten sei ein IS-Kämpfer und Religionsgelehrter gewesen, ein „Scharia-Mann“.
Die mutmaßliche IS-Terroristin und Syrien-Rückkehrerin aus Leverkusen hatte am Mittwoch ein Teilgeständnis abgelegt. „Ich bereue, dass ich meine Tochter diesen Gefahren ausgesetzt habe. Ich schäme mich, aus egoistischen Gründen dem IS geglaubt zu haben“, hatte sie gesagt. Die Jesidin habe sie aber „immer gut behandelt“. Der 35-jährigen Deutschen werden unter anderem Kriegsverbrechen, Menschenhandel und Freiheitsberaubung vorgeworfen.
Anfang März 2020 war die Leverkusenerin mit ihren Kindern in kurdische Gefangenschaft geraten. Bei ihrer Einreise am Frankfurter Flughafen war sie festgenommen worden, seither sitzt sie in Untersuchungshaft. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat für den Fall Verhandlungstage bis 22. April angesetzt.