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Experte zum Missbrauchsfall Lügde: Einzelne Hinweise sind oft unscheinbar

Experte zum Missbrauchsfall Lügde : Einzelne Hinweise sind oft unscheinbar

Rund ein Jahr nach der ersten Pressekonferenz zum Missbrauchsfall Lügde fordert ein Experte bessere Warnmechanismen. Außerdem warnt er davor, Mitarbeiter der Jugendämter zu schnell an den Pranger zu stellen.

Gefordert sind bessere Warnmechanismen. „Und zwar auch im Zusammenspiel mit Polizei, Staatsanwaltschaft und dem Gesundheitswesen. Wir müssen alle vorliegenden Informationen koordinierter beraten. Einzeln betrachtet sind Hinweise oft unscheinbar“, sagte Karl Materla von der Bundesarbeitsgemeinschaft Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD) der Deutschen Presse-Agentur.

Materla vertritt als Bundesvorsitzender die Interessen von Mitarbeitern in den Jugendämtern der Kommunen. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es in diesem Bereich über 3700 Stellen. „ASD-Arbeit war in der Politik lange nicht das Kernthema. Ich bin aber positiv gestimmt. Das Land hat seine Verantwortung erkannt und steht jetzt im Wort“, sagte der ehemalige Leiter des Kommunalen Sozialdienstes (KSD) der Stadt Münster.

Der Experte warnte davor, Mitarbeiter in den Jugendämtern zu schnell an den Pranger zu stellen. „Es kann nicht gewollt sein, dass Jugendämter aus Lügde das Fazit ziehen, nur rigide und schnelle Eingriffe schafften Sicherheit im Kinderschutz. Das Primat der Hilfe vor Intervention muss in der Sozialarbeit weiter Vorrang haben“, sagte Materla.

(dpa)