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Düsseldorf: Verkehrsminister Hendrik Wüst kritisiert neue Umweltspur

Stau im Süden der Stadt : Verkehrsminister kritisiert neue Düsseldorfer Umweltspur scharf

Der Düsseldorfer Berufsverkehr staut sich am Montagmorgen bis auf die Autobahn - wegen der neuen Umweltspur, kritisiert der Verkehrsminister. Die Stadt spielt den Ball zurück.

Mit scharfen Worten hat NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am Montag die neue Düsseldorfer Umweltspur kritisiert: „Pendler wie Störenfriede zu behandeln, ist nicht in Ordnung“, sagte Wüst laut Mitteilung seines Ministeriums. Pendler erarbeiteten „die wirtschaftliche Stärke der Stadt. Die fahren ja nicht aus Jux und Dollerei.“ Laut Wüst löste die neue, dritte Umweltspur am ersten Tag nach den Herbstferien Staus bis auf die Autobahn A46 aus. Der Minister stellte die Verkehrssicherheit der Spur in Frage. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) warf Wüst im Gegenzug ein Ablenkungsmanöver vor.

„Wir werden kein künstlich erzeugtes erhöhtes Unfallrisiko in den A46-Tunneln akzeptieren“, sagte Wüst. Bereits die ersten beiden - kürzeren - Umweltspuren hätten zu Rückstau bis auf die Verzögerungsspur der A46 geführt. Das Ministerium habe Berichte zu den beiden ersten Umweltspuren angefordert. Noch bevor die Anfang Oktober vorgelegen hätten, habe Düsseldorf aber schon die dritte Spur beschlossen. Hier habe die Stadt Düsseldorf „nicht sauber gearbeitet“, hieß es am Montag aus dem Verkehrsministerium.

Düsseldorfs Oberbürgermeister sagte am Montag auf dpa-Anfrage: „Mit seiner Kritik an der Umweltspur kann der Verkehrsminister nicht davon ablenken, dass er im Wahlkampf versprochen hatte, NRW vom Ruf der Staulandes zu befreien. Ganz offensichtlich gibt es hier noch zahlreiche Baustellen.“ So habe es am Montag rund 300 Kilometer Stau in NRW gegeben - „auf die Umweltspur entfiel dabei nur ein kleiner Anteil“, so Geisel. Die dritte Umweltspur sei ansonsten „auf Betreiben des Landes“ beziehungsweise von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) in den Luftreinhalteplan für Düsseldorf aufgenommen worden.

Geisel hatte die Umweltspuren in den letzten Monaten immer wieder verteidigt: Es gehe nicht darum Autofahrer zu drangsalieren, sondern Fahrverbote zu verhindern. Düsseldorf hatte im April testweise die ersten Umweltspuren eingeführt, auf denen Busse, Taxis, Elektroautos und Fahrräder fahren dürfen. Inzwischen sind sie auch für Fahrgemeinschaften frei. In den Herbstferien wurde eine dritte Umweltspur eingerichtet, die am Montag vor allem im Süden der Stadt für Staus sorgte.

Der Chef des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), Ronald Lünser, lobte am Montag in der „Rheinischen Post“ Umweltspuren als gutes Mittel, um mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen: „Wir können den Nahverkehr noch so sehr ausbauen - wenn man nicht gleichzeitig den Mut hat, den Individualverkehr unattraktiver zu machen, wird kein Autofahrer umsteigen“, sagte Lünser dem Blatt.

Mit einer ironischen Aktion sorgte unterdessen ein stadtbekannter Düsseldorfer DJ am Montag für Erheiterung in den Sozialen Netzwerken: Theo Fitsos war mit einer Pferdekutsche von der Universität Richtung Innenstadt über die Umweltspur gefahren - und hatte Altbier an Autofahrer im Stau verteilt. Was nach Fitsos Worten einige Busfahrer in Wallung brachte, die nicht an ihm vorbei kamen, wurde im Internet vielfach bejubelt. Fitsos zur dpa: „Wenn die Pendler morgens schon genervt in unsere Stadt kommen, sollen sie abends wenigstens bei einem Altbier denken: nicht alles schlecht in Düsseldorf.“

(dpa)