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Region: Dürener Geschichtswerkstatt: Datenbank zum jüdischen Leben

Region : Dürener Geschichtswerkstatt: Datenbank zum jüdischen Leben

Die Idee, eine Datenbank einzurichten und die Spuren jüdischen Lebens in Düren zu dokumentieren, reicht einige Jahre zurück. Die Geschichtswerkstatt Düren wollte sich schon seit ihrer Gründung 1987 darum kümmern. Es entstand zunächst ein Zettelkasten, eine Sammlung von Fundstellen, Hinweise auf Publikationen von Wissenschaftlern und anderen Geschichtsvereinen.

„Vor einem Vierteljahrhundert war es ein ziemliches Unterfangen, eine elektronische Datenbank aufzubauen“, blickt der Vereinsvorsitzende Bernd Hahne zurück. Ein noch größeres Unterfangen war es aber, diese wachsende analoge Sammlung auf Dauer zu überblicken. Nicht zuletzt Dank der rasanten Fortschritte in der Informationstechnologie unternahm der Verein daher um die Jahrtausendwende den zweiten Anlauf — und pflegt seitdem eine öffentlich zugängliche Sammlung von Spuren jüdischen Lebens in Stadt und Kreis Düren.

Rege Kontakte

Grundstock der mittlerweile 6200 Namen umfassenden Datenbank waren die Rechercheergebnisse von Friedel Gaspers, einem Mitarbeiter des Dürener Stadtarchivs, und die Ergebnisse der Forschungen von Regina Müller, die das Buch „Um Heimat und Leben gebracht. Zur Geschichte der Juden im alten Landkreis Düren 1830-1945“ verfasste. „Alles, was uns zur Verfügung stand, haben wir gesammelt und eingepflegt“, sagt Bernd Hahne. Dabei ergaben sich rege Kontakte zu vielen anderen Vereinen und Institutionen in anderen Städten, die solche Datenbanken pflegen.

„Ein Phänomen war, dass wir sehr schnell über Dubletten, Widersprüche in den Biografien und ungeklärte Fragen gestolpert sind“, blickt Bernd Hahne zurück. Der Ehrgeiz war geweckt — und hält bis heute an. Mittlerweile reichen die Einträge bis weit ins 18. Jahrhundert und darüber hinaus zurück.

Die Quellenarbeit ist bisweilen mühsam. Die Aufzeichnungen der jüdischen Gemeinde wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Zugänglich sind jedoch alte Telefonbücher und Unterlagen der Finanz- und Zollbehörden, die die Mitglieder der Geschichtswerkstatt unter die Lupe nehmen. Im Rahmen ihrer Ausstellungen zur Stadtgeschichte wurden bislang die Zeitungen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gesichtet. „Wir finden oft Mosaiksteine, die sich zu einem Bild zusammenfügen“, sagt Hahne.

Hinweise können beispielsweise Zeitungsannoncen von jüdischen Geschäften sein, deren Existenz bis dato unbekannt war. Fundstellen sind immer wieder auch Akten und Unterlagen, die dem Verein überlassen werden. Erleichtert wird die Arbeit durch das Internet, durch das viele Materialien mittlerweile digital vorhanden sind.

Die Datenbank wird rege genutzt. Immer wieder erhält der Verein Anfragen aus aller Welt zum Schicksal der Dürener Juden während der NS-Zeit. „Besonders die Generation der Enkel stellt Fragen zur eigenen Herkunft“, sagt Hahne. „Man fängt an zu schlucken, wenn man die Deportationslisten der Jahre 1941 bis 1942 liest“, fügt er hinzu. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Düren reicht ins 13. Jahrhundert zurück. Nach zwölf Jahren NS-Terror war die Hälfte der fast 400 jüdischen Bürger ermordet worden, die andere Hälfte konnte fliehen.

Die Datenbank im Internet: www.geschichtswerkstatt-dueren.de